Hortfunde und andere Münzfunde – Teil II: Depotfunde

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von Alan Walker
übersetzt von Almuth Klingner

5. April 2018 – Sie haben mit antiken Münzen zu tun? Haben Sie sich jemals gefragt, wo die Dinger wirklich herkommen? Alan Walker von der Zürcher Nomos AG gibt einen umfassenden Überblick über dieses wichtige Thema. Der zweite Teil beschäftigt sich mit drei verschiedenen Arten von Depots.

Wenn Sie mit dem ersten Teil über Hortfunde beginnen möchten, klicken Sie hier.

2) Depotfunde

Der entscheidende Unterschied zwischen Horten und Depots ist der, dass Depots nicht dazu gedacht waren, wieder ausgegraben zu werden, Horte dagegen schon. Vielleicht wäre die Bezeichnung „Weih-Depots“ etwas deutlicher: Die Münzen und anderen Wertgegenstände in solchen Funden waren ein Geschenk an die Götter und gehörten ihnen demnach und waren nicht länger für den menschlichen Gebrauch vorgesehen. Hier einige Beispiele:

a) Grundstein-Depots
In der Antike, wie auch heute, wurden besondere Gegenstände in den Grundsteinen wichtiger neuer Gebäude vergraben; darunter sind häufig Münzen und Medaillen. Im 15. Jh. ließ Sigismondo Malatesta, Herrscher von Rimini, diverse Medaillen mit seinem Porträt oder dem seiner Gattin, Isotta degli Atti, herstellen, die in die Grundmauern der Gebäude, die er errichten ließ, eingemauert wurden. In Persepolis gibt es das berühmte Apadana-Depot, das Münzen als Symbole der Ausdehnung des Persischen Reichs enthielt.

Nomos 5, 2011, 135. Mende, aus dem Kaliandra-Hortfund von 1913 (IGCH 358). Taxe: 20,000 / Zuschlag 40,000 CHF.

b) Wasser-Depots
Wertvolle Gegenstände, einschließlich Münzen, wurden oft als Gabe an die Götter in Flüssen, Quellen und Brunnen geworfen. Während heutzutage am Trevi-Brunnen in Rom die Münzen, die die Besucher als Versprechen einer Rückkehr in den Brunnen werfen, von städtischen Angestellten täglich zusammengekehrt und an die Caritas übergeben werden, blieben die Münzen, die in der Antike in heilige Quellen geworfen wurden, oftmals bis zu ihrer Entdeckung in der Neuzeit dort liegen. Es sind einige solcher „Quellhorte“ bzw. „Quelldepots“ gefunden worden. Auch aus Flüssen hat man Objekte verschiedenster Art gefischt, wovon sicher viele ursprünglich als Weihgabe an die Götter dort hineingeworfen worden waren.

c) Land-Depots
In England hat ein Sondengänger kürzlich einen Hort römischer Münzen entdeckt, den er umgehend meldete, sodass er von einem Archäologenteam ordnungsgemäß ausgegraben werden konnte. Die Ausgrabung wurde mit größter Sorgfalt ausgeführt und man nahm zunächst an, dass es sich bei dem Fund um einen Spar-Hort handelte. Die vielen Tausend Münzen lagen in einem Tongefäß, und es war ersichtlich, dass einzelne Gruppen von Münzen zu unterschiedlichen Zeiten in das Gefäß geschüttet worden waren. Was den Ausgräbern jedoch als besonders merkwürdig auffiel, war die Tatsache, dass das große Gefäß selbst sehr dünn und instabil war. Sie glaubten, dass das Behältnis, einmal eingegraben, nie wieder hätte hervorgeholt werden können, da es ihrer Meinung nach mit Sicherheit zerbrochen wäre. Die Fundstelle selbst bot Anzeichen einer Art ländlichen Heiligtums, was die Ausgräber zu der Überzeugung führte, dass dieses Depot für die Ewigkeit gedacht war.

Der dritte Teil der Serie beschäftigt sich mit Streufunden.

Wer Alan Walker ist, wissen die meisten, und wer das nicht weiß, kann es bei uns im numismatischen Who’s who nachsehen.

Die Kontaktangaben von Alan Walker finden Sie auf der Website von Nomos.

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