Ein Besuch der New York International

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von Ursula Kampmann

23. Januar 2014 – Amerikanische Münzbörsen haben eigentlich nichts mit dem gemeinsam, was wir aus Europa kennen. Amerikanische Münzbörsen sind nie reine Verkaufsausstellungen, sondern eine Mischung aus verschiedenen Attraktionen, die Sammler und Händler anziehen. Vorträge, Vereinstreffen, Auktionen, Ausstellungen, es gibt viel, was man bei einer amerikanischen Börse finden kann. Und die New York International hat sich über die Jahrzehnte hinweg zur Luxusvariante der Münzbörsen entwickelt, und das nicht erst, seit sie im Hotel Waldolf Astoria angesiedelt ist.

Blick auf das Empire State Building vom Rockefeller Center aus. Foto: UK.

Die Grundidee war es, für anspruchsvolle Kunden einen exquisiten Rahmen zum Münzkauf zu schaffen. Deshalb fand die New York International jahrelang in der Vorweihnachtszeit statt, wenn die üppige Festbeleuchtung in Kombination mit Tausenden von Läden Hunderttausende von Kurzzeitbesuchern nach Manhattan zieht. Die Händler fluchten über die Preise, die sie für Unterkunft und Verpflegung zahlen mussten. Die Sammler-Ehefrauen genossen es. Und dann setzte der Anschlag vom 11. September dem ein Ende. Denn auch die New York International war im World Trade Center angesiedelt gewesen.

Der Eingang zum Waldorf Astoria. Foto: UK.

Beinahe wäre das Attentat der Untergang der New York International gewesen. Aber die findigen Veranstalter fanden eine neue Lösung. Der Termin konnte nicht gehalten werden. Vor Weihnachten gab es schlicht und ergreifend keinen attraktiven Saal zu bezahlbaren Konditionen. Aber der Januar ist traditionell eher ruhig in New York. Und so findet die Veranstaltung jetzt einen Monat später direkt nach dem Jahresbeginn im alt-ehrwürdigen Hotel Waldorf-Astoria statt und eröffnet so das numismatische Jahr.

Treppenaufgang. Foto: UK.

Das Waldorf-Astoria ist heute Teil der Hilton Gruppe. Der Bau wurde im Art-Déco-Stil 1931 errichtet und ist für Liebhaber des Dekorativen eine wahre Freude. Schon die gigantische Eingangstreppe ist beeindruckend, auch wenn Menschen mit schwerem Gepäck – was Münzhändler häufig sind – den Hintereingang bevorzugen, wo eine Rolltreppe zur Lobby führt.

Die Lobby mit der berühmten Uhr. Foto: UK.

Die Lobby ist das Zentrum des Hauses, vor allem deshalb, weil man hier das exorbitante Geld sparen kann, was man sonst für einen Internet-Zugang auf dem Zimmer ausgeben müsste. Deshalb sitzen Besucher der New York International vom frühen Morgen bis zum späten Abend auf den bequemen Stühlen, um ihre Mails abzufragen. Wer auf der Börse vergessen hat, sich zum Abendessen zu verabreden, kommt einfach kurz vor 19.00 Uhr in die Lobby. Dort treffen sich um diese Zeit alle. Und mit ein bisschen Geduld findet man immer irgendeinen Bekannten, mit dem man seinen Abend verbringen kann.

Dekoration der Aufzugstür. Foto: UK.

Um zur eigentlichen Börse zu kommen, muss man den Aufzug benutzen, der einen im Eiltempo in den 18. Stock befördert.

Registrierung für die New York International. Foto: UK.

Und auch dort dauert es ein Weilchen, bis man den Börsenraum betreten kann. Denn jeder Besucher wird registriert und erhält eine mit dem Namen bezeichnete Eintrittskarte zum Umhängen. Händler und „Early Birds“ werden sogar mit einer Foto-ID versehen.

Die „Early Birds“ erobern den Saal. Foto: UK.

Das Konzept des „Early Bird“ stammt aus den USA: Viele Händler behaupten, die besten Geschäfte machten sie, während die aus aller Welt Ankommenden noch ihre Ware auspacken würden. Dann sei die Zeit, das eine Schnäppchen zu ergattern, das zu billig ausgezeichnet war und die Reise finanziert. Dafür sind sie bereit, das 10fache des normalen Eintritts zu zahlen, 100 Dollar.

