„Gier frisst FREIHEIT“ – Wenn Geld auf der Straße liegt

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von numiscontrol

30. Oktober 2014 – Kunst auf den Straßen von Berlin ist wohl inzwischen alltäglich geworden. Doch wenn Geld einfach so auf dem Gehweg liegt, ist das etwas Besonderes. In großen Lettern war am 18. September 2014 das Wort „FREIHEIT“ vor einem ehemaligen Kaufhaus in Berlin-Mitte zu lesen. Allerdings nicht mit Farbe oder Kreide aufgemalt, nein, der Schriftzug war aus 48.000, kupfern in der Sonne glänzenden 1-Cent-Stücke gebildet. Viele Passanten gingen erst daran vorbei, stutzten, blieben dann doch interessiert stehen, oder kamen zurück, um sich von der Echtheit der dort liegenden Münzen zu überzeugen. Geld so einfach auf der Straße, wie geht man damit um?

Der Künstler Ralf Kopp mit seinem Werk. Foto: Angela und Reiner Graff.

Anschauen, bestaunen, den Kopf nachdenklich schütteln – und sich dann doch danach bücken, um es in die eigene Tasche zu stecken? Der russische Schriftsteller Fjodor Dostojewski bezeichnete Geld als „geprägte Freiheit“.
Doch wie denkt der einzelne Mensch darüber, wenn er das Wort „Freiheit“ in Form von Geld ungeschützt in der Öffentlichkeit erblickt? Wird nach dem allgemeinen Bestaunen die Gier siegen und das ausgelegte „künstlerische Material“ wieder dem Geldumlauf zugeführt? Das Projekt des Darmstädter Künstlers Ralf Kopp „Gier frisst FREIHEIT“ animierte und provozierte gleichzeitig die Berliner zu den unterschiedlichsten Reaktionen.

Das Experiment lockte die Medien an. Foto: Angela und Reiner Graff.

Während sich die meisten mit dem obligatorischen Handy-Foto begnügten, kam es bei einigen dann doch zum spontanen „Zugriff“. Viele Passanten tauschten Cent-Stücke als Souvenir aus, andere legten sogar noch Münzen hinzu. Das Wort Freiheit begann bunt zu werden. Gerade in Berlin spielt Freiheit eine besondere Rolle, denn in diesem Jahre begehen die Berliner den 25. Jahrestag des Mauerfalls von 1989. Er brachte damals den ehemaligen DDR-Bürgern die Freiheit.

Aus 48.000 Centstücken entstand das Wort „FREIHEIT“ Foto: Angela und Reiner Graff.

Allerdings scheint leider in unserem System das Wort Freiheit unweigerlich mit Geld verbunden zu sein. Die Installation bot die Möglichkeit, über das Verhältnis von Geld, Kunst und Freiheit im Umfeld einer kommerziellen Kunstmesse der immer armen aber in schönster Blüte stehenden Kunststadt Berlin nachzudenken.

Abräumen. Zusammengestellte Kamerafotos von Ralf Kopp. Foto: Ralf Kopp.

Das von der Sammlung Haupt im Rahmen der POSITIONS Berlin präsentierte Experiment: Ralf Kopp „Gier frisst FREIHEIT“, begann am 18. September 2014 um 14:00 Uhr und war bereits am 19.09.2014 um 00:15 Uhr beendet. Viele Menschen konnten einfach nicht widerstehen und hatten zugegriffen. Nachdem sich der Schriftzug im Laufe von wenigen Stunden langsam augelöst hatte, lag am frühen Morgen kein einziges Cent-Stück mehr auf dem Gehweg.

Mehr zu dem künstlerischen Projekt finden Sie auf der Seite Gier frisst.

Das Projekt entstand in Zusammenarbeit mit der Sammlung Haupt.