Reichsbankgold aus NS-Zeit gefunden

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6. August 2015 – Am 20.10.2014 meldete ein „lizensierter“ Sondengänger den Fund von zehn Goldmünzen an den Lüneburger Stadtarchäologen Prof. Dr. Edgar Ring und den damaligen Bezirksarchäologen des Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege Dr. Jan Joost Assendorp.

Archäologen gruben den Schatz systematisch aus. Foto: Solveig Binnewies / Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege.

In den folgenden zwei Wochen wurde am Fundplatz von Mitarbeitern des Landesamtes eine wissenschaftliche Ausgrabung durchgeführt. In einer etwa 1 m tiefen Grube unter einem Baum konnten 217 Goldmünzen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts geborgen werden. Zwischen den Münzen wurden zwei sog. Knotenplomben der Deutschen Reichsbank gefunden. Bei den Grabungen konnte zudem Teerpappe gefunden werden, die alterungsbedingt fragmentiert ist.

Der archäologische Befund legt folgende Rekonstruktion nahe: Am Fuße eines später umgestürzten Baumes wurden in den Sand zwei verplombte Geldsäcke mit Goldmünzen vergraben. Zum Schutz wurden die Beutel in Teerpappe eingeschlagen. Der Stoff der Beutel und der Faden der Versiegelung waren vollständig vergangen. Nur an den Plomben haben sich Reste der Säcke und des Fadens erhalten. Der bei den Grabungen angetroffene Nadelbaum, der aus Naturschutzerwägungen nicht gefällt wurde, hat ein Alter von etwa 50 Jahren. Das Verteilungsmuster der Artefakte in der Grube zeigt, dass an derselben Stelle zuvor ein älterer Baum gestanden hat, der vermutlich durch Windbruch umgekippt ist. Durch das Wurzelwerk wurde dabei der Zusammenhalt der Vergrabung gestört und der Inhalt der Beutel sowie die Teerpappe in einem kleinen Bereich zerstreut.

Münzen aus dem Schatzfund. Foto: Volker Minkus / Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege.

Die 217 Münzen haben einen Durchmesser von 21 mm und wiegen ausnahmslos 6,45g. Der Goldgehalt dieser 900er Legierung beträgt 5,81g. Es handelt sich um 128 belgische und 74 französische Goldmünzen. Ergänzt werden sie um zwölf italienische und drei österreichisch-ungarische Münzen. Die älteste Münze wurde 1831 geprägt, die Schlussmünze zeigt das Jahr 1910. Das Gesamtgewicht beträgt fast genau 1400 g, so dass es möglich wäre, dass die beiden Beutel mit einem Gewicht von je annähernd 700 g gefüllt wurden.
Bei den Münzen handelt es sich um Gepräge der Lateinischen Münzunion bzw. nach ihrem Standard geprägte Stücke. Sie dienten zu ihrer Zeit sowohl als Anlageobjekte als auch als Zahlungsmittel, allerdings kaum für Güter des täglichen Gebrauchs. Man bezahlte mit ihnen eher hochpreisige Produkte.
Da es sich bei den Münzen um Stücke handelt, die bis heute im Umlauf sind, müssen für die zeitliche Einordnung die Beifunde herangezogen werden. Die chemische Analyse der Teerpappe ergibt eine Herstellungszeit von spätestens 1970, vermutlich vor 1950.

Zwei sogenannte Knotenplomben weisen darauf hin, wann der Schatz vermutlich versteckt wurde – im Zweiten Weltkrieg. Foto: Volker Minkus / Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege.

Die beiden sogenannten Knotenplomben tragen den Reichsadler mit Hakenkreuz und zeigen die Prägung „Reichsbank Berlin 244“. In der historischen Sammlung der Bundesbank befindet sich ein identisches Vergleichsstück, das auf das Jahr 1940 datiert werden kann. Bei den Plomben handelt es sich um Aluminiumplomben, deren spezielles Knotenpatent 1930 registriert worden ist. Die metallurgische Analyse legt einen Herstellungszeitraum ab 1940 nahe.
Es darf als sicher erachtet werden, dass es sich bei dem Versteckfund um Goldbestände der Deutschen Reichsbank handelt. Die Tatsache, dass die verplombten Beutel vergraben wurden, legt nahe, dass es sich um geraubtes Material handelt, das vergraben wurde, um es zu einem späteren Zeitpunkt zu bergen. Dieses konnte offenbar nicht mehr erfolgen. Die archäologische Deutung des Fundes legt eine Niederlegung im Kontext des 2. Weltkrieges nahe, vermutlich gegen Ende des Krieges oder in unmittelbarer Nachkriegszeit. Weitere interdisziplinäre Untersuchungen werden möglicherweise neue Ergebnisse bringen.
Das Land Niedersachsen hat wegen des herausragenden wissenschaftlichen Wertes das sog. Schatzregal angewendet und so das Eigentum originär erworben.

Die Seite des Landesamtes für Denkmalpflege finden Sie hier.