Die ANA und Ebay – Leserreaktionen auf den Newsletter vom 3. Juni 2021

Hier veröffentlichen wir Reaktionen unserer Leserinnen und Leser auf unseren letzten Newsletter. Bild von M. H. / Pixabay
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Auf Ursula Kampmanns letztes Editorial erhielten wir verschiedene Leserbriefe, auch von der ANA selbst. Doch diese Diskussion scheint auch eine neue Entwicklung anzutreten, von der Institutionen in Zukunft profitieren werden. Wir haben Ihnen hier die Rückmeldungen zusammengestellt. Und damit Sie vor Augen haben, worauf die Zuschriften antworten, geht es los mit dem Editorial.

Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe zu veröffentlichen und zu kürzen, ohne ihren Sinn zu entstellen, sowie die Briefe ins Deutsche bzw. Englische zu übersetzen. Alle diese Rückmeldungen entsprechen nicht unbedingt den Ansichten der MünzenWoche.

 

Donnerstag, 3. Juni 2021

Liebe Münzbegeisterte in aller Welt,

Deaccessioning lautet das Schlagwort, wenn fehlende Mittel für den laufenden Betrieb oder Ankäufe mit Hilfe des Verkaufs von Objekten, die weder für die Ausstellung, noch für die eigene Forschung gebraucht werden, generiert werden.

Während Deaccessioning vor dem Zweiten Weltkrieg weit verbreitet war, ist das „Verscherbeln“ von Museumsgut seit den 70er Jahren in Verruf gekommen. Im Schatten der Kulturgutschutzdebatte und beflügelt durch großzügige Finanzierung wurde so manches Depot zu einem schwarzen Loch, in dem alle möglichen Objekte verschwanden, um wegen der dann doch nicht ausreichenden Mittel weder wissenschaftlich aufgearbeitet, noch in irgendeiner Form publiziert zu werden.

Corona hat das geändert. Die gigantischen Budgetlöcher, die durch das Wegbrechen der Besucher und ihrer Umsätze entstehen, müssen irgendwie gestopft werden. Da erinnert sich so manches Direktorium an die guten alten Zeiten, als man dafür überflüssige Objekte verkaufte. Auch die ANA hat sich, wie ihrer Pressemeldung zu entnehmen, dafür entschieden, diesen Weg zu gehen.

Man mag darüber denken, wie man will, aber eines macht mich stutzig: Die ANA verkauft ihre Doubletten nicht über den Münzhandel, sondern über eBay. Es berührt mich eigenartig, dass all die Händler, die mit ihren Spenden die ANA Jahrzehnte lang unterstützt haben, nichts an dem Verkauf verdienen, sondern ein Internet-Gigant, der noch nie irgendein Interesse an der Numismatik zeigte. Ist der Münzhandel mit seinen Gebühren gegenüber eBay nicht konkurrenzfähig? Oder hat die ANA es versäumt, zusammen mit den sie unterstützenden Händlern eine Lösung zu finden, durch die diejenigen verdienen, die einen Teil ihres Verdienstes in die ANA reinvestieren?

Ihre Ursula Kampmann

 

Antworten und Reaktionen auf das Editorial und Artikel dieser Ausgabe

Antwort der American Numismatic Association auf das Editorial

Die American Numismatic Association möchte auf Ursula Kampmanns Editorial in der MünzenWoche vom 3. Juni antworten. Darin ging es um die Deaccessioning-Auktionen des Money Museum. Wir möchten betonen, dass wir es uns nicht leichtgemacht haben mit unserer Entscheidung für Ebay. Auch ging es nicht darum, die Zusammenarbeit mit Auktionshäusern und Händlern zu vermeiden. Wie wir in unserer offiziellen Pressemeldung erklärt haben, haben wir die Entscheidung getroffen, weil sie die beste Entscheidung für die ANA und ihre Mitglieder ist.

Die Objekte, die verkauft werden, haben vor allem geringen materiellen Wert und sind Dubletten (die allermeisten mit einem Verkaufswert von unter $20), die sich durch Spenden von Sammlern und Händlern über fünf Jahrzehnte angehäuft haben. Kein Auktionshaus interessiert sich für solches Material.

