Museum Basel beleuchtet unsere Sicht auf Ritter und Burgen

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5. Dezember 2013 – Das Historische Museum Basel (HMB) zeigt zusammen mit der Archäologie Baselland die Ausstellung „Echte Burgen – Falsche Ritter?“ im Museum für Geschichte / Barfüsserkirche. Die vom 15. November 2013 bis zum 29. Juni 2014 dauernde Schau geht den Gründen für die ungebrochene Faszination von Burgen und Rittern nach und zeigt auf, woher zahlreiche Ritter- und Burgenklischees stammen.

Topfhelm von der Burg Madeln bei Pratteln, vor 1356. Die Burg war Sitz der Eptinger, einem bedeutenden Rittergeschlecht aus der Region. Foto: HMB Peter Portner.

Anhand von archäologischen und historischen Erkenntnissen werden Fantasie und Wirklichkeit, „echt und falsch“, hinterfragt und beleuchtet. Dafür bietet sich die Region Basel geradezu an. Das Baselbiet ist eine der burgenreichsten Landschaften Europas und der Glanz des Basler Rittertums mit seinen Turnieren strahlte weit in das Umland aus.

Ausgewählte Burgen der Region werden durch neuartige, im 3D-Druckverfahren hergestellte Modelle und archäologische Funde vorgestellt. Dabei wird deutlich, dass selbst die Wissenschaft vor falschen Burgenbildern nicht gefeit ist. Exponate des 18. und 19. Jahrhunderts zeigen eine romantisierte Sicht auf die Burgen und belegen eindrücklich, wie in dieser Zeit nachhaltig unser Burgenbild geprägt wurde.

Blick auf den Treppenabgang. Foto: HMB Peter Portner.

Dazu gehören auch die klischierten Geschlechterrollen des schutzbedürftigen Burgfräuleins und des heldenhaften Ritters. Ritter sind aber noch heute mit Begriffen wie „ritterliche Tat“ oder den Jedi-Rittern als Heldenfiguren in der Gesellschaft verankert. Diese Idealisierung des Rittertums hat bereits zu Lebzeiten mittelalterlicher Ritter eingesetzt: Ritter wurden von einfachen Kriegern zu Kriegern des Guten, in den Kreuzzügen gar zu Gotteskämpfern. Dies beeindruckte auch das aufstrebende Bürgertum, das seinen Vorbildern nachzueifern begann – vor allem auch deshalb, weil mit dem Ritterstand gesellschaftlicher Aufstieg und politische Ämter verbunden waren. In der Ausstellung werden exemplarisch drei Basler Bürger des 13.-15. Jahrhunderts vorgestellt, die über verschiedene Wege zu Rittern geworden sind.

Blick in die Ausstellung. Foto: HMB Philipp Emmel.

Ein letzter Ausstellungsteil widmet sich dem Niedergang der Ritter und deren Erben. In die Fußstapfen der Ritter traten reiche Basler Bürger und die Stadt Basel. Die Stadt erwarb alte Ritterburgen und setzte Landvögte ein, welche Steuern eintrieben und Recht sprachen. An den Burgen prangte fortan das Basel-Wappen – als Symbol der städtischen Herrschaft über das Land.
Im Abstimmungskampf über die Fusionsinitiative bemühen die Gegner der Wiedervereinigung auch die Vergangenheit – die Herrschaft der Stadt über das Land. Somit besetzen die alten Geschichten rund um die Ritterburgen und die politische Agenda bis heute.

Blick ins Kirchenschiff. Foto: HMB Philipp Emmel.

Die Ausstellung setzt auf eine erlebnisreiche Szenographie. Im Schiff der Barfüsserkirche ragen drei Türme in die Höhe, von denen einer bestiegen werden kann. Im Untergeschoss gruppieren sich mittelalterliche Exponate rund um einen Turnierplatz. Ritterhelme mit integrierten Filmen von Ritterkämpfen lassen das Publikum ein Turnier unmittelbar miterleben. Über 20 weitere Medienstationen, darunter eine interaktive Burgenkarte, lassen die Besucher und Besucher mit der Ausstellung interagieren. Diese können sogar zum Ritter werden, in dem sie in die Ausrüstung eines Ritters des Johanniterordens um 1250 schlüpfen.
Ein Fotowettbewerb auf Twitter #HMBRitter prämiert monatlich das originellste Ritterkostüm.

Blick in die Ausstellung. Foto: HMB Peter Portner und Philipp Emmel.

Ausstellungsrundgänge in drei Sprachen geben einen Überblick über das Thema, führen das Publikum durch die wichtigsten Fragen der Ausstellung und stellen ausgewählte Exponate in ihren Zusammenhang. Die Volkshochschule beider Basel bietet in Kooperation mit dem HMB eine Vortragsreihe.

Blick in die Ausstellung. Foto: HMB Philipp Emmel.

Sehr umfangreich ist das Angebot für Kinder: Einführungen ins Ritterfechten, offene Ritter-Nachmittage, Familienführungen, Kindergeburtstage oder ein Familiensonntag ermöglichen es Kindern jeden Alters, sich rund um das Thema Ritter und Burgen in unserer Region zu betätigen, zu spielen und zu rätseln. Dem gleichen Zweck dient das „HMB Junior“, ein Heft, mit dem Kinder die Ausstellung auch außerhalb der festen Vermittlungsangebote entdecken können und dabei von einem Drachen begleitet werden.
Für Schulklassen ab Primarstufe sind vier verschiedene altersgerechte Veranstaltungen im Angebot. Was können wir mit dem Rittertum heute noch anfangen? Wer sind die Ritterinnen und Ritter unserer Zeit? Und ist unser Bild des Mittelalters einfach fiction? Das sind Fragen, die auch für höhere Schulstufen aktuell sind.

Details zum Begleitprogramm finden Sie auf der Seite des HMB.