Jakob Degen – ein Pionier in vielerlei Hinsicht

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von Clemens Fässler, Verein für wirtschaftshistorische Studien Zürich

14. Juni 2018 – Anfang April wurde die neueste Schweizer Banknote, die 10-Franken-Note, von der International Bank Note Society (IBNS) zur Banknote des Jahres 2017 gewählt, wie schon die 50-Franken-Note im Vorjahr. Kriterien waren dabei das Aussehen und die Fälschungssicherheit, bei der Schweizer Banknoten traditionell gut abschneiden. Doch schon lange bevor es überhaupt den Schweizer Franken gab, kümmerte sich der Schweizer Pionier Jakob Degen um sichere Banknoten. Er gilt als Erfinder der entsprechenden Drucktechnik.

Gedenktafel am Geburtshaus Degens in Liedertswil. Foto: Dietrich Michael Weidmann / CC BY-SA 3.0

Jakob Degen wurde am 17. Februar 1760 in der Gemeinde Liedertswil (heute BL) geboren. Seine Eltern waren Seidenbandweber. Sie wanderten um den Jahreswechsel 1771/72 mit ihm nach Wien aus. Dort besuchte Jakob Degen weiterhin die Schule, die der „Evangelischen Kirche Helvetischen Bekenntnisses“ seiner Landsleute angegliedert war. In seiner freien Zeit half er den Seidenbandwebern, aber er reparierte auch schon die Uhren seiner Kameraden. Dadurch wurde sein Vater auf Jakobs außerordentliches technisches und handwerkliches Talent aufmerksam, und dieser durfte eine Uhrmacherlehre absolvieren. 1793 schloss er die Uhrmacherlehre erfolgreich ab, wurde zum Uhrmachermeister erkoren und erhielt das Wiener Bürgerrecht.

Revolutionierung des Banknotendrucks

Nicht in erster Linie um die Schönheit der Banknote, sondern hauptsächlich um ihre Fälschungssicherheit ging es Jakob Degen, als er 1810 eine „Räderschneid- und Stämpelgraviermaschine“, später „Guillochiermaschine“ genannt, erfand. Damit erlangte er jedoch noch keinen Durchbruch. Und so entwickelte er sie weiter, bis er eine Methode zur Herstellung mehrfarbiger Banknoten in einem Druckvorgang fand. Speziell daran war die Möglichkeit, Rosetten und andere linienartige Muster (Guillochen) übereinander und mit verschiedenen Farben zu drucken, und damit ein heute noch bekanntes Sicherheitsmerkmal bei Banknoten zu schaffen. Die fälschungssicheren Banknoten wirkten aber auch in ihrer Eleganz bestechend. Diese geniale Erfindung wurde vom österreichischen Kaiser finanziell unterstützt und schließlich auf Befehl des Kaisers eingeführt.

Automatisierte Nummerierung von Banknoten

Im Jahre 1827 machte Jakob Degen seine letzte Erfindung: Er automatisierte die Nummerierung der Banknoten und das Ausschneiden der Geldscheine aus den Druckpapierbögen. Nach geraumer Zeit begannen auch die Nationalbanken anderer Länder, ihre Banknoten nach Degens Verfahren herzustellen. Seine revolutionäre Erfindung ist nach wie vor Grundlage des Banknoten- und Wertpapierdrucks in vielen Ländern und wird erst allmählich von artverwandten Computermustern ersetzt.

Jakob Degens Entwurf einer Flugmaschine.

Wunderwerke der Technik

Jakob Degen gilt aber nicht nur als Erfinder des Banknotendrucks. Er war unter anderem fasziniert von der Flugweise der Vögel, und so zeichnete er um 1804 einen ersten Entwurf eines Schlagflügelapparates, mit dem er die Vögel nachahmen wollte. Er konstruierte im Laufe der Jahre verschiedene Flugapparate und probierte sie auch unter waghalsigen Bedingungen selbst aus.

Jakob Degen verstarb als „Pensionierter Werkmeister der Kunstwerkstätte“ der österreichischen Nationalbank am 28. August 1848 in Wien.

Der Artikel ist zuerst im Newsletter „Pionier des Monats“ erschienen.

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Mehr über Jakob Degen erfahren Sie im Pionierband 104: „Wege nach Utopia – Visionäre der Mobilität

In unserem Archiv finden Sie auch einen Artikel über einen früheren „Pionier des Monats“, Erhard Mettler, den Erfinder der unter Münzhändlern bekannten Mettler-Waagen.