Das Ende von Krause Publications?

F+W, der Mutterkonzern von Krause Publications, hat Insolvenz angemeldet. Photo: Melinda Gimpel on Unsplash.
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Man kann es mit einem Erdbeben der Stärke 9 auf der Richterskala in der numismatischen Medienlandschaft vergleichen. Das Epizentrum: Die Zentrale der F+W in New York. Münzsammlern außerhalb der USA ist der Name kaum ein Begriff, dabei gehört F+W einer der bedeutendsten Global Player in der numismatischen Medienlandschaft, seit die Gruppe im Jahr 2002 Krause Publications aufkaufte. Damals liefen die Geschäfte noch glänzend.

Doch nun wurde bekannt, dass der Konzern sich verspekuliert hat und von seiner Schuldenlast erdrückt wird. Vergangene Woche musste F+W Insolvenz anmelden und wird in den nächsten Monaten aufgelöst. Zahlreiche numismatische Publikationen wie Numismatic News und World Coin News, Krauses bekannte Referenzkataloge Standard Catalog of World Coins sowie der Wettbewerb Krause’s Coin of the Year Award (COTY) könnten damit vor ihrem baldigen Ende stehen.

F+W: ein Großkonzern

F+W wurde 1913 in New York gegründet und gab damals zwei Zeitschriften heraus. Heute besteht der Konzern aus zwei großen Bereichen: dem Verlagssektor für Bücher und den sogenannten Communities, die Zeitschriften, Websites, e-Learning und aktuell 21 e-Commerce-Shops umfassen. Das Themenspektrum deckt alle nur denkbaren Bereiche von Hobbyaktivitäten ab: Basteln und Handwerksarbeiten, Messer und Antiquitäten, Jagd und Kunst – und eben auch Münzen.

Die Numismatik ist die Domäne von Krause Publications, das alleine 46 Zeitschriften und Magazine herausgibt (nicht nur numismatische), aber auch 15 Münzbörsen organisiert und stattliche 750 Titel in seinem Verlagsprogramm vorweist, darunter zahlreiche Referenzkataloge für Münzen und Geldscheine wie Bank Note Reporter, Standard Catalog of World Coins und den Standard Catalog of World Paper Money.

Sinkende Einnahmen und gigantische Fehlinvestitionen führten über Jahre in eine Abwärtsspirale.

Die Schuldenspirale: sinkende Einnahmen, falsche Investitionen

2018 machte der F+W-Konzern einen Umsatz von 67,7 Millionen US-Dollar, allein 22 Millionen davon entfielen auf die Verlagssparte. Doch laut Insolvenzantrag stehen dem Außenstände in Höhe von 105,2 Millionen US-Dollar gegenüber. (Es sollen zwischen 1.000 und 5.000 Schuldner sein, so genau weiß das keiner, die Liste alleine füllt 543 Seiten der Aktenordner!) In der Kasse sind dagegen nur noch 2,5 Millionen Dollar. Wie konnte es dazu kommen?

Zwei gegenteilige Entwicklungen sind die Ursache. Auf der einen Seite nahm die Anzahl der Werbekunden und der Zeitschriftenabonnenten kontinuierlich ab. Diese Erfahrung machen zahlreiche Medien, vor allem auch Tageszeitungen. So schrumpfte die Zahl der Abonnenten von 33,4 Millionen im Jahr 2015 auf aktuell 21,5 Millionen. Dies bedeutet gleichzeitig, dass die Produkte weniger attraktiv für Werbekunden werden und entsprechend sanken die Werbeeinnahmen von F+W in demselben Zeitraum von 20,7 auf 13,7 Millionen US-Dollar.

Wirklich problematisch hingegen waren die verzweifelten Versuche der Unternehmensleitung, durch innovative Ansätze schwarze Zahlen zu schreiben. F+W setzte dabei auf die Karte e-Commerce: Man kaufte Produkte, lagerte sie ein und bot sie den Kunden in Onlineshops an.

CEO Gregory Osberg konstatiert im Insolvenzantrag, dass die Kosten für den e-Commerce exorbitant gewesen seien und auch das Verhältnis zu den Kunden darunter gelitten habe. Vor allem die F+W-Website musste dafür komplett modernisiert werden – eine einzige Fehlinvestition. Die Handwerks- und Bastelsparte hat 2018 für e-Commerce etwa 6 Millionen US-Dollar ausgegeben – und nur die Hälfte davon wieder reingeholt.

Der Neuanfang – Anfang vom Ende

Im Jahr 2017 hat F+W 15 Millionen US-Dollar für Restrukturierungsmaßnahmen eintreiben können. Wie Osberg ausführt, wurde das gesamte Geld in nur einem halben Jahr durch Missmanagement verpulvert. Daraufhin wechselte man im Frühjahr 2018 die gesamte Firmenleitung aus und verkaufte kleinere Spartenpublikationen wie „Blade“ und die e-Commerce-Aktivität von „Keepsake Quilting“. Die knapp 7 Millionen US-Dollar, die damit hereinkamen, waren nur ein Tropfen auf den heißen Stein.

Zur Zeit setzt F+W sein Geschäft fort, während man versucht, alle Anteile zu verkaufen, um die Schulden begleichen zu können. F+W Books soll Ende Mai verkauft werden, bis Mitte Juni sollen die Communities folgen. Das dürfte das Ende von F+W bedeuten. Doch für welche Firmenbereiche sich überhaupt Käufer finden und wie es mit den Zeitschriften, Verlagen und Onlineangeboten weitergeht, ist noch völlig offen. Das gilt auch für Krause Publications mit seinem riesigen Angebot für Münzsammler.

Wie F+W zu Krause Publications kam und die Geschichte von Krause lesen Sie in unserem Nachruf auf Chester L. Krause, der das Unternehmen 1952 gegründet hatte.

Ausführliche Berichte über die Insolvenz von F+W finden Sie in der US-amerikanischen Onlinepresse wie eCommerce Bytes und New York Post.

Auch CoinWorld hat berichtet.