Die Sklavinnen der Tugend

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9. August 2018 – Das Verlangen, sich vor anderen auszuzeichnen, und der Wunsch, die Symbole dieser Auszeichnung sichtbar zu tragen, sind elementare menschliche Bedürfnisse, die dem Streben nach Anerkennung entspringen. Viel zu wenig bekannt ist der Umstand, dass es im alten Österreich drei kaiserliche Orden gab, die nur an Frauen verliehen wurden. Mit der Schau „Die Sklavinnen der Tugend“ ist diesen Damenorden und den Abzeichen der altösterreichischen Damenstifte erstmals eine eigene Sonderausstellung gewidmet. 

Eine Auswahl der ausgestellten Orden „Sklavinnen der Tugend“. Foto: N. Lackner.

Gestiftet aus weiblichem Selbstbewusstsein – der Orden der Sklavinnen der Tugend

Namensgebend für die Ausstellung ist der 1662 von der Witwe Kaiser Ferdinands III., Eleonore von Gonzaga-Nevers, gegründete Orden der Sklavinnen der Tugend – eine vornehme Vereinigung, in die nur Damen aus hochadeligen Häusern Aufnahme fanden. Die Sklavinnen der Tugend unterwarfen sich einer Lebensführung, deren Grundsätze die Zügelung der Affekte und Wahrung der Contenance in schwierigen Situationen bildeten. 

Kleinod des Sternkreuz-Ordens, um 1839, an schwarzem Seidenband. Foto: N. Lackner.

Gestiftet in frommer Wundergläubigkeit – Der Sternkreuz-Orden

Die Kleinode des Sternkreuz-Ordens sind von zeitloser Eleganz und Meisterwerke der Goldschmiedekunst. 1668 – vor 350 Jahren – wurde der Leopoldinische Trakt der Wiener Hofburg durch einen verheerenden Brand, dem die Kaiserin Margarita Teresa und ihre beiden Töchter nur mit knapper Not entrinnen konnten, vollkommen zerstört. Doch eine, den Habsburgern seit Generationen teure Reliquie, zwei Holzsplitter vom Kreuz Jesu Christi, überstanden das Unglück in der geschmolzenen Aufbewahrungskapsel. Kaiserinwitwe Eleonore von Gonzaga-Nevers nahm diesen „geradezu wunderbaren Vorfall“ zum Anlass, den hochadeligen Sternkreuz-Orden zu stiften: eine Versammlung hochadeliger Frauen, die sich als Gebetsgemeinschaft zur Verehrung des heiligen Kreuzes versteht – und die heute noch existiert. Die Kleinode dieses Ordens waren – und blieben dies auch nach dem Ende des alten Österreich – die Auszeichnung schlechthin für alt- und hochadelige Damen und wiesen seine Trägerinnen als Mitglied der höfischen Gesellschaft der Habsburgermonarchie aus. Im innerdynastischen Gefüge kann der Sternkreuz-Orden als Pendant zum Orden vom Goldenen Vlies angesehen werden. 

Großkreuz des Kaiserlich-österreichischen Elisabeth-Ordens an Schärpe, um 1916/1918. Foto: N. Lackner.

Gestiftet in schmerzhafter Trauer – Der Elisabeth-Orden

1898 – vor 120 Jahren – starb Kaiserin Elisabeth in Genf durch die Hand eines Anarchisten. Sieben Tage nach dem Attentat, am 17. September 1898, stiftete Franz Josef I. im Gedenken an seine ermordete Gemahlin den kaiserlich-österreichischen Elisabeth-Orden: den einzigen, ausschließlich Damen vorbehaltenen Verdienstorden der Monarchie. Eingeteilt in mehrere Grade – Großkreuz, 1. Klasse (auch mit Stern) und 2. Klasse – wurde der Orden, der zunächst um die Elisabeth-Medaille, ab 1918 auch um das Elisabeth-Kreuz erweitert wurde, bis zum Ende des Ersten Weltkrieges nur 1125 Mal verliehen. Seine Dekorationen, kunsthandwerkliche Kleinode eines Wiener Goldschmieds, zierten Kaiserinnen und Königinnen in ihren Palästen ebenso wie Krankenschwestern in frontnahen Feldlazaretten. 

Abzeichen der Herberstein-Illyésházyschen Damenstiftung an roter Bandmasche, um 1815. Foto: N. Lackner.

Zeichen frommer Gemeinschaft – Die Abzeichen der österreichischen Damenstifte

In einer bisher noch nie gezeigten Vollständigkeit sind in der Ausstellung die Abzeichen der altösterreichischen Damenstifte zu sehen. Zwischen 1654 und 1882 entstanden im alten Österreich zahlreiche weltliche Damenstifte, um unverheiratete und vermögenslose Mädchen oder Frauen von adeliger Herkunft und tugendhaftem Lebenswandel standesgemäß zu versorgen. Die Mehrzahl von ihnen waren Stiftungen des Kaiserhauses oder sie wurden von den Herrschern bestätigt – somit waren sie auch Ausdruck landesfürstlicher Fürsorge. Mit der Aufnahme in ein Damenstift waren finanzielle Zuwendungen und die Verpflichtung verbunden, das Stiftsabzeichen, ein Kleinod mit ordensähnlichem Aussehen, zu tragen. 

Ansichten ausgestellter Orden „Sklavinnen der Tugend“. Foto: N. Lackner.

In diesem Video erläutern die Kuratoren Helmut-Theobald Müller und Karl Peitler die Ausstellung und erlauben einen ersten Blick auf die ausgestellten Orden.

Mehr Informationen über die Ausstellung finden Sie auf der Internetseite des Universalmuseums Johanneum.