In 80 Münzen um die Welt

Ausstellungsansicht: In 80 Münzen um die Welt. Wien, Kunsthistorisches Museum, Münzkabinett © KHM-Museumsverband.
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Die Ausstellung lässt 16 historische Persönlichkeiten zu Wort kommen, meist Reisende und historische Globetrotter. Im Mittelpunkt stehen aber weniger einzigartige Prunkstücke als vielmehr die kleinen und daher meist unsichtbaren, aber nichtsdestotrotz verzichtbaren Begleiter, nämlich Geldstücke. So werden zu jeder Person jeweils fünf Münzen vorgestellt, die zu jener Zeit in verschiedenen Teilen der Welt in Verwendung waren und sich einmal in deren Geldbörsen befunden haben könnten. Es werden dabei alle Perioden abgedeckt: Der Bogen reicht von Kleopatra über Marco Polo und Wolfgang Amadeus Mozart bis zur österreichischen Weltreisenden Ida Pfeiffer.

Ausstellungsansicht: In 80 Münzen um die Welt. Wien, Kunsthistorisches Museum, Münzkabinett © KHM-Museumsverband.

Historische Globetrotter

Heute kann man beinahe jeden Ort der Welt in 24 Stunden erreichen – erst die Covid 19-Pandemie lässt Reisen wieder zu etwas Besonderem werden. Noch vor 100 Jahren dauerten Reisen oft mehrere Monate und waren nicht ungefährlich. Trotzdem nahm Menschen immer wieder diese Strapazen in Kauf.

In einer musealen Reise durch Raum und Zeit erfahren die Besucher*innen Münzgeschichte(n), verpackt in Reiseanekdoten rund um den Globus. Es werden Gleichzeitigkeit und Vielfalt unterschiedlicher Währungen dargestellt und auch manche Hintergründe erläutert. Mit welchen Münzen bezahlt man auf Madagaskar oder in Indien, während in Kalifornien der Goldrausch herrschte? Ida Pfeiffer hat darauf eine Antwort. Sie unternahm zwei Weltreisen, überquerte drei Ozeane und kam wohl mit über hundert verschiedenen Münzsorten in Berührung.

Ausstellungsansicht: In 80 Münzen um die Welt. Wien, Kunsthistorisches Museum, Münzkabinett © KHM-Museumsverband.

Eine Münze sagt mehr als tausend Worte

Münzen selbst sind Zeitreisende, die oft Jahrhunderte, manchmal sogar Jahrtausende unbeschadet überwunden haben. Hunderte Male gingen sie von Hand zu Hand und konnten in den Taschen ihrer Besitzer*innen enorme Distanzen überbrücken, bis sie verloren und wiedergefunden worden sind, um dann an ihren jetzigen Ort, die Sammlung des Münzkabinetts im Historischen Museum, zu gelangen.

Heute gelten Münzen auch als historische Dokumente, die Zeugnis von vergangenen Kulturen ablegen. Seit ihrer Erfindung vor beinahe 2.700 Jahren sind sie einerseits in ihrer Funktion als Geld unverzichtbar, andererseits trugen sie als erstes Massenmedium der Geschichte Bilder und Aufschriften bis in ferne Länder.

Wer eine Münze richtig lesen kann, sieht mehr als ein kleines Stück Metall. Wenn man genau hinsieht, öffnet sich ein Fenster in die Vergangenheit und man hält ein ganzes Land, seine Kultur und seine Geschichte in Händen. Münzen erzählen nicht nur von Staatsoberhäuptern, von Regierungsformen, von Maßen und Gewichten oder der Kaufkraft der Bevölkerung, sondern auch von Sprache und Schrift, von gestalterischer Ästhetik und von kultureller Identität.

Die Ausstellung zeigt auf überraschende, humorvolle und zugängliche Weise, dass Münzen von der Antike bis zur Gegenwart zu den stillen und wenig beachteten Wegbegleitern von Reisenden gehören. Sie soll Lust darauf machen in die Geschichten der Protagonist*innen einzutauchen und dazu anregen, sowohl ausländische Münzen beim nächsten Urlaub als auch jene in der eigenen Geldbörse genauer zu betrachten – oder wissen Sie, was die 5 Cent-Münze aus Griechenland zeigt?

Kleopatra VII. (reg. 51-30 v. Chr.). Tetradrachme, 36 v. Chr., Antiochia. Wien, Kunsthistorisches Museum, Münzkabinett. Inv.-Nr. GR 34599. © KHM-Museumsverband.

