Neue Dauerausstellung in Schwyz: Die „Entstehung der Schweiz“

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10. November 2011 – Das Forum Schweizer Geschichte Schwyz eröffnete am 29. Oktober 2011 seine neue Dauerausstellung: „Entstehung Schweiz. Unterwegs vom 12. ins 14. Jahrhundert“. Der Zentralschweizer Sitz des Schweizerischen Nationalmuseums präsentiert die Zeit vor der Entstehung der alten Eidgenossenschaft ab dem 12. Jahrhundert bis Ende des 14. Jahrhunderts. Kostbare Objekte, virtuelle Guides, innovative Medienstationen sowie überraschende Rauminszenierungen machen Geschichte erlebbar.

Wie jedes andere Land, existiert weder die heutige Schweiz seit jeher, noch gab es schon immer die alte Eidgenossenschaft. Die Zeit vor der Entstehung der alten Eidgenossenschaft löst immer wieder Debatten aus und erhitzt die Gemüter: Wo, wie und wann begann die frühe Geschichte unseres Landes?
Die Entstehungsgeschichte reicht über mehrere Jahrhunderte. So fokussiert die Ausstellung auf drei Themen: die Herrschaftsordnung in Mitteleuropa, den Fernhandel im Alpenraum und die Entstehungsbedingungen erster Eidgenossenschaften.
Eine szenografische Gliederung dieser drei Themen auf drei Stockwerken des Museums lässt Besucherinnen und Besucher vom Berggipfel im obersten Geschoss ins Tal hinuntersteigen.

Ritter, Mönch und Bauer: Herrschaftsordnung in Mitteleuropa
Der Ausstellungsrundgang beginnt im dritten Geschoss des Museums.

Ritter in der Rüstung eines Vogts von Matsch, Mailänder Werkstatt, um 1390. Rekonstruktion: Plattnerwerkstatt Müller, Orschweier. Original: Churburg, Südtirol. © Schweizerisches Nationalmuseum.

Ein imposanter Ritter auf seinem Pferd versinnbildlicht die Beziehung zwischen König, Hochadel und Ritterstand. Thematisiert werden in dem ersten Ausstellungsteil die Neuerungen in Europa: etwa die neue Schriftlichkeit, das Aufkommen von Universitäten oder der Aufstieg autonomer Städte in Norditalien.

Skriptorium. © Schweizerisches Nationalmuseum.

Ein inszeniertes Skriptorium, eine Kanzlei oder eine Stadtansicht vermitteln Einblicke in diese Zeit des Umbruchs.

Berg im Museum: Handel im Alpenraum
Die Alpen spielen in der Ausstellung eine zentrale Rolle. Ein beeindruckendes Bergmassiv erstreckt sich über alle Stockwerke des Museums.

Fiorino d’oro (Gulden), Florenz, 1341, Gold. © Schweizerisches Nationalmuseum.

Nebst dem Ausbau von Verkehrswegen in Folge des blühenden Handels richten frühe Bankiers, etwa die Geldwechsler aus der Lombardei, Wechselstuben ein. Welche Erzeugnisse wurden auf den Märkten und Messen feilgeboten und mit welchen Mitteln wurde bezahlt? Wie viele Kilos wurden auf dem Rücken von Mensch und Maultier über die steilen Bergpässe befördert? Die Nachbildung eines Hospizes, einer Sust oder eines Marktstandes lassen die mittelalterliche Welt der Säumer und Kaufleute aufleben.

Landsgemeinden und Fehden: Entstehungsbedingungen der alten Eidgenossenschaft
Im Erdgeschoss treffen Besuchende zunächst auf eine Kuh, die in Folge einer Fehde getötet wurde. In der Zeit um 1300 herrscht in der heutigen Zentralschweiz eine raue Konfliktkultur ohne stabile Herrschaftsstrukturen. Raub und Verwüstungen zulasten der Feinde aus Fehden werden nicht durch eine Obrigkeit, etwa einen Landesfürsten, gerichtet und bestraft. Die Ausstellung zeigt, wie aus untragbaren Zuständen, die auch die Sicherheit der Verkehrswege beeinträchtigten, neue Herrschaftsstrukturen entstehen. Man begegnet in einer Waldlichtung dem entscheidenden Zusammenschluss der Talbewohner, deren Bündnissen mit Städten und dabei der Entstehung früher Landsgemeinden. Schließlich thematisiert die Ausstellung die Figuren der Gründungslegenden: Wilhelm Tell, Arnold von Winkelried oder die Mannen vom Rütli. Präsentiert und erläutert wird, wie und wann sich die Erzählungen rund um die Gründung der Eidgenossenschaft bildeten.

Attraktionen der neuen Dauerausstellung
– Der Museumsbesuch wird zum Erlebnis: Besucherinnen und Besucher tauchen im Museum in die mittelalterliche Welt ein. Die Ausstellung zur Geschichte der Entstehung der Schweiz ist ein Erlebnisparcours für die ganze Familie.

Kinder können in der Ausstellung mittelalterliche Waffen und Rüstungen nicht nur ansehen, sondern diese auch anfassen und anziehen. Im „Ritterraum“ dürfen sie sich als edle Dame oder mit Helm und Harnisch als Ritter bekleiden und fotografieren lassen. © Schweizerisches Nationalmuseum.

– Kinder können in der Ausstellung mittelalterliche Waffen und Rüstungen nicht nur ansehen, sondern diese auch anfassen und anziehen. Im „Ritterraum“ dürfen sie sich als edle Dame oder mit Helm und Harnisch als Ritter bekleiden und fotografieren lassen. Medienstationen ermöglichen eine interaktive Auseinandersetzung mit dem Thema. Beispielsweise kann Gross und Klein auf einem virtuellen Säumerweg über den Splügenpass „steppen“.
– Die in der Ausstellung gezeigten Objekte stammen aus der Sammlung des Schweizerischen Nationalmuseums. Zudem kommen zahlreiche Highlights aus europäischen Museen auf ein Gastspiel in die Ausstellung.
– Die gesamte Ausstellung und der Audioguide (iPod) sind viersprachig konzipiert (D, E, F, I).

Vorträge und Gesprächsrunden
Die Ausstellung „Entstehung Schweiz“ bietet Anknüpfungspunkte für vielfältige Reflexionen und weiterführende Debatten. Über An- und Einsichten hinaus eröffnet jede Ausstellung immer auch Fragen. Als Forum für solche Fragen bietet das Schweizerische Nationalmuseum ein die Ausstellung begleitendes Veranstaltungs-programm. Neben Vorträgen und Gesprächsrunden in Schwyz und Zürich wird in Kooperation mit der Universität in Luzern eine Fachtagung realisiert zum internationalen Vergleich von Gründungsgeschichten.

Weitere Informationen zu Veranstaltungen und der Ausstellungen finden Sie auf der Seite des Museums.