Herrschaft, Markt und Umwelt

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24. September 2015 – Dass die wirtschaftliche Entwicklung im ausgehenden Mittelalter und in der beginnenden Frühen Neuzeit von grundlegenden Veränderungen bestimmt war, ist in der historischen Forschung Konsens. Bevölkerungsvermehrung und Urbanisierung einerseits, allgemeine Klimaverschlechterung der sog. ‚Kleinen Eiszeit‘ andererseits setzten strukturelle Verschiebungen in Gang, die sich in verschiedene Richtungen verfolgen lassen: so etwa die Ausdifferenzierung der Nutzungskonzepte für den Grund und Boden mit einer Dominanz der Rentengrundherrschaft im westlichen Mitteleuropa, wo sich Dorfgemeinschaft und Herrschaftsträger gegenüberstanden; weiter die Verdichtung der Marktbeziehungen, in die neben einer ökonomischen und korporativen Ausformung des städtischen Handels und Gewerbes auch das flache Land einbezogen wurde; schließlich nicht zuletzt die Bewältigung von Engpässen in der Versorgung, die eine zunehmende Verschärfung von Regelungen nach sich zogen. Die Folgen dieser Entwicklungen fallen regional unterschiedlich aus, und deshalb wird für diese Zeitspanne auch die Entstehung von ‚Wirtschaftslandschaften‘ diskutiert.

In Oberschwaben ist das Interesse für die Wirtschaftsgeschichte Tradition. So existieren in Ravensburg gleich zwei Museen zur Wirtschaftsgeschichte. Hier ein Blick in das Museum Humpis-Quartier, wo einst eine bedeutende Kaufmannsfamilie lebte. Foto: KW.

Wie sich in Oberschwaben – in seiner historischen Ausdehnung vom Schwarzwald bis zum Lech und vom Bodensee bis zur Schwäbischen Alb – diese allgemeinen Phänomene ausprägten, ist in der Forschung verschiedentlich angesprochen worden. So erkennen wir eine ostschwäbische Textillandschaft, wissen um die zunehmende Spezialisierung des landwirtschaftlichen Anbaus in der Bodenseeregion, sehen auch die Verzahnungen mit dem interregionalen Handel – aber vieles ist noch keineswegs voll erfasst, geschweige denn differenziert beschrieben. Die Tagung nimmt sich deshalb vor, die vorhandenen Ansätze aufzugreifen und weiterzuentwickeln sowie neue Impulse zu setzen. Dabei sollen insbesondere Beobachtungen zu den Wechselwirkungen von Herrschaft, Markt und Umwelt das Verständnis für die grundlegenden Weichenstellungen vertiefen und die Stellung Oberschwabens und seiner wirtschaftlichen Akteure in Gestalt der Klöster, des Adels, der Städte und der sich genossenschaftlich organisierenden bäuerlichen Bevölkerung im süddeutschen und mitteleuropäischen Kontext genauer bestimmen. Die Tagung überschreitet deshalb bewusst nicht nur die traditionelle Grenze zwischen Mittelalter und Neuzeit, sondern auch die zwischen städtischer oder ländlicher Wirtschaft, um am konkreten Fall Oberschwaben deren Vernetzung miteinander schärfer in den Blick zu bekommen.

Programm: Herrschaft, Markt und Umwelt. Wirtschaft in Oberschwaben 1300-1600

Donnerstag, 8. Oktober 2015
12.00 Uhr Mittagessen
13.30 Uhr Begrüßung: Prof. Dr. Thomas Zotz, Vorsitzender Gesellschaft Oberschwaben
Einführung Prof. Dr. Sigrid Hirbodian

Sektion 1: Umwelt und Bevölkerung (Moderation: Prof. Dr. Andreas Schwab)
14.00 Uhr Dr. Josef Merkt: Aspekte von Umwelt und Klima in Oberschwaben im Spätmittelalter
15.00 Uhr Prof. Dr. Peter Rückert: Landnutzung und Landschaftsentwicklung im deutschen Südwesten im späteren Mittelalter
16.00 Uhr Kaffeepause
16.30 Uhr Dr. Frank Konersmann: Klimawandel und Sonderkulturen (Wein und Hopfen) in Oberschwaben im Spätmittelalter und zu Beginn der Frühneuzeit
17.30 Uhr Dr. Wolfgang Scheffknecht: Klima, Pest und Bevölkerungsentwicklung im Bodenseeraum vom 14. bis zum frühen 17. Jahrhundert
18.30 Uhr Abendessen
20.00 Uhr Öffentlicher Abendvortrag: Prof. Dr. Rolf Kießling: Im Spannungsfeld von lokalem Markt und europäischem Fernhandel: Oberschwaben als Wirtschaftsregion der Vormoderne