Kleopatra – Die letzte Pharaonin

Kleopatra VII. war die letzte Pharaonen Ägyptens und die wohl mächtigste Frau ihrer Zeit. Ägypten war zwar noch eine Großmacht im Mittelmeerraum, stand aber kurz davor, seine Unabhängigkeit an Rom zu verlieren, wo gerade Bürgerkrieg herrschte. Man könnte sagen, dass Kleopatra ihre Verbündeten instrumentalisierte, indem sie Verbindungen mit ihnen einging. Zunächst war es Caesar, der zu ihren Gunsten in den innerägyptischen Streit um den Thron eingriff, nach dessen Ermordung war sie mit Markus Antonius verbündet, im römischen Bürgerkrieg der Gegenspieler von Octavianus, dem späteren Kaiser Augustus.

Septimius Severus (reg. 193-211) für Iulia Domna. Sesterz, 198-211, Rom. Wien Kunsthistorisches Museum, Münzkabinett. Inv.-Nr. RÖ 14918. © KHM-Museumsverband.

Iulia Domna – Die First Lady

Iulia Domna, geboren in Homs in (Syrien), stammte aus einer wohlhabenden Priesterfamilie. Sie heiratete den in Leptis Magna (Libyen) geborenen Septimius Severus, der vom Garnisionskommandanten von Carnuntum im Jahr 193 n. Chr. zum Kaiser des römischen Imperiums avancierte. Als „First Lady“ Roms war sie Teil der allerhöchsten Kreise, gehörte quasi zum römischen „Jetset“ und lebte in einer globalisierten Welt, wo reisen in – selbst nach heutigen Maßstäben entfernte Regionen – problemlos bewältigt wurden. Als Kaiserin musste sie sich nicht selbst um alltägliche Dinge wie Bezahlungen kümmern, dafür ist ihr Portrait häufig auf Münzen abgebildet.

Zengiden: Sayf al-Din Ghazi II. ibn Mawdud (reg. 1170-1180). Dirham, 1172, Mossul. Wien Kunsthistorisches Museum, Münzkabinett. Inv.-Nr. OR 474. © KHM-Museumsverband.

Benjamin von Tudela – 13 Jahre auf Reisen

13 Jahre lang befand sich der jüdische Kaufmann Benjamin von Tudela auf Reisen. Ausgehend von Spanien über Rom und Josef dem erreicht er 1170 Mossul, damals ein Herrschaftszentrum der Zengiden im heutigen Nordirak. Die zengidischen Herrscher prägten zu dieser Zeit Dirhams, die sich mit ihren häufig astronomischen Motiven von der sonst weitgehend Bildlosen islamischen Münzprägungen deutlich unterscheiden. So lässt sich der Kopf mit dem markanten Haarknoten auf der Vorderseite der Münze als Sol-Personifikation interpretieren, über der zwei kleine geflügelte Wesen schweben die auf Einflüsse aus dem persischen Kulturkreis zurückzuführen sind. Die Rückseite nennt den Emir als „König der Prinzen des Ostens und des Westens“. Auffallend ist die dreiviertel Frontale Ansicht des Kopfes die eine Neubelebung klassischer Stempelschneidekunst darstellt und sich von den starren Bildern auf zeitgleichen byzantinischen Münzen abhebt.

Königreich Portugal, Johannes III. (reg. 1521-1557). Portuguez, 1521/57, Lissabon. Wien Kunsthistorisches Museum, Münzkabinett. Inv.-Nr. 7697bα. © KHM-Museumsverband.

Soliman – Von Ceylon nach Wien – Das traurige Schicksal eines Elefanten

Exotische Tiere zählten im 16. Jahrhundert zu den begehrtesten Geschenken unter Fürsten. Sie wurden aus ihrer weit entfernten Heimat nach Europa gebracht und als diplomatische Präsente weitergereicht. Ein solches Schicksal erlitt auch ein indischer Elefant, den der spätere Kaiser Maximilian II. (reg. 1564-1576) vom portugiesischen Königshaus erhielt. Er stammte aus der Kolonie Kotte in Ceylon (Sri Lanka) und wurde über Goa (Indien) nach Lissabon und weiter an den spanischen Hof nach Valladolid transportiert. Von dort reiste Maximilian mit ihm über Italien, Tirol und Bayern nach Wien. Die Reise dauerte von August 1551 bis März 1552 und führte in zahlreiche Städte und Fürstenresidenzen wo das fremdländische Tier als große Attraktion empfangen wurde. Maximilians Elefant, der heute unter dem Namen Solimann, Beppo und Pepi bekannt ist, verstarb wenige Jahre nach seiner Ankunft in Wien aufgrund nicht artgerechter Haltung.

