Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medaillenkunst in Gotha

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von Elke Bannicke

20. Oktober 2011 – Vom 9. bis 11. September fand in der schönen Thüringer Stadt Gotha die Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medaillenkunst statt. Geladen hatte bereits ein Jahr zuvor in Wittenberg der Gründer sowie langjährige Vorsitzende der Gesellschaft und 2010 in diese Position wiedergewählte Medaillenkenner und -förderer Dr. Wolfgang Steguweit.

Man hatte also ein Jahr Zeit, sich schon auf Gotha zu freuen. Um es kurz zu sagen, gleich das Wetter konnte die „Wermuthstadt“ gegenüber der Lutherstadt noch „toppen“. Bei strahlendem Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen, die wir im Sommer selbst so oft vermissen mussten, strömten die Freunde der Medaillenkunst gleich am Freitag zum ersten Veranstaltungsort, nämlich der Kreissparkasse in der Innenstadt.

Zur Eröffnung der Wanderausstellung von Staatlicher Münze Berlin und Münzkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin „Wir sind ein Volk – Gemeinsame Münzthemen im geteilten Deutschland“, nach den Stationen in Berlin und Speyer, sprachen neben der Vertreterin der Kreissparkasse auch Dr. Wolfgang Steguweit für die DGMK und Prof. Dr. Bernhard Weisser vom Berliner Münzkabinett als Vertreter der Veranstalter.

Nach dem schwungvollen Einstand fand der Freitagnachmittag mit einem festlich besinnlichen Teil in der nur wenige Meter entfernten Margarethenkirche seinen Fortgang. Der Tagungspunkt war schon etwas ungewöhnlich und einmalig: Ein Orgelkonzert, gespielt von Monique Jobin, der Gattin des belgischen Medailleurs Paul Huybrechts, für die Teilnehmer der Tagung und mit einer eigens zu Ehren der Medaillengesellschaft komponierten Musik, zum 20. Jahrestag der Gründung der Gesellschaft.

Die nächste Veranstaltung wartete nun im herrlichen Renaissancegebäude des städtischen Rathauses auf uns, nur wenige Schritte von der Kirche entfernt. Nicht jeder Verein kann sagen, dass er zu seiner Jahresversammlung vom Oberbürgermeister einer Stadt persönlich begrüßt wurde. Wir hatten das Vergnügen und die Ehre mit hintersinnigen wie unterhaltsamen Worten aus dem Munde des ersten Mannes unseres Gastgeberortes empfangen zu werden. Die kurzweilige Willkommensrede durch den Chef des Hauses und der Stadt, Knut Kreuch, sowie die anschließende Podiumsdiskussion zur Rolle des Geldes in Vergangenheit und Gegenwart ließ keine Langeweile aufkommen.

Als Krönung des Abends wartete gleich nebenan in der Gaststätte ein Buffet auf alle Teilnehmer der Tagung, das wohl keine Wünsche offen ließ. Die Enge der Tafelrunde (etwas geschuldet den unangemeldet Gekommenen) brachte zwar die Anwesenden ganz schön ins Schwitzen, tat aber insgesamt der guten Stimmung keinen Abbruch.

Jubiläumsmedaille von Peter G. Güttler, Dresden, zum 350. Geburtstag Wermuths, 2011, Weißmetallguss.

Jeder Anwesende konnte sich außerdem über Sammlungszuwachs freuen, verteilte der Vorsitzende doch als Erinnerung die Teilnehmermedaille, gewidmet dem 350. Geburtstag von Christian Wermuth.

Jubiläumsmedaille, herausgegeben von der Deutschen Gesellschaft für Medaillenkunst, Prägung Staatlichen Münze Berlin, Gestaltung und Modell Sneschana Russewa-Hoyer und Heinz Hoyer, Berlin; Gothaer Rathaus auf der Vorderseite, Auflage: 125 Ag 333; Dm. 40 mm.

Der „Hauptkampftag“, der Sonnabend, fand hoch oben auf dem Schloss (mit fast 90 Teilnehmern), im immer wieder wegen seiner barocken Ausstattung bestaunten historischen Ekhoftheater des Schlosses Friedenstein statt. Wer einmal dort auf der Bühne stehen durfte, auch wenn es nur zu einem Vortrag war, der wird diese besondere Atmosphäre nicht vergessen.

Die Mitgliederversammlung, ein nicht abwendbares Ereignis jedes eingetragenen Vereins, verlief unproblematisch  und ohne aufkommende Langeweile in sehr angemessener Zeit. Wolfgang Steguweit ließ die letzten zwanzig Jahre unseres Vereinslebens, mit seinen wichtigsten Stationen, noch einmal kurzweilig Revue passieren.

Neben den Veranstaltungen im Saal, gab es so allerhand „Schnäppchen“ am Rande. Wer wollte, konnte sich noch recht günstig mit Buchbänden aus der Reihe „Die Kunstmedaille in Deutschland“ versorgen oder Postkarten mit Briefmarken auf den Medailleur Wermuth erwerben. Der Schriftführer Dr. Volker Breme hielt trotz einer kräftezehrenden Erkältung den Stand offen für kauffreudige Interessenten. Wer hier nicht das Richtige fand, der konnte im Antiquariat, unterhalb des Schlosses, ebenfalls noch fündig werden.