Freitag, 9. Oktober 2015
Sektion 2: Die Akteure: Adel, Klöster, Städte, Bauern (Moderation: Dr. h.c. Elmar L. Kuhn, Dr. Andreas Schmauder)
9.00 Uhr Dr. Katherine Brun: Wirtschaftlicher Wohlstand: Eine Tugend des Zisterzienserklosters Salem?
10.00 Uhr Dr. Edwin Ernst Weber: Herrschaft, Besitz und Einkünfte der Grafen von Zimmern und der Grafen von Hohenzollern-Sigmaringen in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts
11.00 Uhr Kaffeepause
11.30 Uhr Manfred Waßner: Geschäfte, Dienst und Grundbesitz: Die wirtschaftliche Basis des niederen Adels um 1500 am Beispiel der Familie Speth
12.30 Uhr Mittagessen
14.00 Uhr Prof. Dr. Stefan Sonderegger: Entwicklung der Landwirtschaft am Bodensee in der Langzeitperspektive (14.-18. Jh.)
15.00 Uhr Dr. Christopher Schmidberger: Die personellen und wirtschaftlichen Außenbeziehungen der städtischen Führungsgruppen von Lindau und Überlingen im Spätmittelalter
16.00 Uhr Kaffeepause
16.30 Uhr Dr. Martin Zürn: Herrschaft, Familie, Gemeinde und Markt: Bäuerliche Handlungsfelder im späten 16. und im 17. Jahrhundert an Fallbeispielen aus dem nördlichen Oberschwaben
17.30 Uhr Dr. Stefan Lang: Strukturen und Rahmenbedingungen des jüdischen Wirtschaftslebens in Oberschwaben (1350-1650)
18.30 Uhr Abendessen
20.00 Uhr Geselliger Abend mit Kulturangebot
Berthold Büchele: Lieder aus dem ländlichen Oberschwaben

Samstag, 10. Oktober 2015
Sektion 3: Märkte und Gewerbe (Moderation: Prof. Dr. Sabine Ullmann)
9.00 Uhr Dr. Anke Sczesny: Der Strukturwandel der oberschwäbischen Textillandschaft im Spätmittelalter
10.00 Uhr Prof. Dr. Franz Irsigler: Getreidemärkte und Getreidepreise
11.00 Uhr Kaffeepause
11.30 Uhr Anna-Maria Grillmaier: Ochsenimport und Fleischversorgung in Oberschwaben im 15. und 16. Jahrhundert
12.30 Uhr Michael Barczyk: „Wir sahen niemals so zarte Fleischspeisen, wie sie dort täglich aufgetragen werden“ – Zur Struktur- und Quellenanalyse spätmittelalterlichen Essens in Oberschwaben
13.30 Uhr Mittagessen
14.30 Uhr Schlussdiskussion und Verabschiedung
Moderation Prof. Dr. Thomas Zotz

Tagungsanschrift
Schwäbische Bauernschule Bad Waldsee
Bildungshaus des Landesbauernverbandes Baden-Württemberg e.V.
Frauenbergstraße 15
88339 Bad Waldsee
Tel. 07524-40030
E-Mail
Website

Teilnahme
Die Teilnahme an der gesamten Tagung sowie auch einzelnen Themenblöcken und Vorträgen ist frei, es wird jedoch um Anmeldung bis spätestens 17. September per E-Mail gebeten.

Für weitere Rückfragen stehen Ihnen auch gerne die Mitarbeiter der Geschäftsstelle der Gesellschaft zur Verfügung:
Gesellschaft Oberschwaben – Geschäftsstelle
Landratsamt Sigmaringen
Kultur und Archiv
Leopoldstr. 4
72488 Sigmaringen
Tel. 0 75 71/102-1142

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