Schottlands Unabhängigkeit und die Währung

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von Nick Mayhew

18. September 2014 – Das Datum der Abstimmung rückt näher, doch die Frage, welche Währung in einem unabhängigen Schottland umlaufen könnte, bleibt weitgehend unbeantwortet. Vor der Weltfinanzkrise von 2007/8 hatten die schottischen Nationalisten ihre Absicht erklärt, der Euro-Zone beizutreten. Doch die internationale Bankenkrise enthüllte auch für den Euro schmerzhafte Probleme. Wenn diese Probleme mittlerweile auch weitgehend bewältigt scheinen, so hat die Erfahrung der schwächeren Wirtschaften an Europas Rand innerhalb einer von der starken deutschen Wirtschaft beherrschten Eurozone die Vorstellung, Schottland könne den Euro übernehmen, doch deutlich weniger attraktiv erscheinen lassen.

Edinburgh ist die Hauptstadt Schottlands und Sitz des Parlamentes. Foto: Nicolai Schäfer.

Es wurde auch schon vorgeschlagen, dass Schottland im Fall eines „Ja“ in der Sterling-Zone verbleiben möchte. Während das britische Parlament in Westminster eine solche Option mehr oder weniger abgelehnt hat, argumentieren die schottischen Nationalisten, dass irgendein Übereinkommen doch geschlossen werden müsse, falls Schottland für die Unabhängigkeit stimme. Eine Lösung müsste man in der Tat finden, aber die Kontrolle der Finanzen, die das britische Finanzministerium und die Bank of England über die schottische Wirtschaft ausüben würden, um die Stabilität des Pfund Sterlings zu garantieren, würde notwendigerweise Schottlands Parlament schmerzhafte Einschränkungen auferlegen. Unter diesen Umständen wäre ein unabhängiges Schottland wohl kaum wirklich unabhängig.

Schottland. Alexander III. Penny, o.J. (um 1250/1280), Stirling. Aus Auktion Künker 137 (2008), 3349.

Vom zwölften bis zu den ersten Jahren des achtzehnten Jahrhunderts verfügte Schottland immerhin über eine eigene Währung. Bis zur Mitte des vierzehnten Jahrhunderts war die unabhängige schottische Währung dem englischen Sterling angeglichen und die beiden Münztypen liefen mit gleichem Nennwert in beiden Königreichen um. Doch nach dem Schwarzen Tod begann Schottland seine Währung herabzusetzen, das heißt abzuwerten. Es gab einige gute Gründe für diese Entscheidung, durch die Schottland seine Währung den Währungen seiner Handelspartner auf dem Kontinent stärker annäherte.

Die Abwertung ließ auch schottische Exporte im Ausland billiger werden. Das Modell einer kleineren Wirtschaft, die ihre Währung ein wenig unterhalb derjenigen ihres mächtigeren Nachbars festsetzt, erlaubt dem kleineren Land, vor den Folgen der Entscheidungen des großen Bruders zu flüchten.

Schottland. Charles I. Unite, o.J. (1637-1642), Edinburgh. Seaby 5531. Aus Auktion Künker 245 (2014), 222.

Doch die Geschichte lehrt, dass auch gemäßigte Abwertungen nur zu oft außer Kontrolle geraten und eine zunehmend zerstörerische Inflation entstehen lassen. Im siebzehnten Jahrhundert war die schottische Währung gerade noch ein Zwölftel des Sterling wert. Diese Phase verdeutlicht, wie unter der einen Krone der Stuarts zwei getrennte Königreiche und ihre Währungen so organisiert waren, dass der schottische Schilling nicht mehr wert war als ein englischer Penny. Doch die weiterbestehende Unabhängigkeit der schottischen Münzstätte führte zu einer Neugeburt der charakteristischen schottischen Münze „merk“ und einer umfangreichen Prägung in Kupfer. Erst mit dem Act of Union von 1707 wurden die Prägungen der beiden Königreiche wirklich eine einzige.

Schottland. Mary. Ryal, 1565, Edinburgh. Seaby 5425. Aus Auktion Künker 246 (2014), 2713.

Im einundzwanzigsten Jahrhundert könnte die Münzprägung eines unabhängigen Schottlands unter dem Hause Windsor Elemente der schottischen Heraldik betonen. Die Prägungen des siebzehnten Jahrhunderts bieten Beispiele dafür, wie so etwas aussehen kann. Es bleibt allerdings eine heikle Frage, ob die schottischen Symbole auf den Münzen in England, Wales und Nordirland als Teil des königlichen Wappens der vereinigten Königreiche bleiben würden, oder aber als Zeichen der Loslösung Schottlands vom Vereinigten Königreich verschwinden würden. In jedem Fall ließen sich die Auswirkungen einer Loslösung auf die Heraldik weitaus leichter lösen als die wirtschaftlichen Folgen. Heute stellt die Festsetzung eines angemessenen Zinssatzes eine zentrale Herausforderung dar. Schottland und auch ein großer Teil von Nordengland haben sich oftmals zu Recht beklagt, dass die Zinssätze, wie sie in London bestimmt werden, nicht ausreichend die Bedürfnisse des ganzen Landes berücksichtigen. Eine Kreditaufnahme der öffentlichen Hand kommt kleinere Länder allerdings in der Regel sehr viel teurer. Auch zeigt das Beispiel Island die Verwundbarkeit eines Staates mit einem übergroßen Bankensektor.

Ob ein unabhängiges Schottland auf lange Sicht den Erfolg von Ländern wie etwa Norwegen erzielen kann, bleibt offen. Aber was die Währungsfrage betrifft, so wäre jede Übergangsphase äußerst kompliziert. Keine der bislang erörterten Optionen erscheint sonderlich erstrebenswert.

Der Artikel ist zuerst in der August-Ausgabe von „Money & Medals. The Newsletter for Numismatics in Britain“ erschienen.
Wir danken dem Herausgeber und dem Autor für die Erlaubnis, den Text in der MünzenWoche nochmals zu veröffentlichen.

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Wie die schottische Regierung das Referendum darstellt, sehen Sie auf der offiziellen Referendumsseite.

Eine Serie zur Geschichte Englands in Münzen finden Sie hier.