Münzbörsen-Organisation in zwei Generationen: Kevin Foley und seine Tochter Patricia. Foto: UK.

Verantwortlich für alles ist Kevin Foley, und das schon seit rund 15 Jahren. Mit seiner ruhigen und bedächtigen Art bringt er auch den nervösesten Münzhändler, der sich über eine fehlende Lampe / Vitrine / Tischdecke / xy aufregen will, wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Er kann stolz darauf sein, dass seine Begeisterung so ansteckend ist, dass jetzt auch seine Tochter in das Geschäft einsteigt, obwohl sie eigentlich Jura studiert hat. Seit 2012 ist sie verantwortlich für die Central States Numismatic Convention. Und auch die New York International muss sich um die organisatorische Zukunft keine Sorgen machen.

Der Starlight-Roof. Foto: UK.

Hauptraum des Geschehens ist das so genannte Starlight Roof, Sternenlicht deshalb, weil der Saal in alten Tagen von einem Glasdach überwölbt wurde, dass einen Blick auf den Nachthimmel erlaubte. Nachdem die New Yorker Glühlampen das natürliche Sternenlicht in den Schatten gestellt haben – und das Waldorf weitere fünf Stockwerke nach oben gewachsen ist, gibt es eine Decke. Aber immer noch strahlt dieser Saal etwas von dem Glamour aus, den er sich in seiner Glanzzeit erworben hat. Hier findet zum Beispiel seit den 50er Jahren der große internationale Debütantinnen-Ball statt, an dem der Nachwuchs der Reichen und Schönen präsentiert wird. Präsidententöchter, Töchter der Rockefellers und Vanderbilts, der Habsburger und Bismarcks, sie alle haben hier zum ersten Mal das gesellschaftliche Parkett betreten.

Freitag Vormittag im Starlight-Roof. Foto: UK.

Doch vom Donnerstag, dem 9. Januar 2014, bis zum Sonntag, dem 12. Januar 2014 beherrschten die Münzsammler und Münzhändler aus der ganzen Welt die Szene.

Freitag Vormittag im Starlight-Roof. Foto: UK.

Einen Tisch an der New York International zu bekommen, ist nicht so ganz einfach. Es gibt eine lange, lange Warteliste. Immer wieder wird ein Tisch frei, aber wer neu dazu kommt, darf nicht einfach ins Starlight-Roof. Er wird zunächst in die kleineren Räume verwiesen, in denen es allerdings ebenso lebhaft zugeht wie im Hauptraum.

Der Stand der MünzenWoche. Foto: UK.

Umso stolzer waren wir von der MünzenWoche, dass wir sofort einen Tisch direkt am Eingang für uns bekamen! Der Anlass dafür war freilich ein trauriger. Hier saß früher Kerry Wetterstrom vom Celator. Nach einer schweren Krankheit hatte er beschlossen, den Celator einzustellen. Was für eine Freude war es, als sich auch Kerry, dem es deutlich besser geht, bei uns einstellte, um uns seine Anerkennung für die MünzenWoche auszusprechen. Überhaupt war es ein Erlebnis zu sehen, welch großer Anhängerschaft sich unser wöchentlicher Newsletter in den USA erfreut!

Der Palm Room. Foto: UK.

Drei weitere Räume gibt es, in denen sich zusammen noch einmal so viele Händler befinden wie im Starlight-Roof.

Fred Pastrone aus Monaco und LLuis Lalana vom Hause Aureo i Calicò in Barcelona. Foto: UK.

Und die Aussteller sind wirklich international. Natürlich kommen über die Hälfte der Firmen aus den USA, aber daneben sind die aktivsten und renommiertesten Münzhändler aus der ganzen Welt vertreten.

Immer umlagert: Der Stand von Künker. Foto: UK.

Auch wenn sehr viele deutsche Händler auf der Börse anwesend waren, einen festen Stand hatten nur drei große Auktionshäuser: Gorny & Mosch, Künker sowie Harald Möller aus Espenau.

Yves Gunzenreiner / Nomos. Foto: UK.

