Geld als Medium in der Antike

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von Ursula Kampmann

8. November 2018 – Durchschnittlich drei bis vier Bücher erhalten wir in der MünzenWoche pro Monat, um sie Ihnen, verehrte Leser, vorzustellen. Dazu kommen etwa genauso viele Pressemeldungen über gerade erschienene Bücher. Da wir im Durchschnitt eine Büchervorstellung pro Woche in jeder Sprache veröffentlichen, kann sich jeder leicht ausrechnen, dass wir in diesem Spiel ständig hinterherhinken. Es bleibt immer ein Rest an wirklich guten Büchern, die einfach das unverdiente Pech hatten, ganz unten im Stapel zu liegen.

Benedikt Eckhardt, Katharina Martin (Hrsg.), Geld als Medium in der Antike. Verlag Antike, Berlin 2011. 180 S. mit Abb. in Schwarz-Weiß. Paperback. 14,5 x 22 cm. ISBN: 978-3-938032-46-6. 33 Euro.

Zu diesen Büchern gehört ein Sammelband, der bereits 2011 publiziert wurde. Er enthält die erweiterte schriftliche Fassung von Vorträgen, die anlässlich eines Themenabends gehalten wurden, der 2009 im Rahmen der Berliner Ausstellung „Die Sprache des Geldes“ stattfand. Diese Ausstellung hat sich geradezu zu einem Dauerbrenner entwickelt. Sie war nicht nur im Museum für Kommunikation in Berlin zu sehen, sondern auch in Frankfurt und Nürnberg. Es gibt dazu sogar einen Werbespot auf Youtube.

Dass Geld Botschaften mit sich trägt, ist für alle, die Münzen sammeln, eine Binsenwahrheit. Doch um welche Botschaften es sich handelt, das kann nur derjenige entziffern, der sich ausführlich mit der Kultur beschäftigt hat, die hinter einer Münze steht. So ist der Aufsatzband, den Benedikt Eckhardt und Katharina Martin als Herausgeber betreut haben, ein sehr nützliches Lesebuch, das nicht nur Wissenschaftlern hilft, die Botschaft von antiken Münzen zu entziffern. Es ist spannende Lektüre für alle, die antike Münzen sammeln, und ein bisschen mehr wissen wollen als den Preis einer Münze.

Benedikt Eckhardt wirft einen Blick auf die erste im modernen Sinn monetarisierte Gesellschaft der Geschichte, auf das klassische Athen, und untersucht, in wie weit die Theorie von Niklas Luhmann zum sozialen Modell einer ausdifferenzierten Gesellschaft auf das antike Athen anwendbar ist. Keine Sorge, ganz so kompliziert, wie das hier klingt, ist es nicht. Es handelt sich um die spannende Frage, welche Rolle Geld als Maßstab für Macht, Frömmigkeit und Moral eines Menschen im klassischen Athen spielte.

Gunnar Dumke wagt eine neue Deutung der so genannten „Nektanebos-Statere“, die er nicht mehr als Geld für Söldner verstanden haben will. Für ihn spielen sie eine Rolle in der Übergabe von Ehrengold an verdiente Beamte. Schlüsselindiz ist dabei eine Inschrift. Sie stammt aus der 30. Dynastie, der Nektanebos angehörte. Eigentlich fehlen Belege für die bis dahin üblichen Ehrungen in Gold aus dieser Zeit. Doch diese Inschrift nennt einen „Kranz aus Gold“, den ein Djedheru als Ehrung erhalten hat. Solch einen Kranz aus Gold kennen wir von Athenaios, der damit einen Kranz aus Münzen beschreibt, den Ptolemaios II. für seinen Vater Ptolemaios I. auf einen leeren Thron legte. So sollen die Münzen eine Art Bindeglied gewesen sein, das von den Ehrungen in Gold zu den Goldmünzen führte, die als Ehrengeschenke in hellenstischer Zeit verteilt wurden.

Katharina Martin macht sich an die Arbeit, Münzbilder mit Fotos der Gegenwart zu vergleichen, in denen Staatsoberhäupter bei staatstragenden Aktionen dargestellt werden. Es ist beeindruckend, wie sich die Bilder gleichen: Die Eintracht in der Ehe, der Kindersegen, die Eintracht zwischen Politikern – Staatsführer nehmen Posen ein, die über Jahrhunderte gleich geblieben sind.

Meike Kimmel sieht sich an, welche Rolle das Medium Geld in den Komödien des Plautus spielt. Und Fabian Wittreck beschäftigt sich mit den antiken Wurzeln des islamischen und christlichen Wucherverbots.

Alles in allem ist der im Verlag Antike erschienene Sammelband durchaus anregende Lektüre. Und das auch noch einige Jahre, nachdem er publiziert wurde und die Ausstellung „Die Sprache des Geldes“ endete.

Sie können das Buch für 33 Euro direkt beim Verlag bestellen.