Château de Prangins zeigt Schätze des Schweizerischen Nationalmuseums

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21. Juni 2012 – Unter dem Titel „Archäologie – Schätze aus dem Schweizerischen Nationalmuseum“ zeigt das Château de Prangins noch bis zum 14. Oktober 2012 eine Auswahl kostbarer Highlights des Schweizerischen Nationalmuseums. Archäologische Funde werden mit einem umfassenden Rahmenprogramm präsentiert.

Schweizerisches Nationalmuseum – Château de Prangins
Das Château de Prangins beherbergt seit 1998 den Westschweizer Sitz des Schweizerischen Nationalmuseums. Wenige Minuten von Nyon entfernt bietet sich die prächtige Domäne mit Blick auf den Genfersee wunderbar für einen Spaziergang, einen Ausstellungsbesuch und für die Entdeckung der Geschichte der modernen Schweiz an. Seit kurzem führt ein Lehrpfad zur Zeit der Aufklärung durch den Park, und im neuen Besucherzentrum wird viel Wissenswertes über den Gemüsegarten mit alten Sorten präsentiert.

Zum ersten Mal werden die Highlights der archäologischen Sammlung aus dem Schweizerischen Nationalmuseum in der Romandie, im Château de Prangins, ausgestellt.
Die außergewöhnliche Sammlung, deren Anfänge ins 19. Jahrhundert zurückgeht, umfasst Bodenfunde aus allen Epochen und allen Regionen der Schweiz. Sie ermöglicht einen Einblick in die Zeit von 100.000 vor bis 800 nach Christus, also von der Altsteinzeit bis ins frühe Mittelalter.
Zu den Highlights gehört etwa ein Lochstab, auf dem ein Pferd eingeritzt ist. Es handelt sich um die älteste bildliche und künstlerische Darstellung im Gebiet der heutigen Schweiz.

Die Goldschale von Zürich-Altstetten (ZH). Bronzenzeit. © Schweizerisches Nationalmuseum.

Die Goldschale von Zürich-Altstetten ist die größte und schwerste Schale aus der Bronzezeit, die je in Westeuropa entdeckt worden ist.

Goldschatz von Erstfeld (UR). 4. Jh. v.Chr. Depositum Kanton Uri. © Schweizerisches Nationalmuseum.

Weitere Glanzstücke sind die Halsringe …

Goldschatz von Erstfeld (UR). 4. Jh. v.Chr. Depositum Kanton Uri. © Schweizerisches Nationalmuseum.

… und Armringe des Goldschatzes von Erstfeld, die zu den wichtigsten Zeugnissen der keltischen Goldschmiedekunst gehören.

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Der Spangenhelm von Villeneuve (VD). 6. Jh. n.Chr. © Schweizerisches Nationalmuseum.

Ein in Villeneuve entdeckter Helm aus dem frühen Mittelalter stammt wahrscheinlich von einem fränkischen Adligen.
Die außergewöhnlichen Zeugnisse aus vergangenen Zeiten führen die Besuchenden durch eine Reise in die Welt unserer Vorfahren. An Multimediasäulen kann man sich ins Thema Archäologie vertiefen. Es werden einzelne Epochen dargestellt und man findet interaktive Karten mit Informationen zu den wichtigsten Fundorten der Schweiz.

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Die Archäologie spielte bei der Geschichte und Entstehung des Schweizerischen Nationalmuseums eine wichtige Rolle. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, einer Zeit, wo in ganz Europa die nationale Identität zelebriert wird, erwirbt die Eidgenossenschaft bedeutende Privatsammlungen von Objekten von Seeufersiedlungen, um zu verhindern, dass diese schweizerischen Kulturgüter ins Ausland verloren gehen. Die Idee, diese Objekte der Öffentlichkeit im Rahmen eines Nationalmuseums zu zeigen, setzt sich politisch allmählich durch. 1890 schafft ein Bundesbeschluss die gesetzlichen Grundlagen für ein Schweizerisches Nationalmuseum. 1898 öffnet der „Tempel zum Ruhme unserer Vorfahren“ in Zürich seine Tore. Das Schweizerische Nationalmuseum (SNM) bildet das Dach für drei Museen – das Landesmuseum Zürich (1898 eröffnet), das Forum Schweizer Geschichte Schwyz (1991 eröffnet), das Château de Prangins (1998 eröffnet) – sowie das Sammlungszentrum in Affoltern am Albis. Ein bedeutender Teil der Dauerausstellung ist den archäologischen Funden gewidmet.
Die Sammlung wuchs danach durch Schenkungen, Ankäufe, aber auch Ausgrabungen an. Da die Kantone noch über keine archäologischen Dienste verfügten, führte das Museum selbst Ausgrabungen durch und rettete und dokumentierte so Fundorte, die sonst zerstört worden wären. Beispiele sind Arbedo, Giubiasco, Auvernier, Kaiseraugst, Bülach, Lenzburg oder Egolzwil.
Seit 1912 sind die archäologischen Bodenfunde aufgrund des schweizerischen Zivilgesetzbuches Eigentum der Kantone. Im Zuge der Entwicklung der kantonalen Institutionen gingen die Neuzugänge deutlich zurück. Das Museum erweiterte die Sammlung hauptsächlich mit der Erstellung von Kopien. Wegen der Sanierungsarbeiten im Landesmuseum Zürich wurde die archäologische Dauerausstellung im Jahre 2009 geschlossen. Ein großer Teil der Sammlung wird in den Neubau überführt werden, der bis 2016 erstellt wird. Vor diesem Hintergrund anerbot es sich, diese außergewöhnlichen Objekte im Château de Prangins und überhaupt zum ersten Mal in der Romandie zu präsentieren.

