MenschenGesichter Teil 28: Ein Kampf um Sizilien


mit freundlicher Genehmigung des MoneyMuseum, Zürich

Warum galt der Kopf jahrhunderte-, nein, jahrtausendelang als das Motiv einer Münzseite schlechthin? Und warum hat sich dies in den letzten 200 Jahren geändert? Das fragt Ursula Kampmann in ihrem Buch „MenschenGesichter“, dem die Texte unserer Serie entnommen sind.

Ferdinand I. von Aragón, König von Neapel (1458-1494). Coronato, Neapel. Gepanzerte Büste Ferdinands mit Krone n. r. Rs. Erzengel Michael, den Drachen tötend. © MoneyMuseum, Zürich.

Friedrich II. – nicht nur Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, sondern auch König von Sizilien – starb 1250. Wer nach ihm König der beiden Sizilien werden sollte, diese Entscheidung beanspruchte der Papst für sich. Schließlich galt Sizilien als päpstliches Lehen. Gegen eine hohe Gebühr verkaufte er es an einen englischen Prinzen. Doch der zahlte nicht, sodass der Papst ihn fallen ließ und Karl von Anjou zum neuen König von Sizilien machte. Der zeigte sich dankbar, zahlte und versuchte, das für Sizilien ausgegebene Geld mittels Steuern wieder von seinen Untertanen zurückzuholen. Kein glücklicher Gedanke: Die Sizilianer vertrieben den „Eindringling“ 1282 und verbündeten sich mit dem König von Aragón, der wegen seiner Heirat mit der Enkelin Friedrichs II. einen Erbanspruch auf Sizilien erhob. Karl von Anjou zog sich nach Neapel zurück. Und die nächsten Jahrzehnte wurde in Unteritalien ein heißer Krieg zwischen ihm und Aragón geführt. Der Papst unterstützte natürlich die Anjous und bannte Peter von Aragón und seine Nachkommen.

Manuel Aguirre y Monsalbe, fiktives Porträt Ferdinands I. von Aragón aus dem 19. Jh. Quelle: Wikicommons.

Erst 1435 konnte Alfons von Aragón die Stadt Neapel erobern. Der kluge König fügte diese neue Eroberung nun nicht seinen zahlreichen Ländern hinzu, sondern setzte seinen unehelichen Sohn Ferdinand als König ein. So war die Herrschaft Ferdinands in Neapel gesichert, als Alfons 1458 starb, obwohl der Papst immer noch eifersüchtig auf seinen Kandidaten, den Anjou, beharrte.

Doch Päpste leben nicht ewig. Knappe zwei Monate nach Alfons starb sein Feind Calixtus III. und dessen Nachfolger Pius II. suchte den Ausgleich. Am 4. Februar 1459 schickte er den Kardinal Sabino Orsini, um die Krönung Ferdinands von Aragón durchzuführen. Was im Übrigen nicht bedeutete, dass die Anjous ihre Ansprüche aufgegeben hätten. Sie kämpften weiter – bis 1734.

So war Propaganda für Ferdinand wichtig und er prägte Münzen mit der Aufschrift (in Übersetzung) „Gekrönt, weil als legitim bestätigt“. Diese Worte wurden erst durch den Text auf unserer Münze ersetzt, als die Feinde Ferdinands – zumindest vorläufig – zurückgeschlagen waren. Nun lautete der königliche Titel: „FERRANDVS ARAGO(niae) REX SI(ciliae) HI(erosolymae)“, was übersetzt bedeutet: „Ferdinand von Aragón, König von Sizilien und Jerusalem“.

Sizilien, worunter man damals Neapel und sein Umland verstand, sollte Ferdinand bis zu seinem Tod klug und weise beherrschen. Jerusalem, das andere Königreich, auf das bereits seine Vorgänger vergebens Anspruch erhoben hatten, blieb in den Händen der Araber und Ferdinand sollte es nie betreten.

In der nächsten Folge reisen wir wieder gen Norden, nach Venedig, und lernen, dass auch im Dogenpalast nicht alles Gold ist, was glänzt …

Alle Teile der Reihe finden Sie hier.

Das Buch „MenschenGesichter“ gibt es in gedruckter Form und als ebook auf der Seite des Conzett Verlages.