Die Verleihung des „Hilde-Broër-Preises für Medaillenkunst“ an Anna Franziska Schwarzbach (-Lobeck) war ein Höhepunkt. Die Laudatio von Prof. Bernd Göbel, Halle, illustriert mit bekannten und weniger bekannten Arbeiten der Bildhauerin und Medailleurin, in einer geschmackvollen Powerpointpräsentation, brachte uns das Schaffen der Künstlerin auf eindrucksvolle Art nahe. Auch hier an dieser Stelle der agilen, begabten und warmherzigen Künstlerin unseren herzlichen Glückwunsch!

Nach der Ehrung und den bewegenden Dankesworten der Ausgezeichneten strömten Künstler und Interessenten zur Medaillenmesse. Hier galt der Spruch: „Wer zu spät kommt …“ So manches gute Stück war schon verkauft, ehe man es in den Händen der auspackenden Künstler/innen überhaupt erkennen konnte. Das Gedränge und Geschiebe in den eigentlich gar nicht so engen Räumen war frappierend. Niemand wollte sich offensichtlich etwas entgehen lassen. Ganz besonders zahlreich waren die Nachwuchskünstlerinnen der „Hallenser Schule“ vertreten und warteten mit ihren Arbeiten auf. Wem das Gedränge zu groß war, oder wer sein „Schäfchen schon im Trockenen“ hatte, der konnte sich auf dem Schlosshof im aufgebauten Festzelt stärken und erfrischen. Davon wurde bei interessanten Gesprächen gern Gebrauch gemacht, schließlich musste der Vortragsnachmittag noch überstanden werden – ein Muss jeder wohlorganisierten Tagungsveranstaltung, aber manchmal auch der Tiefpunkt der nachmittäglichen Aufmerksamkeitsschwäche. Ein routinierter Organisator aber weiß das und versucht gegenzusteuern. Das ist meiner Meinung nach auch gelungen.

Die interessanten Vorträge, gehalten von Dr. Heinz Winter aus Wien, Bernd Schäfer, Uta Wallenstein sowie Dr. Wolfgang Steguweit aus Gotha und Elke Bannicke aus Berlin, ganz im Zeichen des Gothaer Medailleurs Christian Wermuth und der Barockmedaille überhaupt, wurden ohne größere Ermüdungserscheinungen mit Interesse verfolgt. Der gelungene Tag konnte nach einer Erholungspause bei einem abendlichen Essen im Kavaliershaus auf dem Friedenstein im Freien, bei ungewöhnlich angenehmen Temperaturen, sachte ausklingen. Wer noch ein paar Schritte nach dem langen Sitzungstag tun wollte, der hatte im Zentrum der Stadt dazu beste Gelegenheit.

Mussten nun einige Teilnehmer am Sonntag wieder Richtung Heimat oder zu anderen Verpflichtungen fahren, ließen sich die anderen die Besichtigung des historischen Münzkabinetts in den Räumen der Gothaer Forschungsbibliothek nicht entgehen, wo sonst ist ein solches Sammlungskabinett noch in seiner Originaleinrichtung zu sehen?!

Danach führte Bernd Schäfer, der Leiter des Museums, alle, die noch nicht genug vom herzoglichen Glanz gesehen hatten, durch die Räume des Schlossmuseums. Zuvor überraschte eine fächerwedelnde Dame im barocken Kostüm, die sich erst auf den zweiten verdutzten Blick als die Leiterin des Münzkabinetts Uta Wallenstein entpuppte, die versammelte Medaillengemeinschaft mit einer Ansprache.

Die Begleitung durch die Schlossräume vom versierten Kenner, der mit Herzblut von seinen Pretiosen spricht, ließ das Wort „Schlossführung“ wieder in angenehmer Erinnerung zurück.
Der offizielle Teil der Tagung fand sein Ende, nicht ohne nochmals allen an der Organisation Beteiligten zu danken. So mancher nutzte die Gelegenheit auch noch zu einem längeren Aufenthalt im schönen Thüringen.

Wer, aus welchen Gründen auch immer, in diesem Jahr nicht an der Tagung teilnehmen konnte, der sollte sich doch schon mal die nächste Jahrestagung ganz dick im Kalender ankreuzen: 2012 sehen wir uns hoffentlich alle gesund und mit vielen Erwartungen in Berlin wieder.

An dieser Stelle möchte die Berichterstatterin ihren Dank allen an der Organisation Beteiligten (einschließlich der Spender) wiederholen, ohne sie namentlich zu nennen. Aus eigener Erfahrung weiß sie, wie viel Mühe, Zeitaufwand und manche Wackelpartie hinter solchen „Großereignissen“ steckt. Und wie oft sagt man als Teilnehmer schnell nur „Auf Wiedersehen“ und „Danke“. Der Veranstalter sieht es dann schon als Glück an, wenn ziemlich alle zufrieden waren und nichts „schief gegangen“ ist, wenn kleine Misshelligkeiten, was bei einem Verein nicht ausbleibt, möglichst unbemerkt geblieben sind und ausgeräumt werden konnten. Deshalb nochmals meinen ausdrücklichen Dank an alle, die es einem genießen lassen, auch mal (fast) nur Konsument zu sein.

Und noch einen Wunsch: Möchten Sie bei einer Einladung nach Hause noch eine Menge unverhoffte Gäste? Das treibt wohl jeder guten „Hausfrau“ den Angstschweiß auf die Stirn. Vergessen Sie also bitte zur nächsten Tagung die rechtzeitige Anmeldung nicht!

Auf Wiedersehen in Berlin!

Weitere Informationen zu der Deutschen Gesellschaft für Medaillenkunst finden Sie auf deren Webseite.