Die Sammlung umfasst fast 100.000 Objekte und deckt sämtliche Epochen der schweizerischen Archäologie ab, von der Altsteinzeit bis ins Frühmittelalter (von 100.000 vor bis 800 nach Christi Geburt).
Die archäologischen Sammlungen der Kantone zeigen in den meisten Fällen die Funde aus dem Kantonsgebiet. Es ist deshalb einzigartig für die Schweiz, dass in der Sammlung des Schweizerischen Nationalmuseums sämtliche Landesteile vertreten sind. Dies ist nicht zuletzt der Tatsache zu verdanken, dass das Museum auch heute noch Kopien der wichtigsten Funde anfertigt.
Die Sammlung setzt sich aus früher erworbenen Komplexen von nationaler und internationaler Bedeutung sowie einmaligen und spektakulären Objekten zusammen, die auch wissenschaftlich untersucht werden.

Die Ausstellung ist in drei Teile gegliedert. Der erste stellt die Ursprünge und die Zusammenstellung der Sammlung vor. Zu sehen ist zum Beispiel der 1741 entdeckte spätrömische Goldschatz von Lunnern. Er wurde zuerst in der Kunstkammer der Wasserkirche in Zürich gezeigt und kam anschließend über die Sammlung der Antiquarischen Gesellschaft Zürich ins Museum. Weiter wird die Sammlung Gross ausgestellt. Sie ist nach dem Arzt und Künstler Victor Gross aus La Neuveville benannt, der mehrere tausend Objekte aus Ufersiedlungen zusammentrug. Der Bund kaufte die Sammlung 1894 auf, um ihre Zerteilung zu verhindern. Sie wurde zum einem Grundstock für die Gründung des Schweizerischen Nationalmuseums.

Becher aus Keramik. Giubiasco (TI). 1. Jh. n.Chr. © Schweizerisches Nationalmuseum.

In der Geschichte des Museums nehmen die Ausgrabungen einen wichtigen Platz ein. In der Ausstellung werden sie mit Gegenständen aus drei Gräbern des Gräberfeldes von Giubiasco (Tessin) illustriert: Je ein Grab eines Mannes und einer Frau sowie ein Grab, bei dem man – bevor das Museum die Grabung überwachte – Objekte aus verschiedenen Gräbern neu gruppierte, um attraktivere Ensembles verkaufen zu können. Dieser Teil der Ausstellung verdeutlicht auch, wie wichtig es ist, die Objekte in ihren Kontext zu stellen.

Im zweiten Teil der Ausstellung werden die spektakulärsten und interessantesten Objekte chronologisch geordnet ausgestellt. Zu sehen sind zum Beispiel der Lochstab von Schweizersbild (SH), eines der ältesten Zeugnisse künstlerischen Ausdrucks in der Schweiz, der neolithische hölzerne Türflügel aus Wetzikon (ZH), die Goldschale aus der Bronzezeit von Zurich-Altstetten, der keltische Goldschatz von Erstfeld (UR) …

Glasgefäße. Conthey (VS). 4 Jh. n.Chr. © Schweizerisches Nationalmuseum.

… ein Ensemble von Glasgefäßen aus dem vierten Jahrhundert aus Conthey (VS) oder der Helm von Villeneuve (VD) aus dem 6. Jahrhundert.

Der dritte Teil zeigt einen weniger bekannten Aspekt des Auftrags eines Museums:
Ein Film stellt die Arbeit des Sammlungszentrums des Schweizerischen Nationalmuseums in Affoltern am Albis vor: Unter einem Dach vereinigt es verschiedene Sammlungen, die Ateliers der Konservatoren-Restauratoren, das Laboratorium für Konservierungsforschung, die Objektlogistik, das Leihwesen und das Fotoatelier.
An Multimediasäulen kann man sich interaktiv noch vertiefter mit der schweizerischen Archäologie auseinandersetzen. Jede Epoche wird kurz dargestellt, und man kann Fotos von den wichtigsten Fundstellen abrufen. Jung und Alt können so dank der neuen Vermittlungsmedien spielerisch noch mehr über Archäologie erfahren.

Zahlreiche Rahmenveranstaltungen runden die Präsentation ab. Ausführliche Informationen dazu bietet die Seite des Château de Prangins.

Speziell diese Ausstellung wird hier vorgestellt.