100. Geburtstag von Max Frisch

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28. Januar 2011 – Dieses Jahr wäre Max Frisch hundert Jahre alt geworden. Die Eidgenössische Münzstätte Swissmint nimmt das Jubiläum zum Anlaß, dem bedeutenden Schweizer Schriftsteller eine Silbermünze zu widmen.

Schweiz. 20 Franken „Max Frisch“; 835 Ar; 20 g; 33 mm; Künstler: Daniel Frank; Auflage: unzirkuliert – max. 50.000 Stück; PP – max. 7.000 Stück.

Die Sonderprägung, welche ein typisches Porträt Max Frischs zeigt, hat einen Nennwert von 20 Franken und ist ab sofort erhältlich in den beiden Prägequalitäten „unzirkuliert“ und „Polierte Platte“ im Etui unter www.swissmint.ch sowie bei Banken und Münzenhändlern.

Entwurf zur Sondermünze von Daniel Frank.

Gestalterische Annäherung
Gestaltet wurde die Sondermünze „100. Geburtstag von Max Frisch“ vom Lausanner Künstler Daniel Frank. In zahlreichen Entwürfen näherte er sich an das definitive Münzbild an. Daniel Frank erklärt dazu: „Ich war fasziniert vom Wandel des Gesichtes von Max Frisch, das sich während seines Lebens so oft verändert hatte. Die Frontsicht hat sich für die Münze aufgedrängt, denn darin weilt seine Sympathie, sein hinterfragender Blick, sein unbeugsamer Wille, Dinge zu beleuchten ohne sie zu beherrschen.“

Das Sportbecken des von Max Frisch erbauten Freibads Letzigraben. Foto: Port(u*o)s / Wikipedia.

Max Frisch
Max Frisch wurde am 15. Mai 1911 in Zürich geboren. Sein Interesse am Schreiben erwachte bereits in Jugendjahren. Nach einem abgebrochenen Germanistikstudium studierte er an der ETH Zürich Architektur – sein bedeutendster Bau ist das Freibad Letzigraben in Zürich. Während des Aktivdienstes (1939 – 1945) nahm er sein literarisches Schreiben wieder auf. Der Durchbruch gelang ihm 1954 mit dem Roman „Stiller“. Weitere wichtige Werke wie „Homo Faber“ oder „Andorra“ folgten. Max Frisch erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Grossen Schillerpreis der Schweizerischen Schillerstiftung. Er starb 1991 in Zürich.

Präsentation der Sondermünze „Max Frisch“ in der Kronenhalle Zürich: V.l.n.r.: Peter Haerle, Kulturchef Stadt Zürich; Kurt Rohrer, Geschäftsleiter Swissmint; Daniel Frank, Gestalter der Münze; Prof. Dr. Peter von Matt, Präsident der Max Frisch-Stiftung.

Wie sind Sie bei der Gestaltung der Sondermünze „Max Frisch“ vorgegangen?

Daniel Frank: Ein Freund, Literaturdozent, riet mir ins Max Frisch Institut zu gehen, was ich aber vermied. Ich scheute mich, dort mit den Fachleuten in Kontakt zu kommen. Zuerst wollte ich Max Frisch im Stillen wieder begegnen und mir ein Bild ohne fremde Einflüsse machen. Bei jedem Porträt schlüpfe ich vorübergehend in die Haut der betreffenden Person. Ihre Gesichtsausdrücke und Gedanken sind Einblicke in ein wortloses Inneres, einen festen Kern. Von diesem Zentrum aus entwickelt sich ein Bild bei mir, das mit der Person nicht ganz identisch ist, ihre Kraft aber geltend macht. Je weniger ich eine Person kenne, desto einfacher ist dieser Prozeß. Das war in diesem Fall eine Chance. Max Frisch habe ich seit der Schule beinahe vergessen und zu seiner Lebzeit in Wirklichkeit nie gesehen. In einem Rausch habe ich über 30 Bücher in Bibliotheken ausgeliehen, quer gelesen und alle möglichen Fotos von ihm eingescannt. Mir schien, Max Frisch half bei der Aufgabe intensiv mit. Seine tiefgründige Wahrnehmungsfähigkeit und gleichzeitig sein Glauben an die Fiktion gab mir den wichtigen Anstoß. Er erlaubte mir, ein Gesicht zu finden, das nicht er, sondern eine Fantasie sein durfte, der Wahrheit aber nahe kommt. Übrigens habe ich wegen den vielen Feinheiten im Gesichtsausdruck dann auch direkt am Gipsmodell für den Prägestempel mitgearbeitet.

