Das Gold der Deutschen

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von Ursula Kampmann

21. Juni 2018 – Er kostet nur 24,90 Euro, jener opulente Prachtband, der unter den Auspizien von Bundesbankvorstand Carl-Ludwig Thiele im Hirmer-Verlag publiziert wurde. Und das, obwohl wirklich alles eingesetzt wurde, was bibliophile Bildbände ausmacht. Vom Gold geprägten Leineneinband mit Lesebändchen über das modern-zurückhaltende Design bis hin zu den spektakulären Fotos, angefertigt von den besten Fotographen, die man für Geld anheuern kann. Kurz, das Buch ist ein Schnäppchen. Wann bekommt der Leser für so wenig Geld so ein Buch?

Carl-Ludwig Thiele (Hrsg.), Das Gold der Deutschen. Hirmer Verlag, München 2018. 160 S. durchgehend farbige Abbildungen. Hardcover. 22,3 x 28,7 cm. ISBN: 978-3-7774-3074-4. 24,90 Euro.

Transparenz-Offensive

Und da die Deutsche Bundesbank nicht gerade dafür bekannt ist, dass sie etwas verschenkt, gibt es einen Grund, warum das so ist. Dieser Grund heißt amtsdeutsch „Transparenz-Offensive“. Oder, wie Carl-Ludwig Thiele es in seinem Vorwort ausdrückt: „Nachdem die Goldreserven der Bundesrepublik auf diese Weise lange Zeit weitgehend dem Blickfeld von Bevölkerung, Politik und Medien entrückt waren, nahm das öffentliche Interesse in den Jahren der Finanz- und Schuldenkrise zu und die Bundesbank wurde mit dem Wunsch nach detaillierteren Informationen über das von ihr verwahrte Gold konfrontiert. Das ging so weit, dass sogar öffentlich Zweifel geäußert wurden, ob die deutschen Goldbestände im Inland und im Ausland noch vorhanden und tatsächlich „echt“ seien. Um den Zweifeln entgegenzutreten, beschloss der Vorstand der Bundesbank, transparenter mit der zweitgrößten Goldreserve der Welt umzugehen.“

Ein Achtel der Staatsschulden

Mit anderen Worten: Dieses Buch wurde herausgegeben, um uns Bürger davon zu überzeugen, dass unser deutscher Euro sicher ist, und Deutschland über genügend große Goldreserven verfügt. 3.400 Tonnen waren das zum Zeitpunkt der Drucklegung des Buchs. Dies entspricht beim heutigen Goldpreis beeindruckenden 120,7 Milliarden Euro. Mit anderen Worten etwa ein Achtel unserer Staatsschulden können wir locker mit dem in der Bundesbank gehortetem Gold decken.

Gold als Währungsbestandteil

Aber das ist ein anderes Thema und soll uns an dieser Stelle nicht beschäftigen. Schauen wir uns lieber das Buch an, und das lässt keine Wünsche offen. Hendrik Mäkeler, seit November 2017 Leiter der Numismatik und Geldgeschichte in der Deutschen Bundesbank, hat den numismatischen Teil geliefert.

Der ist natürlich von hoher Qualität, wie bei jemandem, der schon als 16jähriger den Eligiuspreis der DNG gewann, nicht anders zu erwarten. Ausgehend von der heutigen Situation mit einem kurzen Seitenblick auf die Währungsverhältnisse im deutschen Kaiserreich und die Entscheidung von Bretton Woods rollt der Autor die Bedeutung des Goldes als Zahlungsmittel beginnend mit dem lydischen König Kroisos auf. Die Illustrationen sind der exquisiten Sammlung der Deutschen Bundesbank entnommen.

Das Gold der Bundesbank

Nach einer kleinen Bildstrecke von attraktiven Goldbarren übernimmt Wolfgang Schulte vom Goldkompetenzzentrum im Zentralbereich Zahlungsverkehr der Deutschen Bundesbank. Er rekonstruiert, woher die deutschen Goldvorräte kommen, und wo sie in der Vergangenheit gelagert wurden.

Woher kommt das Gold der deutschen Gedenkmünzen?

Übrigens, wenn Sie eine der Goldmünzen der BRD besitzen, zum Beispiel die „letzte Mark“, dann liegt bei Ihnen ein kleiner Teil unserer ehemaligen Währungsreserve. Denn das Gold dafür stammt aus den Beständen der Deutschen Bundesbank. Insgesamt 95 Tonnen flossen bis Ende 2017 in die Münzprägung.

Das Buch endet – nach einer weiteren Bildstrecke mit Goldbarren – mit einem Beitrag zum Metall Gold. Vor allem, wer über Prüfverfahren Näheres wissen will, sollte diesen Teil aufmerksam lesen.

Kurz, es wird für relativ wenig Geld sehr viel geboten. Und da kann man durchaus in Kauf nehmen, dass dieses Buch in erster Linie als Werbung für die Deutsche Bundesbank gedacht ist.

Kaufen können Sie das Buch direkt beim Verlag.

Anlässlich der Ausstellung „GOLD. Schätze in der Deutschen Bundesbank“ hielt Carl-Ludwig Thiele am 30. April 2018 eine Eröffnungsrede.

Die MünzenWoche berichtete natürlich über die Ausstellung.

Und wenn Sie wissen möchten, ob es wirklich Gold für eine stabile Währung braucht, empfehle ich Ihnen das wirklich witzige Buch von Terry Pratchett, Schöne Scheine.

Wir hatten es 2015 einmal als Weihnachtslektüre für Münzfreunde empfohlen (bitte im Artikel ganz nach unten scrollen).