Irische Sammlermünze zitiert Schriftsteller James Joyce falsch

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18. April 2013 – James Joyce hatte es wirklich nicht leicht mit seinem Epos Ulysses. Als es 1922 erschien, wurde es wegen seiner vermeintlichen Obszönität und Unmoral angefeindet und zensiert. Nach einer Ausgabe in Abschnitten in einer irischen Zeitschrift kam die erste richtige Buchversion gar nicht in Irland heraus – sondern in Paris.

James Joyce im Gespräch mit Sylvia Beach, die Ulysses als erste veröffentlichte, und Adrienne Monnier im Shakespeare & Co. in Paris, 1920. Quelle: Beinecke Rare Book & Manuscript Library, Yale University / Wikipedia.

Heute gilt Joyce unbestritten als einer der wichtigsten Schriftsteller des zwanzigsten Jahrhunderts und als einer von Irlands bedeutendsten Künstlern überhaupt. Die Irische Zentralbank entschied daher, Joyce mit einer 10-Euro-Silbergedenkmünze für Sammler zu ehren. Die Münze zeigt Joyce in einem modernistischen Design, wie es seinem Schreibstil entspricht. Daneben steht ein Zitat aus dem Ulysses.

Doch die Dinge nahmen einen ungünstigen Lauf, als jemand den Text nicht aufmerksam genug las (ohnehin hat der Text eine schwierige Geschichte, und Joyce feilte an jedem einzelnen Wort). Im zweiten Satz wurde irrtümlicherweise ein „that“ eingeschoben: ‘Ineluctable modality of the visible: at least that if no more, thought through my eyes. Signatures of all things THAT I am here to read.’ (Die Stelle stammt aus dem dritten Kapitel, wo einer der Hauptcharaktere, Stephen Dedalus, am Strand von Sandymount Strand in Dublin spazierengeht.)

Die Münzen (Auflage: 10.000) wurden geprägt und in Dublin verkauft, bis der Fehler bemerkt wurde. Die Bank räumte daraufhin den Irrtum ein und bot Käufern an, diese könnten ihre Münzen auch zurückgeben und bekämen den Kaufpreis rückerstattet. Die offizielle Erklärung führte allerdings weiter aus: „Während wir diesen Irrtum bedauern, sollte man sich bewusst machen, dass die Münze eine künstlerische Darstellung des Autors und seines Textes und nicht als wortwörtliche Wiedergabe gedacht ist.“ Dies klingt doch etwas seltsam im Zusammenhang mit einem offensichtlich direkten Zitat aus einem literarischen Meisterwerk.
Die Münze jedenfalls sollte James Joyce ehren – mag er selbst sich nun dadurch geehrt fühlen oder nicht, nach all dem, was er ohnehin schon zu Lebzeiten mitmachen musste mit seinem Ulysses –, und die Sammler kümmerte es nicht. Oder sie haben einfach eine Schwäche für solche Fehler. Am 11. April 2013 begann der Verkauf der Münze durch die Bank of Ireland in Dublin. Am nächsten Tag dankte die Bank ihren Kunden für ihr „beispielloses Interesse an der Münze“ – die bereits ausverkauft war.

Die Münze finden Sie auf der Seite der Irischen Zentralbank.

Das falsche Zitat erregte auch die Onlinecommunity wie auf dem Twitterfeed #james joyce.

Den kompletten Text des Ulysses finden Sie im Gutenbergprojekt.

Eine Karte mit den Schauplätzen des Ulysses in Dublin bietet im Zuge des neuen Ulysses-Hörspiels auch SWR2.