Jahrestagung der Gesellschaft für Thüringer Münz- und Medaillenkunde e.V. in Arnstadt

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11. Juni 2015 – Die Jahrestagung 2015 der Gesellschaft für Thüringer Münz- und Medaillenkunde findet vom 2. bis 4. Oktober 2015 in Arnstadt statt. Die numismatisch interessierten Besucher erwartet ein umfangreiches und interessantes Tagungsprogramm.

Arnstadt ist eine der ältesten Städte Deutschlands, deren Gründung auf das Jahr 704 zurückgeht. An die 1200 Jahrfeier von 1904 erinnert eine von Paul Fliegner geschaffene Jugendstilplakette, die bei Lauer in Nürnberg geprägt wurde.
Bedeutende Bauwerke, die von der früheren Macht und Herrschaft der Schwarzburger zeugen, sind die vor dem Toren von Arnstadt in Oberndorf  noch als Bergspornburg mit Ringwall erkennbare Käfernburg (Flächendenkmal), das ehemalige Residenzschloss Neideck (heute Ruine), und das als Wittumssitz gebaute Neue Palais, das u. a. neben der bemerkenswerten Porzellansammlung des Fürsten GÜNTHER I. (1678-1740) die einzigartige Ausstellung „Mon Plaisir“ beherbergt. Die Interessenten von Architektur, Kunst, Zeit- und Kulturgeschichte werden sicher auf ihre Kosten kommen. Die Numismatiker sowieso. In Arnstadt bestand schon im Mittelalter eine Münzstätte. Die Äbte von Hersfeld als damalige Landesherren ließen hier Pfennige (Brakteaten) prägen. 1332 erlangten die Grafen von Schwarzburg, die seit 1306 den käfernburgischen Anteil von Arnstadt nebst Schutzvogtei besaßen, den vollen Besitz über Arnstadt. Das Recht hier zu münzen, wurde vermutlich durch König Ludwig dem Bayern in dieser Zeit erteilt. Aus dem 14. Jahrhundert sind eine Vielzahl städtischer Hohlpfennige bekannt, die neben dem Adler (Stadtwappen von Arnstadt) auch den Löwen als Wappentier der schwarzburg-käfernburgischen Landesherren tragen.
Zur Tagung wird ein Sonderheft des Jahrbuches der Gesellschaft zum Thema: „Die mittelalterliche Münzgeschichte des Hauses Schwarzburg-Käfernburg mit einem Anhang hersfeldischer Pfennige“ von Dieter Heus, Naumburg, vorgestellt.

Das Vortragsprogramm wird weitere Beiträge zur Münzprägung der Grafen und späteren Fürsten von Schwarzburg in Arnstadt beinhalten. Nachfolgend ein kurzer numismatischer Abriss: In der Zeit von 1496 bis 1523 ließ GÜNTHER XXXIX., der „Bremer“ (1493-1531) hier zunächst allein und später mit seinem Neffen HEINRICH XXXI. (1493-1526) neben Groschen und Halbgroschen hier in großer Menge Pfennige prägen. Nach dem Tod seines Sohnes HEINRICH XXXII. (1531-1538) fiel die Oberherrschaft mit Arnstadt an die GÜNTHER XL. (1526-1552), der bereits die Unterherrschaft mit Sondershausen als Residenz besaß und deshalb der „Reiche“ genannt wurde. Numismatisch sind vor allem die zwischen 1543 und 1545 entstanden Prägungen nach verschiedenen Münzordnungen interessant. Von 1556 bis 1569 gab es eine enorm produktive Prägeperiode unter  GÜNTHER XLI. (1552-1583), der „Streitbare“ und JOHANN GÜNTHER I. (1552-1586), aus der eine Vielzahl von  Guldengroschen (Talern), Groschen und Spitzgroschen stammt. Ab 1559 ließ GÜNTHER XLI. allein weiter prägen, zuletzt Reichstaler. Kurfürst AUGUST von Sachsen, der 1571 der Reichsmünzordnung beigetreten war, veranlasste als kreisausschreibender Fürst des obersächsischen Reichskreises im Jahr 1572 die Schließung der Arnstädter Münze.

