FBI-Agenten als Archäologen

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von Ursula Kampmann

26. April 2018 – Die Schlacht von Gettysburg gehört zu den zentralen Ereignissen der amerikanischen Geschichte. Sie war nicht nur ein entscheidender Wendepunkt im Verlauf des Bürgerkriegs, sondern wurde durch die berühmte Gettysburg Address von Abraham Lincoln zur Ikone des Selbstverständnisses der amerikanischen Nation. Ende März stand das Schlachtfeld von Gettysburg wieder im Fokus der Medien, allerdings nicht wegen immaterieller Werte wie Freiheit und Gleichheit, sondern wegen Gold im geschätzten Wert von 55 Mio. $.

Adam Cuerden. Schlacht von Gettysburg. Lithographie 1887.

Zahlreiche Medien berichteten, dass Agenten des FBI in Zusammenarbeit mit Vertretern des Departments of Conservation and Natural Resources (DCNR) sowie der professionellen Schatzjäger Agentur „Finders Keepers“ eine Untersuchung an der Dents Run Road nahe der Stadt Benezette durchführen würden. Den herbeigeeilten Journalisten teilte die Pressesprecherin enigmatisch mit, dass die Agenten eine gerichtlich bewilligte Aktivität zur Durchsetzung von Gesetzen vollstrecken würden. Der Bevölkerung drohe dabei keine Gefahr.

Die Medien brachten die Ausgrabung des FBIs sofort in Verbindung mit der Behauptung von „Finders Keepers“, man habe mit einem Hochleistungsmetalldetektor längliche Metallobjekte aufgespürt. Die Schatzjäger behaupteten, es handle sich um den auf dem Weg zum Schlachtfeld von Gettysburg verlorenen Schatz. Tatsächlich gibt es schriftliche Quellen, die schildern, dass 1863 ein Wagen der Nordstaaten-Armee die Stadt Wheeling mit 52 Goldbarren im Gewicht von je 50 Pfund verlassen habe, die für Soldzahlungen benutzt werden sollten. Dieser Goldtransport ist nie angekommen. Man fand sowohl den Wagen als auch tote Soldaten, das Gold aber blieb verschwunden.
Unzählige Hobby-Historiker haben seitdem ihre eigene Version dessen entwickelt, was damals geschehen ist. Viele Detektorgänger hoffen immer noch auf den großen Fund. 

Dieser schien, wie gesagt, den „Finders Keepers“ 2004 gelungen zu sein. Mehrfach wiederholten sie ihre Behauptung, ohne allerdings glaubwürdige Beweise vorbringen zu können. Ihre Ausgrabungsfunde von Bürgerkriegsartefakten entpuppten sich als Überreste eines Jagdcamps von 1880. Wie Vertreter des Departments of Conservation and Natural Resources feststellten, wäre eine Ausgrabungserlaubnis auf dem Staatsland auch durchaus erteilt worden, wären die „Finders Keepers“ bereit gewesen, eine Bürgschaft in Höhe von 15.000 $ zu hinterlegen.

Der wahre Preis des Sieges. Foto des Schlachtfelds von Timothy H. O. Sullivan.

Das Auftauchen des FBI hat den Gerüchten um den Schatzfund nun neue Nahrung gegeben, vor allem durch die merkwürdige Informationspolitik der Behörde. Medienberichten zufolge sei das FBI mit leeren Händen abgezogen, allerdings auch ohne zuzugeben, was man tatsächlich an der einsamen Straße nahe der Stadt Benezett getan habe.

Und so lebt das Gerücht über die verschwundenen Goldbarren von Gettysburg weiter, zusammen mit den Erzählungen über den Nazi-Schatz im Toplitzsee, dem verlorenen Zarengold und dem Nibelungenschatz.

Hier finden Sie eine hübsche Aufstellung der beliebtesten Schätze, die Hobby-Historiker immer noch aufzuspüren hoffen.

Die bloßen Fakten der Gettysburg-FBI-Affäre sind hier gut sehr gut zusammengefasst.

Einen hervorragenden Überblick zu den Gerüchten, Fakten, Vermutungen und bisherigen Suchen nach dem verlorenen Gold gibt Katie Weidenboerner in ihrem Artikel, der am 15. März 2018 im Courier Express veröffentlicht wurde.