Nicht ausgeführter Entwurf zur neuen Sondermünze „Max Frisch“.

Was war das Reizvolle an der Aufgabe, eine Sondermünze zu gestalten? Wo lagen die Herausforderungen?

Daniel Frank: Hinter diesem kleinen geprägten Metallstück verbergen sich erstaunlich komplexe Welten. Angefangen mit dem Finanzdepartement, der hochtechnologischen Infrastruktur, dem Handwerk, einem Stück Schweizer Geschichte und zuletzt meiner visuellen Interpretation zur Verewigung eines Menschen. Spannend war die Herausforderung, durch diese inneren wie äußeren Gegebenheiten zu gehen, ein Bild zu schaffen, das Max Frisch gerecht wird, aber gleichzeitig in alle Vorgaben paßt. Das war eine kollektive Arbeit.
Dazu kam die schmeichelnde Idee, der immer abstrakt-virtueller werdenden Eigenschaft des Geldes ein Gesicht geben zu können. Das heißt, Geld nicht als Zahl, sondern als ein bildliches Objekt definieren zu dürfen. Das bedeutet nicht zuletzt, daß der quantitative Wert ohne den symbolischen Wert nicht existieren kann.

Nicht ausgeführter Entwurf zur neuen Sondermünze „Max Frisch“.

Welchen Bezug hatten Sie zu Max Frisch vor dem Gestaltungsauftrag? Hat sich dieser während der Arbeit verändert?

Daniel Frank: Walser, Dürrenmatt, Frisch – in dieser Reihenfolge kannte und bevorzugte ich die Autoren. In meiner Jugend war Max Frisch weniger spannend als erstere, seine Bücher etwas zu intellektuell und die Person für mich eher unzugänglich. Inzwischen hat sich das geändert, auch dank der Wiederentdeckung bei dieser Arbeit. Sein Werk erscheint mir lebendiger als je zuvor, und gerade seine immense Persönlichkeit berührt mich zutiefst.

Sie haben sehr viele verschiedene Entwürfe erstellt. Aus welchem Grund? Welcher Entwurf war Ihr Favorit? 

Daniel Frank: Anfangs skizziere ich jeweils viel. In diesem Fall mußte ich die gesammelten Fotos aus Büchern und Internet abzeichnen, um sie überhaupt verstehen zu können. Eine spontane Zeichnung hilft mir, das Sujet neu zu entdecken, zu ergründen und mein Bewußtsein ihm gegenüber zu steigern; ansonsten würde ich nur mit Bildideen herumspielen. Um mich in den Menschen Max Frisch hineinzufühlen, hatte ich keine andere Wahl als viele Entwürfe zu machen. Ich war fasziniert vom Wandel seines Gesichtes. Sein Aussehen hat sich während seines Lebens so oft verändert. Dabei war seine ständig im Mund steckende Pfeife ein erkennbares Merkmal seiner Person, die schwer zu erfassen ist. Sein komplexer Charakter kommt in all den gegensätzlichen Gesichtern genauso wie in seinem umfangreichen Werk zum Vorschein. Das Schwierige war, ein einziges Gesicht auszuwählen und der Pfeife ihre Wichtigkeit zu nehmen. Ich hätte gut tausend Zeichnungen von ihm machen können, am Ende waren es ein paar Dutzende. Die Frontsicht hat sich aufgedrängt, darin weilt seine Sympathie, sein hinterfragender Blick, sein unbeugsamer Wille, Dinge zu beleuchten ohne sie zu beherrschen. Er selber war ein Spiegel.

Sind Sie zufrieden mit dem Ergebnis, der fertigen Prägung?

Daniel Frank: Das wichtigste für mich war es, etwas Lebendiges zu schaffen. Das ist meiner Ansicht nach gelungen. Die Faszination, die von dieser Charakterfigur ausgeht, lebt weiter. Ich bin überzeugt: Man kann Max Frisch in der Gedenkmünze wieder begegnen.

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Zum Max Frisch-Jubiläum wird es auch eine Sondermarke der PTT geben. Näheres dazu finden Sie hier.

Einen spannenden Einblick ins Thema „Max Frisch“ gibt das Max Frisch-Archiv an der ETH. Um dorthin zu kommen, klicken Sie hier.

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Ein Interview mit Max Frisch finden Sie, wenn Sie hier klicken.