Gold gab ich für Eisen…

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von Ursula Kampmann

14. August 2014 – „Die Münz- und Medaillensammlungen in staatlichem wie in privatem Besitz bergen große Bestände an Gold. Die Reichsbank hat die Absicht, diese für obigen Zweck nutzbar zu machen. Mit den staatlichen Sammlungen ist die Angelegenheit bereits geordnet und der Reichsbank sind daraus bereits reichliche Mengen Gold zugeflossen. Aber auch bei Privatsammlungen soll die Hergabe ihrer Goldbestände angeregt werden.“ So las man in den Blättern für Münzfreunde im Jahre 1917. Was für ein Glück, dass das Berliner Münzkabinett 1918 zwar noch alle seine Goldmünzen dem Staat abliefern musste, der Krieg aber endete, ehe sie eingeschmolzen werden konnten.
Es kann durchaus programmatisch zu verstehen sein, dass der Beitrag von Elke Bannicke zur Geschichte des Berliner Münzkabinetts während des Ersten Weltkriegs dem Katalogband vorangestellt ist. Denn auch ein Münzkabinett wird von politischen Umständen beeinflusst. Und so drohte nicht nur den Goldmünzen das „Aus“, auch die Ankaufspolitik änderte sich drastisch. Es war schlichtweg kein Geld mehr da, und so gab es keine prachtvollen Gold- und Silbermünzen mehr in den Ankaufslisten zu verzeichnen, sondern Notgeldmünzen und Notgeldscheine, die patriotische Bürger und Gemeinden in rauen Mengen dem Münzkabinett schenkten.
Zuwachs kam ferner durch gelegentliche Ankäufe aus den Metallsammlungen gegen Kriegsnot, so dass manch ein von seinem Sammler zum Wohle des Vaterlandes aufgegebener Schatz doch ins Münzkabinett Eingang fand und dort vor dem Schmelztiegel gerettet wurde.

Bernd Kluge und Bernhard Weisser, Gold gab ich für Eisen – Der Erste Weltkrieg im Medium der Medaille. Staatliche Museen zu Berlin Münzkabinett, 2014. 17,5 x 24,5 cm, 279 S., durchgängig farbig bebildert. Hardcover. ISBN: 978-3-88609-748-7. 24,90 Euro.

Tatsächlich hatte Julius Menadier diese Entwicklung schon in Ansätzen vorausgesehen. Und so initiierte er eine Medaillenedition anlässlich des Ersten Weltkriegs und forderte für das Münzkabinett die Modelle und Stempel der zu schaffenden Werke. Wie vielfältig die Medaillenkreationen der kommenden Jahre – dies und jenseits der Grenzen sein sollten, das konnte Menadier nicht voraussehen.

Private Firmen gaben anspruchslose Medaillen für den geneigten Patrioten heraus. Künstler schufen Kunstwerke, um den Krieg zu verherrlichen. Kriegskritiker hinterließen der Nachwelt eindrückliche Mahnungen. Doch wo immer zeitgenössische Medaillen entstanden, können sie die propagandistische Absicht nicht verleugnen. Gräuel werden immer von der anderen Seite begangen; der Heldenmut findet sich ausschließlich im eigenen Lande.
Im Ersten Weltkrieg ist diese Einseitigkeit nicht überraschend, aber dieser besondere numismatische Blickwinkel scheint sich auch in den kommenden Jahrzehnten erhalten zu haben. So stellte man bei der Vorbereitung der Ausstellung im Berliner Münzkabinett verblüfft fest – wie Karsten Dahmen in seinem Beitrag erwähnt, dass die Sammlung über keinerlei Weltkriegsmedaillen aus Frankreich, England, Belgien, Italien, den USA oder dem russischen Kaiserreich verfügte. Fast alle in der Ausstellung gezeigten Stücke mussten ausgeliehen oder in den Jahren 2012 bis 2013 zugekauft werden.

Und damit sind wir beim Thema selbst, dem Katalog der ausgestellten Medaillen mit seinen gut 170 Seiten, der grob in drei Teile geteilt werden kann:

  • Deutsche Weltkriegsmedaillen
  • Weltkriegsmedaillen der Alliierten
  • Kunstmedaillen auf den Weltkrieg aus späterer Zeit.

Innerhalb der drei Abteilungen sind die Medaillen nach Künstler bzw. Künstlerin geordnet. Jeder Künstler wird mit einigen knappen biographischen Angaben vorgestellt. Die danach aufgeführten Medaillen sind exakt beschrieben, 1:1 farbig abgebildet und mit den notwendigen numismatischen Angaben versehen.

Man weiß nicht, ob man bei diesem Buch mehr das optische Vergnügen hervorheben soll, den das Blättern bereitet. Oder ob man eher das intellektuelle Vergnügen betonen muss, das die gut geschriebenen Beiträge machen.
Ob man eher ein Augenmensch ist oder mehr Interesse für die kultur-historischen Hintergründe hat, der Katalogband zu dieser Ausstellung wird jeden befriedigen. Und mit knapp 25 Euro ist das Buch darüber hinaus ein preiswerter Zuwachs für jede numismatische Bibliothek.

Bestellen kann man den Katalog direkt auf der Website der Staatlichen Museen zu Berlin.