Hieronymus Priuli, 83. Doge von Venedig (reg. 1559-1567). Zecchino, ohne Jahr, Venedig. Wien Kunsthistorisches Museum, Münzkabinett. Inv.-Nr. MK 20488aα. © KHM-Museumsverband

Domínikos Theotokópoulos, genannt El Greco – Geld für einen luxuriösen Lebensstil

Eine bemerkenswerte Lebensgeschichte bietet auch der griechische Maler, Bildhauer und Architekt Domínikos Theotokópoulos, besser bekannt als El Greco. Er ist eine Paradebeispiel für jene Künstler, die für die Erlangung von Aufträgen ihren Aufenthaltsort mehrfach wechselten. Seine künstlerische Arbeit begann auf Kreta mit der Ausbildung zum Ikonenmaler. Er siedelte nach Venedig über, bevor er sich in Rom niederließ und anschließend nach Spanien gelangte. Trotz gut dotierter Aufträge befand er sich wegen seines Lebensstils oft in finanziellen Schwierigkeiten, weshalb er stets für hohe, eigentlich auch überhöhte Preise kämpfte. Diese sind für viele seiner Bilder bekannt. So malte er zwischen 1596 und 1600 ein Gemälde für das Augustinerkolleg der Dona María de Aragón in Madrid, für das er mit 6.000 venezianischen Dukaten den höchsten Preis erzielte, den er je für ein Gemälde bekam.

Kaiser Joseph II. (reg. 1765/80-1790). Dukaten, 1787, Wien. Wien Kunsthistorisches Museum, Münzkabinett. Inv.-Nr. MK 144999. © KHM-Museumsverband

Wolfgang Amadeus Mozart – Seine Finanzen

Die außergewöhnlichen Erfolge des musikalischen Wunderkindes Wolfgang Amadeus Mozart führten dazu, dass seine Familie mit den unterschiedlichsten Währungen konfrontiert, aber auch vertraut war. Ihre Briefe berichten beredet von den Schwierigkeiten und Wertverlusten, die sich beim häufigen Umwechseln von Geld, wie es damals Reisen bedingten, ergaben. Für die Finanzsituation der Familie Mozart ist die Quellenlage überreich. Anschaulich ist etwa, dass Wolfgang Amadeus bei einem Konzert in Wien mit einem Reingewinn von über 500 Goldgulden rechnen konnte. Das entsprach mehr als einem Jahresgehalt im gehobenen Bürgerstand. Geld lukrierte Mozart auch durch Einnahmen aus Notenwerken. So verkaufte er die Rechte an einer Quartettserie an den Wiener Verleger Artaria für 100 Dukaten.

Kellogg & Co. 20 Dollar, 1854, San Francisco. Wien Kunsthistorisches Museum, Münzkabinett. Inv.-Nr. MK 183876. © KHM-Museumsverband.

Ida Pfeiffer – Meine zweite Weltreise

Diese 20-Dollar-Goldmünze der Firma Kellogg & Co. ist ein direktes Produkt des kalifornischen Goldrausches der 1850er Jahre, den die Wienerin Ida Pfeiffer auf ihrer zweiten Weltreise miterlebte. Aufgrund des neuen Goldvorkommens sollte 1852 eine US-amerikanische Münzstätte in San Francisco errichtet werden, deren Inbetriebnahme sich allerdings verzögerte. So übernahm die Firma Kellogg und Richter den staatlichen Auftrag und produzierte Münzen im Wert von 20 Dollar in Gold. Das Design ähnelt zwar jenem der staatlichen Münzen, die auffälligsten Unterschiede waren jedoch, dass der Firmenname „Kellogg & Co.“ das Wort „Liberty“ im Diadem der Libertas (Personifikation der Freiheit) ersetzte und auf der Rückseite „San Francisco California“ anstelle von „United States of America“ stand.

 

Weitere Informationen zur Ausstellung finden Sie auf der Website des Kunsthistorischen Museums Wien.

2016 präsentierte das KHM Wien ausgewählte Goldstücke des kaiserlichen Numophylaciums.

In unserem Who’s who haben wir den Direktor des Wiener Münzkabinetts, Klaus Vondrovec, vorgestellt.