Münzpressen für die ganze Welt

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von Ursula Kampmann

12. September 2013 – Ist Ihnen eigentlich bewusst, dass Deutschland Nummer 1 ist in Sachen Münzherstellung? Nein, nicht weil wir mehr Münzprägeanstalten haben als die meisten anderen Länder, sondern weil in fast allen Münzstätten der Welt deutsche Technologie zum Einsatz kommt. Es sind viele kleine und große, hoch spezialisierte Firmen, die all die für die Münzproduktion notwendigen Maschinen herstellen. Einer der ganz großen „Global Players“ ist der Schuler-Konzern mit Stammsitz in Göppingen, und das nicht erst seit kurzem.

Ein Gießer bei der Arbeit. Detail aus dem Stammhaus von Schuler. Foto: UK.

So sahen Gustav Buschick und Theodor Choulant im April des Jahres 1905, als sie die Maschinenfabrik von Louis Schuler in Göppingen besuchten, dreißig Prägemaschinen, die nach China geliefert werden sollten.

Der Firmengründer: Louis Schuler (1814-1890). Foto: UK.

Zu diesem Zeitpunkt war Schuler schon ein eingeführtes Unternehmen. Gegründet hatte es 1839 Louis Schuler (1814-1890). Der besuchte 1851 die berühmte Great Exhibition in London, die erste große Weltausstellung. Er sah dort, wie man damals in England Metall formte, nicht mehr aufwändig per Hand, sondern mit riesigen Pressen. Das wollte Schuler auch in Deutschland machen, und so begann er im Jahr 1852 mit dem Bau von Blechbearbeitungsmaschinen. Seit etwa 1870 stellte Schuler auch Prägemaschinen her. Doch dies blieb nur ein kleiner Teil des Geschäfts.

Die 2. Generation: Louis Schuler (1840-1913). Foto: UK.

Das innovative Unternehmen setzte voll auf Metallumformung, auch bei großen Werkstücken. Es entwickelte 1879 die ersten Exzenter– und Ziehpressen.

Die Transferstufenpresse, die 1900 auf der Pariser Weltausstellung vorgestellt wurde. Foto: Schuler AG.

Und 1900 war Schuler selbst Aussteller auf der Pariser Weltausstellung. Es präsentierte seine Transferstufenpresse.

Opel setzte 1928 eine Schulerpresse zur Herstellung von Karosserie-Teilen ein. Foto: Schuler AG.

Die große Zeit des Unternehmens begann mit der Autoindustrie. Nun brauchte es verlässliche Maschinen, mit denen große Teile in einem Arbeitsschritt hergestellt werden konnten. Bereits im Jahr 1924, Mercedes und Benz arbeiteten zu diesem Zeitpunkt noch getrennt, produzierte Schuler die ersten Karosseriepressen für die Automobil-Massenfertigung.

Stammsitz der Firma Schuler in Göppingen. Foto: Schuler AG.

Heute hat Schuler in Europa, den USA, in Mexiko, Brasilien, Indien, China, Thailand und Russland rund 5.500 Mitarbeiter, darunter 800 Ingenieure. Auch wenn es nicht so recht in unsere moderne Zeit passen will, betrachtet Schuler seine bestens ausgebildeten Fachkräfte als das wichtigste Kapital. Kein Wunder, dass viele Mitarbeiter nicht nur ihr ganzes Leben bei Schuler arbeiten, sondern dies bereits in der dritten und vierten Generation tun. Gerade ist Schuler als Top-Arbeitgeber 2013 ausgezeichnet worden.

Die neuen Azubis in Mexiko. Foto: Schuler AG.

Und in Mexiko ist Schuler federführend an einem Berufsausbildungszentrum beteiligt, in dem für die mexikanische Metallindustrie Fachkräfte nach dem deutschen System ausgebildet werden sollen.

Schon auf dem Parkplatz grüßt eine Schuler Presse. Foto: UK.

