Kunstschätze aus Hohenlohe im Landesmuseum Stuttgart

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13. August 2015 – Als „einen der schönsten Edelsteine in Württembergs Krone“ bezeichnete bereits 1826 der Schriftsteller Karl Julius Weber die Region Hohenlohe im Nordosten Württembergs. Bis heute hat die Landschaft nichts von ihrer Attraktivität eingebüßt. Dass sie auch kulturell viel zu bieten hat, zeigt noch bis 23. August 2015 die Sonderausstellung „Kunstschätze aus Hohenlohe“ im Landesmuseum Württemberg in Stuttgart. Im Mittelpunkt der Präsentation stehen das Wirken der weit verzweigten Fürstenfamilie Hohenlohe, die Blüte der ehemaligen freien Reichsstadt Schwäbisch Hall und überregional bedeutende Kunstsammlungen.

Raumaufnahme „Kirchberger Kunstkabinett“. © H. Zwietasch, Landesmuseum Württemberg, Stuttgart.

Ein besonderer Reiz dieser Ausstellung besteht darin, dass sie Werke zusammenführt, die noch nie gemeinsam in einer Präsentation zu sehen waren: Kunstkammerstücke, historische Schützenscheiben sowie Gemälde und Skulpturen der Klassischen Moderne und der Gegenwartskunst.

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In neun Räumen führt die Ausstellung vom Mittelalter bis in die Gegenwart. Hochrangige Kunstwerke wie Gemälde, Skulpturen, Möbel, Kostüme, Grafiken, aber auch historische Kuriosa lassen die Geschichte des Landes lebendig werden.

Hohenloher Kette. Frühes 15. Jahrhundert. Landesmuseum Württemberg, Stuttgart. © H. Zwietasch, Landesmuseum Württemberg, Stuttgart.

Die Ausstellung beginnt mit einem Blick über die von zahlreichen Schlössern geprägte Landschaft und informiert über die historische Entwicklung des Landes unter der Herrschaft der Fürsten zu Hohenlohe, wovon beispielsweise die aufwändig gearbeitete spätgotische „Hohenloher Kette“ zeugt. Das vermutlich rätselhafteste und zugleich prunkvollste Ausstellungsstück ist aus Gold, Goldemail, Rubin und Saphiren gefertigt.
Um das Geschmeide ranken sich bis heute Rätsel, was Herkunft, Datierung und Aussage angeht. Die Kette wird aufgrund ihres außergewöhnlichen Anhängers, die einen nach rechts blickenden Profilkopf mit Narrenmütze in einer fünfblättrigen, weiß-emaillierten Rose zeigt, auch „Narrenkette“ genannt. Sie ist vielleicht durch eine Heirat zwischen Graf Kraft VI. von Hohenlohe und Helena, Tochter Margarethes von Savoyen und Ulrichs von Württemberg, im Jahr 1476 mit der Aussteuer in den Besitz der Familie gekommen.

Münzpokal. 16. Jahrhundert Silber vergoldet, 215 römische Münzen. Mit den polnischen Wappen der Familien Lodzia und Nalecz bekrönt und neben den Wappen jeweils bezeichnet. Foto: Hohenlohe-Museum Schloss Neuenstein, Inv. Nr. NL 2. Foto: H. Zwietasch, Landesmuseum Württemberg.

Dieser Münzpokal ist ein numismatisches Highlight: Heinrich Friedrich von Hohenlohe-Langenburg (1624-1699) war mit Eleonore Magdalena zu Hohenlohe-Weikersheim (1635-1657) verheiratet. Sie habe den Pokal mit in die Ehe gebracht, schreibt der Graf in seinem Kunstkammerinventar. Er hat ihn hoch geschätzt, verfügte er doch in seinem Testament, dass er zu den unveräußerlichen Stammkleinodien des Hauses zu zählen sei. Die offenkundig polnische Herkunft des Pokals ist erstaunlich.

