MenschenGesichter Teil 49: Hindenburg


mit freundlicher Genehmigung des MoneyMuseum, Zürich

Warum galt der Kopf jahrhunderte-, nein, jahrtausendelang als das Motiv einer Münzseite schlechthin? Und warum hat sich dies in den letzten 200 Jahren geändert? Das fragt Ursula Kampmann in ihrem Buch „MenschenGesichter“, dem die Texte unserer Serie entnommen sind.

Deutschland. Drittes Reich. 5 Reichsmark 1938. Adler mit ausgebreiteten Flügeln auf Kranz mit Hakenkreuz. Rs. Kopf Paul von Hindenburgs n. r. Randschrift „Gemeinnutz geht vor Eigennutz“.© MoneyMuseum, Zürich.

Wer immer ein Buch über das Dritte Reich aufschlägt, findet darin ein Foto, das am 21. März 1933, am Tag der Machtergreifung, aufgenommen wurde. Links steht der 86-jährige Reichspräsident von Hindenburg, auf dem Kopf die Pickelhaube, an der Seite den Säbel. Ihm schüttelt Adolf Hitler die Hand und neigt angesichts des großen Mannes, der Verkörperung der preußischen Tradition, tief das Haupt. Wer war dieser Hindenburg, der zum Wegbereiter des „Führers“ wurde?

Paul von Beneckendorff und Hindenburg, so sein voller Name, geboren 1847, war bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs schon pensioniert. Er meldete sich freiwillig und wurde an die Ostfront geschickt, wo es ihm gelang, ein paar wichtige, aber keinesfalls entscheidende Siege zu erringen. Doch Hindenburg blieb einer der wenigen deutschen Generäle, die überhaupt Siege vorzuweisen hatten. Deshalb ernannte man ihn 1916 zum Oberbefehlshaber. In dieser Funktion schrieb er am 2. Oktober 1918 an die Reichsregierung, dass bei einem neuen Angriff der Alliierten eine völlige Niederlage nicht auszuschließen sei. Er lehne jegliche Verantwortung dafür ab. Der Reichskanzler leitete nicht zuletzt daraufhin Verhandlungen ein, um Frieden zu schließen.

Doch bereits im November 1919 hatte Hindenburg dies vergessen. Vor dem Untersuchungsausschuss zur Klärung der Ursachen der Niederlage verlas der 72-Jährige eine Erklärung. Die siegreiche Front – so die Botschaft – sei durch die Novemberrevolution sozusagen „von hinten erdolcht“ worden. Danach war der alte Mann nun wirklich reif für die Rente. Doch noch einmal, 1925, rief das Vaterland bzw. die Rechtsparteien, die in Hindenburg den einzigen aussichtsreichen Kandidaten auf ihrer Seite für das Amt des Reichspräsidenten sahen. Der mittlerweile 78-Jährige tat wie immer das, was er für seine Pflicht hielt, ließ sich als Galionsfigur verwenden und wurde 1932, mittlerweile 85 Jahre alt, sogar wieder gewählt.

Beisetzung Pauls von Hindenburg im Tannenberg-Denkmal, 1934, und Rede Adolf Hitlers. Quelle: Bundesarchiv, Bild 183-2006-0429-502 / CC-BY-SA.

Hindenburg hatte allerdings das Glück, bereits am 2. August 1934 zu sterben, sodass er nicht mehr mit ansehen musste, welchem Regime er den Weg geebnet hatte. Vielleicht wären ihm die nationalsozialistischen Ziele ja auch nicht so fremd gewesen. Jedenfalls nutzten die Machthaber noch im Jahre 1936 das Prestige, das der alte Militär besaß, um auf den neuen 5-Reichsmark-Stücken die Parole zu propagieren „Gemeinnutz geht vor Eigennutz“.

Im gleichen Jahr besetzten deutsche Truppen in einem Vertragsbruch das Rheinland und machten sich damit daran, das so genannte Tausendjährige Reich auf und Deutschland zugrunde zu richten.

In der nächsten und letzten Folge der Reihe erfahren Sie mehr über die enorm wichtige Rolle, die der Dichter Dante Alighieri in der Geschichte Italiens spielte.

Alle Teile der Reihe finden Sie hier.

Das Buch „MenschenGesichter“ gibt es in gedruckter Form und als ebook auf der Seite des Conzett Verlages.