Es war ein heißer Juni-Tag, als ich für die MünzenWoche die Schuler AG besuchen durfte. Herr Dieter Merkle, Leiter des Technologiefelds Highspeed (was das heißt, darüber später mehr), hatte sich einen Tag Zeit genommen, um durch die Heiligen Hallen von Schuler zu führen.

Eine ganze Straße voller Schuler. Foto: UK.

Als erstes habe ich mich verlaufen. Denn das Gelände ist riesig. Alle Bauten, die man hier sieht, sind Teil von Schuler.

Ein Blick ins monumentale Treppenhaus des Stammhauses. Foto: Schuler AG.

Nach kaum einer halben Stunde hatte ich den richtigen Eingang gefunden und wurde von Herrn Merkle in Empfang genommen. Die nächsten zwei Stunden waren eine Lehrstunde in Sachen Prägetechnik, denn Schuler stellt fast alles her, was man braucht, um aus einem Metall-Coil fertige Münzen zu machen.

Schuler Blankmaster SAK. Foto: Schuler AG.

Von einer Fertigungsstraße für Ronden …

RS 50. Foto: Schuler AG.

… über Maschinen zum Randstauchen …

MRH 150 mit Schallschutzsystem. Foto: Schuler AG.

… bis hin zu Prägepressen für jeden Zweck. Es gibt diese Pressen in horizontaler und vertikaler Bauart, sprich die Ronde wird zum Pressen senkrecht (horizontale Prägepresse) oder waagrecht (vertikale Prägepresse) zwischen die Stempel geführt. Die Prägeanlage in horizontaler Bauart kommt ausschließlich für runde Münzen zum Einsatz, von denen sie 14 Münzen pro Minute schafft. Das entspricht einem Münzausstoß von über 300.000 Stück pro Schicht! Die Prägepresse in vertikaler Bauart ist dagegen auch für unrunde Münzen sowie Bi- und Trimetall-Münzen geeignet.

MRV 150 Ringmaster. Foto: Schuler AG.

Und die Maschine zum Herstellen von Ring und Kern kann man auch bei Schuler kaufen.

Tatsächlich liefert Schuler im Notfall auch schlüsselfertige Anlagen zur Münzproduktion. Wie etwa bei der Münzstätte von Usbekistan: Schuler stellte in Zusammenarbeit mit seinen Geschäftspartnern eine komplette Prägestätte zusammen und schulte die neuen Mitarbeiter.

Ein Blick in die Gießerei. Foto: Schuler AG.

Und damit ging es von der Theorie in die Praxis, sprich in die gigantischen Produktionshallen. Leider war uns ein Besuch der Gießerei verwehrt. Der ist nur mit einer Sondergenehmigung und der richtigen Schutzkleidung möglich.

Ein Blick in die Produktionsstraße. Foto: UK.

Herzstück des Maschinenbaus ist eine gigantische Halle, in der die großen Pressen zusammengebaut werden. Die Münzpressen findet man hier nicht. Die haben ihren eigenen Bereich.
Im Grunde ist diese Produktionsstraße nichts anderes als ein Fließband. Es gibt nacheinander unterschiedliche Arbeitsstationen, in denen die Maschine Stück für Stück aufgebaut wird. Die gelben Stege unter der Decke sind nichts anderes als Kranbalken, die den Transport der schweren Teile erleichtern.

Ein Lastwagen kann zum Liefern direkt in die Halle fahren. Foto: UK.

Wie groß diese Halle ist, begreift man wohl erst, wenn man sieht, dass hier ein Lastwagen, der die Pressen abholt, bequem durchfahren kann.

In einem gigantischen Nebenraum werden die Prägepressen zusammengebaut. Hier ist die Herstellung der Highspeed-Pressen untergebracht, dazu gehören nicht nur die Münzpressen, sondern auch Pressen, die zur Herstellung von Sprühdosen oder Tuben verwendet werden. Sie alle stellen mit hoher Geschwindigkeit Massenprodukte her. Während bei den Prägepressen ein Bild in Ronden eingeprägt wird, entstehen Sprühdosen schnell und effizient aus einem so genannten Butzen. Dies ist ein rundes Stück Metall aus Aluminium – fast wie eine extragroße Ronde – das im Rückwärts-Fließdruckverfahren über einen Stempel geformt wird.