Aus der Schweiz dagegen waren sechs Firmen anwesend. Hier präsentiert Yves Gunzenreiner von Nomos stolz sein Angebot. Und wer gelegentlich den Eindruck hat, dass es im Münzhandel keinen Nachwuchs gäbe, der wurde schnell eines Besseren belehrt.

James Ricks und sein Kollege von Atlas Numismatics. Foto: UK.

James Ricks zum Beispiel ist in der jungen numismatischen Szene nicht nur für seine großartigen Partys berühmt, sondern auch – und darauf legt er Wert;-) – auf die interessanten Münzen, die er verkauft.

Für die Vorbesichtigung der Auktionslose reisen viele Händler schon eine Woche früher an. Foto: UK.

Sechs große, international bekannte Auktionshäuser veranstalten im Rahmen der New York International ihre Auktionen: Heritage, CNG, Stacks-Bowers-Ponterio, Gemini und Kolbe & Fanning, nicht zu vergessen den New York Sale, an dem Baldwin, Dmitry Markov und M&M Numismatics beteiligt sind. Jedes Jahr kommt es zu neuen Rekordergebnissen, über die Sie bei uns in den Auktionsnachberichten lesen können, weswegen ich mir hier eine Übersicht spare.

Ein Blick in den Besichtigungsraum der Kolbe & Fanning Auktion. Foto: UK.

Alles ist unter einem Dach und auf einem Stockwerk. Jede einzelne Firma hat einen Raum, in dem die Lose besichtigt und nach der Auktion abgeholt werden können.

Die Bibliothek von Herb Kreindler wird von Kolbe & Fanning versteigert. Foto: UK.

Jahrelang war Herb Kreindler der meistbeschäftigte Mann in New York. Er verauktionierte für die meisten Firmen. Doch diesmal wurde seine eigene Bibliothek bei Kolbe & Fanning versteigert.

Ein Blick auf das Vortragsprogramm. Foto: UK.

Am Samstag findet traditionell eine ganze Reihe von interessanten Vorträgen von bekannten Numismatikern statt.

Alanus I., König von Bermania. Foto: UK.

Einen witzigen Schlusspunkt setzte wie immer das Treffen von Be.G.O.N, der Bermanian Guild of Numismatists. Es handelt sich um die königliche numismatische Gesellschaft, die von Alanus I., selbsterklärtem König des traditionsreichen Königreichs Bermania präsidiert wird, dessen verlorene Geschichte mühsam aus den nicht vorhandenen Quellen rekonstruiert werden muss. Dieses Jahr präsentierte der König einen Vortrag über den ersten Jesuiten in Bermania, der mit seinen Statuen zu Ehren der sieben Tugenden keinen großen Erfolg feierte, weil die wichtigste Kardinaltugend der Bermanier, der Humor, fehlte.

Und damit sind wir am Ende unseres Besuchs der New York International. Ein Besuch ist jedem angeraten, der sich mit antiken Münzen und Münzen aus aller Welt beschäftigt. Er wird eine andere Welt des Münzhandels kennenlernen. Eine Welt, in der auch vor den Tischen Stühle stehen, damit sich Händler und Sammler ausführlich unterhalten können. Eine Welt, in der die berühmten Sammler, deren Sammlungen als Standardwerke veröffentlicht wurden, unter den ganz „normalen“ Sammlern herumlaufen. Eine Welt von Glanz und Glamour, Humor und numismatischer Freundschaft. Eine Welt, die jedes Jahr wieder Besucher aus aller Welt nach New York zieht.

Die nächste New York International findet vom 8. bis 11. Januar 2015 statt.

Und wenn Sie mehr über das numismatische New York wissen wollen: Nächste Woche berichten wir über die ANS, die American Numismatic Society.

Hier noch einige nützliche Websiten:

Die der New York International.

Die des Waldorf Astoria Hotels.

Achtung, in Zusammenhang mit der Börse, gibt es immer wieder speziell günstige Angebote. Den Buchungscode dafür finden Sie auf der Seite der New York International.

Wenn Sie sich für einen Tisch bei der New York International interessieren, schicken Sie am besten ein Mail an Kevin Foley.

Und auch das Königreich Bermania hat eine eigene Website.