Gerald Stefke (1940-2014)

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von Ursula Kampmann

26. Juni 2014 – Geboren 1940 zu Beginn des 2. Weltkriegs, kam Gerald Stefke schon als Kind aus seiner ursprünglichen Heimat, Oels in Schlesien, nach Visselhövede in der Lüneburger Heide. Im nahe gelegenen Verden machte er sein Abitur, ehe er sich für ein Studium an der Universität Hamburg entschied. Dort hörte er Vorlesungen in Geschichte, Latein und Englisch, aber auch in Deutscher Altertums- und Volkskunde, die damals von Walter Hävernick (1905-1983) betreut wurde. Dieser bedeutende Numismatiker gewann Gerald Stefke für die Münzkunde. 1969 wurde der Verstorbene mit einer Arbeit zur Hamburgischen Wirtschaftsgeschichte promoviert, die er den Hamburger Seebrauereien des 14. Jahrhunderts gewidmet hatte. Dank seiner Ausbildung war Gerald Stefke interdisziplinär im wahrsten Sinne des Wortes. Er verband auf höchstem Niveau die Erkenntnisse der Numismatik mit denen der Archivalien, um so zu einer quellenbasierten Wirtschafts- und Geldgeschichte zu kommen.
Gerald Stefke war von 1970 bis 1975 am Max-Planck-Institut für Geschichte tätig und wirkte hier mit an der Redaktion des Dahlmann-Waitz, einem wichtigen Werkzeug für all diejenigen, die mit Quellen befasst sind. 1975 bis 1985 arbeitete er als Wissenschaftlicher Assistent im Bereich Mittelalter und Hansegeschichte am Historischen Seminar der Universität Hamburg. Wie viele gute Wissenschaftler seiner Generation wurde er nicht in den lebenslangen Staatsdienst übernommen. So trieb Gerald Stefke als Privatgelehrter seine Forschungen weiter und verdiente seinen Lebensunterhalt als Sachbearbeiter bei der Hamburger Münzhandlung Tietjen. Hier stellte Gerald Stefke sein enzyklopädisch zu nennendes Wissen auch gerne Sammlern zur Verfügung, denen er geduldig all ihre Fragen zur mittelalterlichen Numismatik beantwortete. Daneben publizierte er wichtige Bücher und Artikel zu Fragen der norddeutschen Geldgeschichte, übrigens nicht nur in wissenschaftlichen Zeitschriften, sondern auch in den Auktionskatalogen der Firma Tietjen.
Sein Schriftenverzeichnis findet sich im NNB 59/8 (2010), S. 296f. Dies ist ein angemessener Platz, da Gerald Stefke in den Jahren 1965/6 selbst dessen Redaktion betreute.
Die Numismatik hat mit Gerald Stefke einen großen Kenner der mittelalterlichen Prägungen verloren, der vorbildlich für einen Gesamtblick auf alle Quellen stand, und es immer ablehnte, „nur“ Numismatiker zu sein.
Unser guten Wünsche richten sich an seine Frau Angelika Stefke, die ihren schwer kranken Mann in den vergangenen zwei Jahren aufopferungsvoll pflegte.