Von der Steinzeit zu den Römern: neue Dauerausstellung in Schaffhausen

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15. März 2012 – Über 2.200 neugierige Besucher nutzten am 10. und 11. März die Gelegenheit, einen Einblick in die neu gestaltete Dauerausstellung zur Archäologie der Region zu erhalten. Nach mehrjähriger Umbauzeit war die neu konzipierte Schau erstmals für die Öffentlichkeit wieder zugänglich.

Am Eröffnungswochenende schlägt die 10-köpfige Legionärstruppe Legio XI ihre Zelte auf und lässt das Leben in der römischen Legion lebendig werden.

Projektleiter Markus Höneisen und Direktor Peter Jezler zeigten sich mit dem ersten Wochenende sehr zufrieden. Die Ausstellung wird mit ihren Exponaten, Modellen und vielfältigen Medien von Jung und Alt bestens angenommen. Nicht nur das im Pfalzhof aufgestellte Lager der Römischen Legion Legio XI stieß auf großes Interesse, auch die halbstündlich stattfindenden Führungen für Familien und Erwachsenen waren äußerst gut besucht. Von den Kindern regelrecht belagert wurden die zahlreichen museumspädagogischen Angebote.

Kostbare römische Gläser, Stein am Rhein. © Museum zu Allerheiligen Schaffhausen.

Unter dem Titel „Von der Steinzeit zu den Römern“ ist die Archäologie der Region in neuer Konzeption wieder für die Öffentlichkeit zugänglich. Die Schau entstand in Zusammenarbeit von Stadt und Kanton. Erstmals seit der Eröffnung des Museums zu Allerheiligen ist die regionale Archäologie wieder einheitlich gestaltet und in einem chronologischen Rundgang von der Steinzeit bis zu den Römern präsentiert. Anhand repräsentativer Fundstellen und Funde werden 15.000 Jahre Besiedlungsgeschichte der Region dargestellt. Modernste Ausstellungstechnik ergänzt die auf ein breites Publikum ausgerichtete neue räumliche Inszenierung.

Diorama Kesslerloch. © Museum zu Allerheiligen Schaffhausen.

Auch das Besucher-Highlight, das „Kesslerloch“ wurde in die Neupräsentation integriert und wartet in frischer Form und ergänzt mit einer Multivision auf die nächste Besuchergeneration.

Moderne Inszenierung erschließt uralte Geschichte(n)
Anschauliche Modelle, Filme, Visualisierungen und interaktive Computerstationen bringen in der Ausstellung die ausgegrabenen Gegenstände zum Sprechen, machen auf Besonderheiten aufmerksam, erläutern Zusammenhänge und Hintergründe. Sie regen dazu an, sich mit den frühen Bewohnern unserer Region auseinanderzusetzen. Deren Erforschung ist noch längst nicht abgeschlossen. Noch immer sind im Boden zahlreiche Funde und Aufschlüsse verborgen, die der Entdeckung und Untersuchung harren.

Das inhaltliche Konzept der Ausstellung stammt von den Archäologen Markus Höneisen, Valentin Homberger und Kurt Zubler mit Unterstützung einer wissenschaftlichen Arbeitsgruppe. Die Basler Firma Anex & Roth Visuelle Gestaltung entwickelte die räumliche Umsetzung und entwarf das Schrift- und Farbkonzept. Die Einrichtung der Vitrinen sowie der Medienstationen wurde durch das Museumsteam geleistet. Der Schaffhauser Modellbauer Hans Bendel fertigte die vier Modelle nach Vorgaben der wissenschaftlichen Arbeitsgruppe. Für die Finanzierung kamen Stadt und Kanton gemeinsam auf.

Chronologischer Rundgang
Chronologisch führt die Ausstellung die Besucherinnen und Besucher durch die frühe Geschichte unserer Gegend. Als Erste haben Rentierjäger beim Kesslerloch und Schweizersbild reichlich Spuren hinterlassen. Dazu gehören bedeutende Kleinkunstwerke in Form von Skulpturen und Ritzzeichnungen. Auf Touchscreen-Monitoren lassen sich diese Zeichnungen in der neuen Ausstellung genau nachvollziehen. Erstmals ausgestellt ist der bisher älteste Beleg für den Haushund in Europa, ein Oberkiefer aus dem Kesslerloch!

Siedlungen der ersten Ackerbauern und Viehzüchter sind im Kanton Schaffhausen besonders gut belegt. Mittels Filmsequenzen nimmt der Ausstellungsbesucher an den Ausgrabungen selber teil. Die ersten Bauernsiedlungen präsentieren sich in anschaulichen Modellen nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen.
Bei Gächlingen roden um 5400 v. Chr. eingewanderte Bauern den Urwald, errichten Langhäuser und betreiben Ackerbau und Viehzucht. Begehrter Rohstoff ist der Feuerstein vom Südranden und Reiat, der abgebaut und weitherum getauscht wird.
Hervorragende Erhaltungsbedingungen zeigen die Moorsiedlungen von Thayngen-Weier (seit 2011 Weltkulturerbestätte) aus der ersten Hälfte des 4. Jahrtausends v. Chr. Komplette Hausböden, Dorfzäune und Wege haben sich hier erhalten. Auch Holzgeräte, Speisereste, Geflechte und Gewebe wurden in der feuchten Umgebung über Jahrtausende bestens konserviert.
Mit der Erfindung des Metalls, und dem damit verbundenen Handel werden seit der Bronzezeit deutliche soziale Unterschiede spürbar, etwa in den unterschiedlichen Grabausstattungen. In Krisenzeiten aufgesuchte und teils massiv befestigte Höhensiedlungen, wie auf dem Siblinger Randen, belegen unsichere Zeiten seit dem 2. Jahrtausend v. Chr. Ab der Eisenzeit, dem 1. Jahrtausend v. Chr., werden „Fürstentümer“ und mit den Kelten erstmals auch historisch überlieferte Stämme und Volksgruppen fassbar. Die Keltische Kultur erschließt ein „Zauberbuch“ mit „augmented reality“. Dank dieser modernsten Technik können sich die Besucher neueste wissenschaftliche Erkenntnisse gleich selber interaktiv aneignen.

Römische Jagdschale, Stein am Rhein. © Museum zu Allerheiligen Schaffhausen.

Auch die Römer haben im Kanton Schaffhausen ihre Spuren hinterlassen. Bei Schleitheim, an der wichtigen Durchgangsstraße von Vindonissa nach Rottweil, wird um 70 n. Chr. die Kleinstadt Iuliomagus gegründet. Im fruchtbaren Klettgau werden zahlreiche Gutshöfe angelegt. Mit dem Fall des Limes im Norden wird der Rhein erneut Reichsgrenze und als Befestigungslinie ausgebaut. Bei Stein am Rhein entsteht um 294 n. Chr. das Kastell Auf Burg mit einem rechtsrheinisch vorgelagerten Brückenkopf. Aus den Bestattungen des nahen Kastellfriedhofs sind kostbarste Funde überliefert, so die berühmte Jagdschale aus Glas.

Alle Informationen zur neuen Dauerausstellung und zu Workshops des Museum finden Sie hier.

Ursula Kampmann war bei der Eröffnung. Die eindrückliche Vorführung der Abteilung der Legio XI hat sie zu einem Artikel über das Leben in den römischen Legionen inspiriert, den Sie hier lesen können.