Die Münzen der Königin Isabella II. von Spanien

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von Ursula Kampmann

19. Oktober 2017 – Wenn man an Isabella von Spanien denkt, dann hat man sofort jene selbstständige Frau der frühen Neuzeit vor Augen, die sich selbst einen Gemahl suchte, um ihre Herrschaft über Kastilien zu sichern. Doch nicht diese Isabella ist gemeint. Es gab im 19. Jahrhundert eine Königin gleichen Namens, die rein formal sogar länger herrschte als ihre Namensvetterin.

Patrick O’Connor, The Coins of Queen Isabel II of Spain. A Detailed Study of the Coins, Patterns, and Medals of Her Reign. Aurora Rarities LLC, San Antonio 2017. 294 S., durchgängig farbige Abbildungen, Hardcover, 22,2 x 28,7 cm. ISBN: 978-0-9991616-0-9. US$ 135.

Isabella II. übernahm 1830, im zarten Alter von drei Jahren, die spanische Krone. Ihr Vater hatte eigens für sie das salische Gesetz aufgehoben. Mit 13 wurde sie für volljährig erklärt. Doch die Zeiten waren schwer, das 19. Jahrhundert eine Epoche des Umbruchs, die den Herrschenden vor fast unlösbare Aufgaben stellte. Auch Isabella war überfordert und musste 1868 auf Grund eines Aufstands ihr Land verlassen. Sie floh nach Frankreich und verzichtete dort 1870 zugunsten ihres Sohnes auf die Krone. Danach lebte sie noch fast ein Vierteljahrhundert in Paris.

Ein langes Leben also, eine lange Regierungszeit und eine vielfältige Münzprägung, der sich Patrick O’Connor mit Begeisterung widmet. Er, ein US-Amerikaner, der selbstverständlich sein Sammlerleben mit dem Sammeln von amerikanischen Münzen begann, war fasziniert von der Tatsache, dass über die Münzprägung der spanischen Königin Isabella II. praktisch nichts erschlossen war. So beantwortete er sich seine Fragen selbst und nimmt nun in seinem Buch den Leser mit auf eine faszinierende Entdeckungsreise.

Das Werk beginnt mit dem historischen Teil. Die spanische Geschichte unter der Herrschaft Isabellas wird genauso thematisiert wie ihr eigenes Leben. Erst dann macht sich Patrick O’Connor mit Hilfe der ins Englische übersetzten königlichen Edikte an die Rekonstruktion der numismatischen Geschichte. In einem weiteren Kapitel sammelt er die Informationen, die ihm über die zur Zeit Isabellas tätigen Münzstätten, Stempelschneider und Probierer zugänglich waren. Dieser Teil des Buches wird abgeschlossen von einer Fülle an guten Ratschlägen, mit denen der Sammler anderen Sammlern hilft, sich in das Gebiet einzuarbeiten.

Es folgt der Katalog. Er ist zunächst nach vier Perioden geordnet, die der Autor mit Hilfe der Münzedikte getrennt hat. Innerhalb der Perioden werden die Nominal vom kleinsten zum höchsten aufgelistet. Jeder Typ ist abgebildet und kurz beschrieben – zwar erscheint die Randinschrift, aber auf die Legende wurde verzichtet. Dafür sind die technischen Details bis ins kleinste Detail notiert. In einer Tabelle folgen Prägejahre und Münzstätten. Dabei ist jeder Kombination eine eigene Nummer beigegeben, die zwar die Münze selbst spiegelt – sie ist aus Nominal, Prägejahr und Prägestätte zusammengesetzt, aber die Auffindung einer zitierten Münze im Katalog nicht gerade erleichtert. Wer bestimmte Münzen in diesem Buch noch einmal anhand des Zitats finden will, wird eine fortlaufende Nummerierung sicher schmerzlich vermissen.
Soweit bekannt gibt der Autor für jede Emission die Prägezahlen an. Er teilt eine Seltenheit zu und gibt Anhaltspreise für die wichtigsten Erhaltungsstufen, natürlich ermittelt nach dem amerikanischen System. Auch eine Konkordanz zu den wichtigsten Standardwerken hat Patrick O’Connor nicht vergessen.

Neben den Münzen katalogisiert der Autor auch die Proben und die Medaillen sowie zahlreiche Fantasie-Münzen. Letztere sind numismatisch von größtem Interesse, denn wir verweisen auf frühe Spuren eines Tuns, das wir aus der modernen Numismatik kennen: Private Münzstätten fertigten für Sammler Münzen an, die geradezu schöner sind als die Originale und befriedigen so eine von Sammlerseite bestehende Nachfrage. 

Auch wenn man sich wünschen würde, dass der Autor ein bisschen mehr Wert auf die leichte Auffindbarkeit der einzelnen Stücke verwendet hätte – wie nützlich wäre es z. B., wenn das Inhaltsverzeichnis angeben würde, ab welcher Seite die einzelnen Katalogteile zu finden sind –, ist die Zusammenstellung des Materials, wie sie Patrick O’Connor liefert, höchst wertvoll. Mit Hilfe all dieser Informationen versteht der Leser, wie das Münzwesen unter Isabella II. funktionierte. O’Connor liefert so einen wichtigen Beitrag zur spanischen Geldgeschichte des 19. Jahrhunderts. Und dazu gibt er dem Münzhandel einen neuen Katalog, der bald zur Standardreferenz werden wird, auch wenn noch mancher eilige Benutzer bei seinem Gebrauch heftig fluchen wird.

Zu bestellen ist dieses Buch für 135 $ bei Kolbe & Fanning.