Franz Ferdinands „allerletztes Hemd“ ausgestellt

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30. Juni 2016 – „In ganz Europa gehen die Lichter aus, wir werden es nie mehr erleben, dass sie angezündet werden“ … kommentierte der britische Außenministers Edward Grey den Ausbruch des Ersten Weltkriegs.

Das Hemd, das Franz Ferdinand trug, als er Opfer eines Attentats wurde, wird aus konservatorischen Gründen nur sehr selten ausgestellt. Foto: © HGM/MHI.

Nur ganz selten ans Licht darf eines jener Objekte, das durch seine einmalige historische Zeugenschaft als Symbol dieser Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts gilt: Das blutverschmierte Hemd des Thronfolgers Erzherzogs Franz Ferdinands, welches er am Tag seiner Ermordung am 28. Juni 1914 in Sarajevo trug.

Schlagzeile der New York Times vom 29. Juni 1914.

„Unter einen Glassturz lasse ich mich nicht stellen“, soll er hinsichtlich der dortigen Sicherheitslage noch gemeint haben, was heute fast so makaber anmutet wie das blutbefleckte Hemd selbst, denn unter einem solchen ist es zwischen 16. Juni bis 10. Juli 2016 im HGM zu sehen.

Zur Dauerausstellung im Sarajevo-Saal gehört das Automobil, in dem der Thronfolger und seine Frau fuhren. Foto: Nadja Meister © HGM/MHI.

Das Hemd ergänzt die Gruppe originaler Objekte zum Attentat, wie das Automobil, die Attentatswaffen, die ebenso blutbefleckte Uniform des Thronfolgers und die Liege, auf der er nach den tödlichen Schüssen von Gavrilo Princip verstarb.

Der Waffenrock des Erzherzogs mit den Rangabzeichen eines Generals der Kavallerie. Foto: © HGM/MHI.

Den ausgestellten Waffenrock für Generale mit den Rangabzeichen eines Generals der Kavallerie samt der Uniform mit scharlachroten Lampassen trug der österreichisch-ungarische Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand von Österreich-Este (geb. 1863) am Tag des Attentats den 28. Juni 1914, in Sarajevo. 

Gavrilo Princip benutzte beim Attentat in Sarajevo eine 9mm Pistole, M.1910/12, System Browning, eine in Europa beliebte Offizierswaffe. Obwohl der Attentäter eine kurze Schießausbildung erhielt, kann er nicht als geübter Schütze gelten. Beide Kugeln trafen dennoch ihre Opfer tödlich. Foto: © HGM/MHI.

Das Attentat selbst ereignete sich auf der Höhe der Lateinerbrücke an der Straßenkreuzung der Franz-Joseph Straße mit dem Appelquai, wo der junge Attentäter Gavrilo Princip (1894-1918), jenen verhängnisvollen Moment nutzte, um mit seiner Pistole zwei Schüsse auf das zum Stillstand gekommene Fahrzeug des Thronfolgerpaares abzugeben.

Dieses Familienfoto zeigt den Erzherzog mit seiner Frau, Herzogin Sophie von Hohenberg, und den beiden Kindern um 1908.

Die erste Kugel durchschlug das Seitenverdeck des Wagens und traf die Herzogin Sophie von Hohenberg tödlich in den Unterleib. Der zweite Schuss traf die Halsvene des Thronfolgers und verletzte dabei dessen Luftröhre.
Rasch wurden die beiden Opfer nach dem Attentat mit dem Auto in die Residenz des Landeschefs von Bosnien und Herzegowina, dem Konak von Sarajevo gebracht, wo jedoch nur noch der Tod der beiden festgestellt werden konnte. Man trug die beiden leblosen Körper in das Gebäude und bettete den Thronfolger auf dieser hier gezeigten Chaiselongue. Mehrere Ärzte versuchten sich noch um ihn zu bemühen und schnitten dabei unter anderem auch die Uniform teilweise auf.

Detail der blutigen Uniform des Thronfolgers. Foto: © HGM/MHI.

Die Uniform weist großflächige Blutspuren im Brustbereich auf. Ebenso findet sich Blut am linken Ärmel und an der Hose. Etwas schwieriger erkennbar ist der tatsächliche, tödliche Einschuss an der Naht zum rechten Kragenansatz unterhalb der drei Generalssterne.
Die Uniform selbst wurde bereits am 22. Juli 1914 als Dauerleihgabe der Familie Hohenberg an das seinerzeitige Heeresmuseum in Wien übergeben. Seit diesem Zeitpunkt bildet sie das zentrale Erinnerungsobjekt im so genannten „Sarajevo-Raum“.

Nur an wenigen Tagen im Jahr ergänzt das Hemd die Dauerausstellung. Foto: © HGM/MHI.

Da Licht, Feuchtigkeit und Sauerstoff die Blutspuren am Hemd zersetzen, ist es aus konservatorischen Gründen nur ein paar Tage im Jahr ausgestellt. „Diese besondere Authentizität gilt es auch aus museologischer Sicht zu bewahren“, so Direktor M. Christian Ortner. „Wie fast kein anderes museales Objekt führt dieses Hemd den Besucher in der Geschichte zurück, nach Sarajevo, am 28. Juni 1914, als zwei Schüsse eine politische Krise auslösten und letztendlich 36 Staaten in einen Weltkrieg führten.“
Dass jenes Hemd heute im HGM ausgestellt werden kann, ist dem Jesuitenpater Peter Puntigam zu verdanken. Er nahm die letzte Ölung am Leichnam des Thronfolgers vor und erwarb das Hemd aus der Asservatenkammer des Gerichts von Sarajevo. Nachdem es 90 Jahre im Archiv des Jesuitenordens in Wien lagerte, übergab jener das einzigartige und historisch wertvolle Hemd dem HGM als Dauerleihgabe, um es exklusiv der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Mehr Informationen zur Ausstellung finden Sie auf der Seite des Heeresgeschichtlichen Museums Wien.

In diesem kurzen Video wird das Attentat von Sarajevo mit Originalbildern und Zitaten beschrieben.