Antike Numismatik in Tübingen in Gefahr!

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26.Mai 2011 – Der Tübinger Archäologe Professor Thomas Schäfer ruft in einem offenen Brief dazu auf, die von Sparmaßnahmen bedrohte numismatische Arbeitsstelle der Universität zu retten. Es handelt sich um eine für Forschung und Wissenschaft gleichermaßen wichtige Position…

Mit der Berufung von Prof. Dr. Reinhard Wolters auf den Lehrstuhl für Numismatik und Geldgeschichte an der Universität Wien im Oktober 2010 ist die 1972 ins Leben gerufene und zuerst mit Prof. Dr. Dietrich Mannsperger besetzte numismatische Arbeitsstelle am Institut für Klassische Archäologie der Universität Tübingen vakant.
Leider ist vom Rektorat bislang kein positives Signal gekommen, diese in der Fachwelt hoch renommierte Position wieder zu besetzen, so dass zu befürchten ist, dass die Stelle auf Dauer wegfallen könnte. Dies ist umso gravierender, als es in ganz Baden-Württemberg nach Wegfall der Kustodenstelle am Badischen Landesmuseum Karlsruhe und nach der Pensionierung von Dr. Ulrich Klein nur noch eine halbe numismatische Stelle am Württembergischen Landesmuseum in Stuttgart und eine Stelle für Islamische Numismatik an der Universität Tübingen gibt.
Damit würde das Fach Numismatik, das im Land an drei Standorten mit jeweils eigenen Sammlungs- und Forschungsschwerpunkten vertreten war (Stuttgart, Württembergisches Landesmuseum: Mittelalter und Neuzeit; Karlsruhe, Badisches Landesmuseum: Antike, Mittelalter und Neuzeit; Tübingen, Institut für Klassische Archäologie: Antike; Tübingen, Orientalisches Seminar: Islam) empfindlich geschwächt werden und in seiner Gesamtheit nicht mehr vertreten sein.

Die Bedeutung der Stelle ergibt sich auch daraus, dass sie die Betreuung der numismatischen Sammlung im Schloss Hohentübingen wie auch die akademische Lehre umfasst. Die Sammlung ist eine der bedeutendsten Universitätssammlungen in Deutschland und birgt Münzen von der Antike bis zur Neuzeit, die unter anderem auch von besonderer landesgeschichtlicher Bedeutung sind. Sie ist vollständig in den internationalen Wissenschaftsbetrieb integriert und Gegenstand ständiger Anfragen aus aller Herren Länder.
Mit den im Wintersemester 2007/08 aufgenommenen BA- und MA-Studiengängen ist die Antike Numismatik fester Bestandteil des Studiums der Klassischen Archäologie in Tübingen. Für den BA ist sowohl im Haupt- als auch im Nebenfach ein Modul der Antiken Numismatik im jeweils 4. Fachsemester zu absolvieren; der MA-Studiengang sieht ein weiteres Modul mit Vorlesung und Hauptseminar im 7. und 8. Fachsemester verbindlich vor. Offen stehen diese Module auch Studierenden der Alten Geschichte, Klassischen Philologie, Kunstgeschichte bzw. der Ur- und Frühgeschichtlichen Archäologie und Archäologie des Mittelalters.
Eine Besetzung der Stelle mit einem wie bisher habilitierten oder sich in der Habilitierungsphase befindlichen Numismatiker würde auch weiterhin numismatische Abschlussarbeiten im Rahmen des BA- und MA-Studiengangs und sogar Promotionen ermöglichen. Fiele die numismatische Stelle weg, hieße das, dass die Studenten der altertumswissenschaftlichen Studiengänge keinerlei Kenntnisse einer der wichtigsten Quellengattung der Antike erhielten und damit auch ihrer durch Fachkenntnisse erweiterten Chancen im Berufsleben beraubt würden.

Sie werden herzlich gebeten, sich für den Erhalt der für die Universität Tübingen und der deutschen Numismatik insgesamt so bedeutungsvollen Stelle einzusetzen, indem Sie dem Rektor der Universität Tübingen ein entsprechendes Schreiben zukommen ließen. Die Adresse lautet:

An den Rektor der Universität Tübingen
Herrn
Prof. Dr. Bernd Engler
Wilhelmstraße 5 (Alte Botanik)
72074 Tübingen

Mit herzlichen Grüßen

Prof. Dr. Thomas Schäfer
Institut für Klassische Archäologie
Burgsteige 11
Schloss Hohentübingen
72074 Tübingen