Hut Gustavs II. Adolf von Schweden. Um 1630. Hohenlohe-Museum, Schloss Neuenstein. © H. Zwietasch, Landesmuseum Württemberg, Stuttgart.

Ein großer Part der Ausstellung ist dem Thema „Sammeln“ gewidmet. Die Kunstkammer des Fürstenhauses Hohenlohe mit Werken des Bildhauers Leonhard Kern (1588-1662) und des Kunstschreiners Hans Daniel Sommer (1643-1692) oder dem Hut des Schwedenkönigs Gustav II. Adolf nehmen hierbei eine besondere Stellung ein. Der Hut ist durch einen Tausch des Königs mit seinem Kammerdiener, Graf Wolfgang Otto zu Hohenlohe-Langenburg, in das Kabinett gelangt. Dieser war Bruder des Begründers der Kunstkammer, Graf Joachim Albrecht.

Der heilige Georg zu Fuß. Albrecht Dürer. Um 1502/03. Graphische Sammlung am Kunsthistorischen Institut Eberhard Karls Universität Tübingen, Museum der Universität Tübingen MUT. © Universität Tübingen, Graphische Sammlung am Kunsthistorischen Institut.

Einen weiteren Schwerpunkt stellt die höfische Lebensart in den hohenlohischen Residenzschlössern dar, wovon ein als Salon eingerichteter Raum einen Eindruck vermittelt. Im 19. Jahrhundert, in Folge der französischen Revolution und dem Ende des Alten Reiches, erstarken das Bürgertum und Städte wie Hall. Zwei bürgerliche Sammlungen, die des Schwäbisch Hällischen Ehrenbürgers Max Kade (1882-1967) mit Kupferstichen und Holzschnitten von Albrecht Dürer (1471-1528) und Hans Burgkmair d. Ä. (1471-1532) sowie Radierungen von Rembrandt (1606-1669) und die Kunstsammlung von Reinhold Würth mit Hauptwerken der Klassischen Moderne und der Gegenwartskunst sind Höhepunkte der Präsentation. Darunter befinden sich Meisterwerke, die der Öffentlichkeit selten oder nie gezeigt wurden, Gemälde und Skulpturen von Baselitz, Beckmann, Hockney, Kiefer und Picasso.

Reichskanzler Schillingsfürst im Alter. Eduard Ballo, 1897. Chlodwig Fürst zu Hohenlohe-Schillingsfürst Schloss Schillingsfürst. © Schloss Schillingsfürst, Foto: Hendrik Zwietasch, Landesmuseum Württemberg.

In der Ausstellung lernt man zudem Hohenloher Persönlichkeiten kennen, die Kulturgeschichte geschrieben haben: Ludwig Aloys von Hohenlohe-Waldenburg-Bartenstein (1765-1829), ein erfolgreicher Feldherr, der jenem Regiment vorstand, aus dem die französische Fremdenlegion hervorging, und der den Tamino in Mozarts Zauberflöte sang; Katharina zu Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst (1817-1893), die im römischen Kloster Sant’Ambrogio Giftanschlägen ausgesetzt war, die Verantwortlichen bei der Inquisition anzeigte und so den Vatikan bis hin zum Papst in Unruhe versetzte; Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst (1819-1900), der eine steile politische Karriere machte und schließlich als Reichskanzler zu einem Nachfolger Bismarcks wurde; Max Kade (1882-1967), der in Amerika mit seinem Hustensaft ein sehr großes Vermögen machte, so dass er seine Heimatstadt Schwäbisch Hall beim Wiederaufbau unterstützen konnte und mit großzügigen Geschenken half, die Kriegsverluste deutscher Museen auszugleichen.

Zur Ausstellung erschien ein 208 Seiten umfassender Begleitband mit zahlreichen farbigen Abbildungen zum Preis von 19,80 €.

Weitere Informationen finden Sie auf der Seite des Landesmuseums Stuttgart.