Zwischen 1619 bis 1623 lebte die Münzproduktion in Arnstadt wieder auf. Zunächst ließen hier die Grafen der Sondershäuser Linie gemeinschaftlich bis Mitte 1622 unter verschiedenen Pächtern Kippermünzen prägen, bis unter Wolf Fröhmel, einem der bemerkenswertesten Münzunternehmer Thüringens, ebendort Kippergeld eingeschmolzen und daraus wieder guthaltige Münzen hergestellt wurden.
Die Arnstädter Münzgeschichte endet mit ANTHON GÜNTHER II. (1666-1716), der als einer der bekanntesten Münzsammler seiner Zeit in die Geschichte eingegangen ist. Er gehörte zu den vielen kleinen Münzherren, die in der zweiten Kipperzeit in Größenordnungen Gulden und Teilstücke herstellen ließen, die äußerlich mit entsprechenden Wertangaben nach Zinnaer Fuß markiert waren, diesem jedoch nur in den wenigsten Fällen entsprachen. Gulden von ihm wurden zwischen 1675 und 1682 in Sondershausen, Keula und Arnstadt geschlagen. Nachdem der Kaiser dem Treiben ein Ende gesetzt hatte, ließ ANTHON GÜNTHER in Arnstadt durch Münzmeister Heinrich Christoph Hille Taler, Mariengroschen und Dreier „nach dem Obersächsischen Kreisschluss“ prägen. Der krönende Abschluss der Arnstädter Münzprägung ist der repräsentative Konventionstaler aus dem Jahr 1711, der ihn als Fürst zu Schwarzburg zeigt.

Programm der Jahrestagung 2.-4. Oktober 2015
Freitag, 2. Oktober 2015
15.00 Uhr: Stadtführung im historischen Kostüm, Treffpunkt: Hotel „Goldene Henne“
19.00 Uhr: Abendessen im Kloßhotel „Goldene Henne“

Samstag, 3. Oktober 2015
Tagungsort: Barocksaal im Hotel „Goldene Henne“
09.15 Uhr: Einlass
10.00 Uhr: Begrüßung durch die Vorsitzende Christina Höhn
10.15 Uhr: Dieter Heus: Vorstellung des aktuellen Jahrbuches unter ausgewählten Aspekten: „Die mittelalterlichen Münzen des Hauses Käfernburg-Schwarzburg mit einem Anhang Hersfelder Pfennige aus Arnstadt“
10.45 Uhr: Hannelore Wallendorf: Einführung in die Stadtgeschichte Arnstadt
11.15: Dr. Christiane Hemke: Archäologisch ans Licht gebracht. Mittelalterlicher Silberbergbau im Erzgebirge
12.00: Matthias Grimm: Die Münzprägung der Grafen von Schwarzburg in Arnstadt –
ein Überblick
ca. 12.30 Uhr: Mittagspause
14.00 Uhr: Lothar Koppe: Henneberg und ähnliche Irrtümer
14.45 Uhr: Dr. Jürgen Wild: Zur Zuordnung eines Westthüringer Reiterbrakteaten mit Balkenwappen zur Münzstätte Mihla
15.30 Uhr: Kaffeepause
16.00 Uhr: Richard Peterhänsel: Münztechnik auf Münzen und Medaillen
16.45 Uhr: Vorstellung neuer Literatur, Trends & Interessantes, Diskussion und Kurzbeiträge der Mitglieder, Ausblick Tagung 2016 in Neustadt an der Orla / MMT 2017 in Erfurt
19.00 Uhr: Abendessen im Hotelpark „Stadtbrauerei Arnstadt“

Sonntag, 4. Oktober 2015
10.00 Uhr: Führung durch das Museum „Neues Palais“ mit der Ausstellung: „Mon Plaisir“

Tagungsort und Hotel: Hotel Goldene Henne, Ried 14, 99310 Arnstadt
Tagungspauschale: 15,- Euro für Nichtmitglieder (inkl. Kaffeepause und Getränke)

Rückmeldung bis 20. Juni 2015 (für die Zimmerreservierung) an:
Christina Höhn, Nikolaistraße 25, 04109 Leipzig
Tel. 0341/124 790
E-Mail

Zum Internetauftritt der Gesellschaft für Thüringer Münz- und Medaillenkunde gelangen Sie hier.

Und zur offiziellen Website der Stadt Arnstadt hier.