Gute alte Handarbeit. Foto: UK.

Ganz viel vom Geheimnis des Schuler Erfolges bei der Herstellung dieser Hochpräzisionspressen liegt in der guten alten Handarbeit, ausgeführt mit höchster Genauigkeit und Liebe zum Detail.

Ordnung ist das halbe Leben. Foto: UK.

Für jeden Vorgang gibt es das richtige Werkzeug gleich in der Nähe des Arbeitsplatzes.

Rondenzufuhr für eine horizontale Prägeanlage. Foto: UK.

Vieles, was man an der geschlossenen Maschine nicht mehr sieht, ist im Rohzustand noch zu erkennen, so eine Rondenzufuhr für die horizontale Prägung. Die Ronde kommt dabei quasi aufrecht zwischen den Stempeln zu stehen, die sich nicht oben und unten, sondern links und rechts befinden. Das Entscheidende ist hier, dass die Ronde mit Hilfe ihres Gewichts und der Erdanziehung so schnell an den Ort fällt, an dem sie geprägt wird, wie es mit einer vertikalen Prägung, bei der die Ronde an den Ort des Prägens mit Unterstützung eines kurvenbetätigten Zubringers zugeführt werden muss, nicht möglich wäre. Dieses Prinzip ermöglichte eine entscheidende Erhöhung des Münzausstosses.

Herzstück der horizontalen Prägung. Foto: UK.

Und hier sehen wir das Herzstück der horizontalen Prägeanlage. Die Münze wird innerhalb des Prägerings mit den beiden Prägestempeln geprägt.

Das wird einmal eine Randstauchmaschine. Foto: UK.

Bei Schuler entstehen auch die Maschinen, mit denen später die Münzränder mit einer eigenen Gestaltung versehen werden.

Eine ganze Reihe von Randstauchmaschinen. Foto: UK.

Noch fehlen hier wesentliche Bestandteile wie Kabel und Elektrik.

Schuler-Tokens. Foto: UK.

Was für komplizierte Prägungen man problemlos mit Schuler Pressen durchführen kann, probiert man natürlich vor Ort immer wieder aus.

Teil des Alltags in Göppingen: Schuler Pressen. Foto: UK.

Was man spürt, gleichgültig mit welchem Mitarbeiter von Schuler man spricht, ist der unglaubliche Stolz darauf, was Schuler verkörpert. Der Name steht für ständige Überprüfung und Verbesserung der eigenen Maschinen. 800 Ingenieure setzen all ihren Ehrgeiz ein, um das Bekannte immer wieder neu zu denken und so den technischen Anforderungen der Zukunft gerecht zu werden. War die Bimetall-Münze vor der Einführung des Euro eine seltene Lösung, ist Bimetall heute in der Massenproduktion angekommen. Ja, man denkt im ewigen Kampf gegen die Fälscher schon weiter: Man plant Trimetall-Münzen mit einem Kern, der unrund ist und besonders gestaltete Ränder aufweist. Was immer es sein wird, Schuler wird die Maschinen dafür liefern können, ehe die Regierungen die neuen Münzen beschlossen haben.

Wenn Sie mehr über Schuler wissen wollen, finden Sie viel im Internet.

Die Aktien der Schuler Gruppe kann man kaufen.

Hier gibt es die Liste mit allen Standorten, an denen Schuler vertreten ist.

Sollten Sie eine neue Stelle suchen, Schuler sucht ständig Mitarbeiter.

Wenn Sie sich die Maschinen ansehen wollen, die Schuler für die Münzproduktion liefert, klicken Sie hier.

Auf YouTube hat Schuler einen eigenen Kanal.

Und die Wirtschaftswoche berichtete im Oktober 2012 über den Rekordumsatz, den Schuler erwartete und realisierte.

Natürlich können Sie Schuler auch auf Facebook folgen.