Numophylacium Imperatoris

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von Ursula Kampmann

1. Dezember 2016 – Sammlungen fallen nicht vom Himmel. Sammlungen werden von Menschen über Jahrhunderte hinweg zusammengetragen. Dies gilt nicht nur für zeitgenössische Münzsammlungen, sondern gerade auch für die Sammlungen, die wie selbstverständlich in unseren Museen lagern. Elisabeth Hassmann und Heinz Winter erzählen beispielhaft einen Teil der Geschichte des Münzkabinetts des Kunsthistorischen Museums Wien.

Elisabeth Hassmann, Heinz Winter, Numophylacium Imperatoris. Das Wiener Münzkabinett im 18. Jahrhundert, Schriften des Kunsthistorischen Museums 14. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2016. 253 S., durchgehend farbig illlustriert. 24,5 x 28 cm. Hardcover. ISBN: 978-3-7001-7841-5. 49,90 Euro.

Zunächst eines: Es handelt sich um ein Buch, das Freude macht, sobald man zu blättern beginnt. Die liebevolle Auswahl der Illustrationen, die sorgfältigen und umfassenden Bildbeschreibungen, das geglückte Layout, all dies trägt dazu bei, dass eine Materie, die mancher vielleicht auf den ersten Blick für trocken halten mag, so lebendig wird, dass man gar nicht genug davon bekommen kann.

Erzählt wird in fünf Kapiteln – geordnet nach den Herrschern – die Geschichte des kaiserlichen Münzkabinetts im 18. Jahrhundert. Es war eine spannende Zeit, denn damals wurde der Grundstock zu einem der weltweit größten Münzkabinette gelegt, indem man die Sammlung Karls VI., Vater Maria Theresias, mit der ihres Gemahls, Franz Stephan von Lothringen, vereinigte.

Wer sich in dem Text festliest, ist begeistert von der Fülle an Details, die man da erfährt. Wer hätte zum Beispiel gedacht, dass der 1748 von Florenz nach Wien berufene Valentin Duval als Privatangestellter des Kaisers für seine Dienste als Münzkabinettsdirektor gleich aus drei verschiedenen Kassen besoldet wurde. Aus der Kasse des Kaisers zahlte man ihm 600 Gulden jährlich, dazu noch einmal 144 Gulden in seiner Funktion als Bedienter. Dazu gab es aus der Privatkasse der Kaiserin, die sich nicht für die Münzen ihres Mannes interessierte, sein Hobby aber als typische Vertreterin des weiblichen Geschlechts liebevoll duldete, weitere 360 Gulden für Unkosten wie Essen, Quartier und Heizung.

Wer zuckt nicht zusammen, wenn er liest, dass zwischen 1772 und 1781 die Dubletten, die sich an Gold- und Silberprägungen angesammelt hatten, eingeschmolzen wurden und sich der für das Metall erzielte Erlös auf insgesamt 15.224 Gulden und 39 Kreuzer summierte. Immerhin, diese bestimmte Joseph II. als Fonds, aus dessen Ertrag in Zukunft die Unkosten des Münzkabinetts zu bestreiten seien. Damals war übrigens der berühmte Eckhel Kurator, dem wir die heute noch benutzte Ordnung der griechischen Münzen verdanken.

Wir verdanken ihm noch viel mehr, nämlich eine vernünftige Lösung hinsichtlich der Hortfunde, die damals im Habsburger-Reich gemacht wurden. Dem Finder stand ein Drittel des Materialwertes zu, was dazu führte, dass zumeist alles eingeschmolzen wurde, um dem Finder ohne eigene Kosten sein Drittel auszahlen zu können. Eckhel überzeugte den Kaiser, den Finderlohn in Zukunft vorzustrecken und dafür zu sorgen, dass alle Münzfunde dem kaiserlichen Kabinett zur Begutachtung vorgelegt würden.

Man könnte noch endlos weiter erzählen. Spannende Details gäbe es genug! Und wer sich noch tiefer in die Materie einarbeiten will, dem bieten die Autoren Transkriptionen der Dokumente, die mit der Geschichte des Münzkabinetts in Verbindung stehen. Zumeist ist diesen sogar noch eine Inhaltsangabe vorausgeschickt.

Ein umfassendes Literatur- und Quellenverzeichnis sowie ein vorbildliches Personen- und Ortsregister beschließen dieses Buch, das ich jedem ans Herz legen möchte, der sich für das Münzsammeln in historischer Zeit interessiert.

Sie können das Buch direkt beim Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften bestellen.