Unsere schöne und unbegreifliche Welt im Bilde der Medaillen Bernd Göbels

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von Ursula Kampmann

19. April 2018 – Bernd Göbel (*1942) gilt als einer der großen Medailleure der Gegenwart. Seine erste Auszeichnung erhielt er im Jahr 1973. Ihn würdigte die American Numismatic Society genauso wie die DDR, die ihm 1984 ihren Kunstpreis verlieh. Seine letzte große Anerkennung erhielt er mit dem renommierten Hilde-Bröer-Preis im Jahr 2012. Aus diesem Anlass erschien ein opulentes Werksverzeichnis, das Ulf Dräger 2017 mit einem attraktiven kleinen Bildband um die neuesten Medaillen der vergangenen fünf Jahre aus dem Oeuvre Bernd Göbels ergänzt.

Bernd Göbel, Medaillen 2012-2017. Mit einem Essay von Ulf Dräger: „Schönheiten und Unbegreiflichkeiten – neue Medaillen für das 21. Jahrhundert“. Mitteldeutscher Verlag, Halle 2017. 52 S., durchgängig Abbildungen in Farbe. 22,7 x 26,7 cm. Hardcover. ISBN: 978-3-95462-949-7. 14,95 Euro.

Enthält das Werksverzeichnis von 2012 insgesamt 193 Medaillen und Münzentwürfe, führt Ulf Dräger das Werksverzeichnis weiter bis zur Nummer 220. Ein Zeugnis dafür, dass der Künstler in der Reife seiner Schaffenskraft sich gerne der kleinen Form zuwendet, in der er leichter als bei Denkmal oder Skulptur seine politischen und gesellschaftlichen Anliegen vermitteln kann. Und dass Bernd Göbel klare Ansichten hat, zeigen eine ganze Reihe seiner zeitkritischen Werke: „Landnahme“, „Für Edward Snowden“, „Die Anbetung des Trojanischen Geldschranks“, „Athenas Erbe“ und „Karriereleiter“ … All diese Werke zeugen von der zutiefst pazifistischen und wirtschaftskritischen Einstellung des Künstlers.
Bernd Göbel hat eine klare Vorstellung, wie schön die Welt sein kann. Und wenn man sich Werke wie „Ausblick aus der Sennerei“ ansieht, in die seine ganze Liebe zur ruhigen Weltbejahung eingeflossen ist, dann begreift man, wie sehr es ihn verletzen muss, dass unsere Welt nicht der friedlichen Selbstgenügsamkeit huldigt, sondern das mehr und mehr Haben im Mittelpunkt steht. Die Wirtschaft als Treiber von Krieg und Ausbeutung – sie ist immer wieder Thema bei Bernd Göbel genauso wie die menschliche Gier als Quelle der Uneinigkeit.

Ulf Dräger, einem bekennenden Verehrer der modernen Medaillenkunst, ist dieses Büchlein zu verdanken, das auf der einen Seite knappes Werksverzeichnis ist, auf der anderen Seite genügend großformatige Bilder liefert, um die Darstellungen wirklich bis ins Details verstehen und würdigen zu können.

Wer Göbels durchdachte Kunstwerke im Medaillenformat mit den offiziellen, in gigantischen Mengen geprägten Gedenkmünzen vergleicht, wird sich wundern, warum die zeitgenössische Münzprägung Millionen von Sammlern hat, während seine Werke in Kleinstauflagen erscheinen.

Dieses Schicksal teilt Bernd Göbel mit all seinen Kollegen in der Medailleurskunst. Und deshalb ist es wichtig, immer wieder Werksverzeichnisse unserer zeitgenössischen Künstler zu publizieren und ihre Kunstobjekte in Ausstellungen zugänglich zu machen. Nur so wird augenscheinlich, welche Tiefe und Bedeutung numismatische Kunstwerke haben können. Denn Qualität misst sich sicher nicht an der Auflage.

Der Band ist im Mitteldeutscher Verlag erschienen, wo Sie ihn auch direkt bestellen können.