Nachdem wir verschiedene unterschiedliche Wege geprüft haben, wie wir dieses Material auktionieren könnten, kamen wir zu dem Schluss, dass Ebay bei weitem die kostengünstigste, fairste und effizienteste Methode ist, um diese Stücke zu verkaufen – insbesondere da wir eine gemeinnützige Einrichtung sind. Dabei vermeiden wir nahezu die kompletten Kosten, die ansonsten mit Verkäufen auf Ebay verbunden sind. Auf diese Art ist es jedem möglich, auf die Objekte zu bieten, auch Händlern, sofern sie daran Interesse haben sollten. Alle Einkünfte werden dazu beitragen, die Bildungsaufgabe des Money Museum zu fördern.

Die American Numismatic Society ist im vergangenen Jahr zu derselben Einschätzung gekommen, als sie über Ebay ihre Dubletten verkaufte.

Mit freundlichen Grüßen,
Doug Mudd
Kurator und Direktor des
American Numismatic Association Money Museum

 

Ein Commitment von Sixbid

Ulf Künker, CEO der internationalen Auktionsplattform Sixbid, denkt über Möglichkeiten nach, wie Sixbid Museen und andere Institutionen dabei unterstützen kann, Objekte ihrer Sammlung ohne Gebühren zu verkaufen. Künker: „Als Mitglied der numismatischen ,Community‘ ist es mir ein Anliegen, dass Verkaufserlöse aus dem Prozess des Deaccessioning in vollem Umfang der jeweiligen Institution zu Gute kommen, die sie braucht. Wir möchten diesen Institutionen helfen, den größtmöglichen Gewinn zu erzielen, ohne branchenfremde Internetgiganten zu involvieren. Derzeit prüfen wir die technischen Voraussetzungen und hoffen, bald eine Lösung anbieten zu können, um so gemeinnützige Institutionen und Käufer direkt zu verbinden. Mit 10.000 Münzsammlern, die täglich unsere Seite besuchen, bieten wir eine äußerst attraktive Plattform, die viele und kaufwillige Bieter erreicht.“

 

Weitere Antworten per E-Mail

Liebe Ursula,

ich habe heute Ihr Editorial gelesen und stelle fest, dass ich ganz und gar nicht Ihrer Ansicht bin.

Zum einen was den Aspekt des Deaccessioning betrifft. Zu viele Museen auf der Welt haben Objekte in ihren Sammlungen, die nie ausgestellt wurden und auch künftig nicht ausgestellt werden. Dabei mag es sich um eine Dublette eines Objektes in besserer Erhaltung handeln oder um einen Gegenstand, den die Museumsmitarbeiter schlichtweg nicht für ausstellungswürdig halten. In jedem Fall ist es doch besser, diesen an jemanden zu verkaufen, der ihn zu würdigen weiß oder einer anderen Einrichtung, die ihn ausstellt. Ich bin der Überzeugung, dass ein Objekt, eine Münze oder Banknote, die weggeschlossen und damit nicht gesehen oder weiter untersucht wird, kaum oder gar keinen Wert besitzt. Nur die Dinge, die gesehen und geschätzt werden, besitzen auch einen Wert.

Zum anderen kritisieren Sie die ANA dafür, Ebay zu nutzen statt sich an Händler zu wenden. Nun sind viele, viele Händler Mitglieder in der ANA – wie würden Sie da einen auswählen? Jede Entscheidung würde die anderen Händler verärgern. Zudem steht in der Pressemeldung, dass die Stücke alle von geringem Wert seien. Nahezu alle Händler, die ich kenne, würden sich überhaupt nicht für Münzen von geringem Wert interessieren. Die ANA hat völlig Recht, dass Ebay der größtmöglichen Anzahl von Menschen die Möglichkeit gibt, etwas zu kaufen. Und ich bin sehr neugierig darauf, zu sehen, wie sie es anstellen, dass Mitglieder in den Genuss eines Rabattes kommen. Ich habe nämlich keine Ahnung, wie sich das umsetzen ließe.

Ich bin übrigens kein Mitglied der ANA.

Herzliche Grüße,
Timothy V. Welo
Purdys, NY-USA

 

Zum Nachbericht Grün

Guten Tag,

die Kritik an Jäger ist absolut richtig und gerechtfertigt. Ich war einer der kaufkräftigsten Bieter bei Grün, bin aber „relativ“ leer ausgegangen.

Ich war vielleicht meiner Zeit voraus und habe viel früher das Konzept von Top-Qualität verfolgt. Im letzten Jahr wurde meine Website regelrecht leergefegt!

Ich überlege, das alles auszuschalten und später zum doppelten Preis wieder einzustellen. Klingt vielleicht wie eine Schappsidee, aber was ist Topqualität wirklich wert?

Liebe Grüße aus Rodgau!
R. Hamilton-Bowen