Bankengeschichte – Wie sie wurden, was sie heute sind…

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von Ursula Kampmann

10. Juli 2014 – Sie haben keinen allzu guten Ruf, jene Bänker, die am Computerbildschirm in einer halben Stunde mehr verzocken als ein braver Bürger in einem ganzen Leben erarbeiten kann. Aber dieses heute oft benutzte Klischee ist nur eine Momentaufnahme, die sich noch dazu auf einen umstrittenen Teilbereich des Bankenwesens beschränkt. Die moderne Wirtschaft braucht Banken, und die Wirtschaft der frühen Neuzeit hat sie genauso gebraucht, damals als Bänker noch Bankiers hießen, und der Schuldner statt eines Kreditvertrags einen Wechsel unterschrieb. Und wie heute gab es verantwortungsbewusste Bankiers und solche, die alles taten für den persönlichen Profit. Sie sorgten für eine stabile Währung oder spekulierten mit Währungsturbulenzen. Ein Blick in die Geschichte zeigt, wie unser modernes Bankenwesen entstanden ist.

Dieter Lindenlaub, Carsten Burhop, Joachim Scholtyseck (Hrsg.), Schlüsselereignisse der deutschen Bankengeschichte. Franz Steiner Verlag, Stuttgart, 2013. 24,5 x 18,2 cm, 581 S. Hardcover. ISBN: 978-3-515-10446-3. 36 Euro.

Der Parforce-Ritt durch die Bankengeschichte beginnt mit einem Paukenschlag, mit dem ersten Großvertrag, den das Augsburger Bankhaus der Fugger mit einem Fürsten abschloss. 150.000 Gulden erhielt Sigismund der Münzreiche am 9. Juni 1488. Als Sicherheit dienten die reichen Silbervorkommen von Hall in Tirol. Kredit für die Regierung, damit ist eine Entwicklungslinie eröffnet, auf der sich das frühneuzeitliche Bankenwesen entfalten sollte. Der zweite Erzählungsstrang beschäftigt sich mit dem, was wir heute als Zentralbank kennen. Hier geht es um die Geldsicherheit und Einheitlichkeit, um ein gesundes Mittel zwischen Inflation und Deflation, um das Gestalten der Währung eben. Erste Station auf dem Weg zum sicheren Geld ist das Jahr 1559, als wieder eine kaiserliche Reichsmünzordnung scheiterte.
In 34 Kapiteln spannt das Buch den historischen Bogen bis zur Finanzkrise von 2008. Der Schwerpunkt liegt dabei natürlich ein wenig auf der Gegenwart, aber auch das oft etwas missachtete 19. Jahrhundert wird ausführlich behandelt. Es stammen sechs Beiträge aus der Zeit vor 1800, neun aus dem 19. Jahrhundert, sechs aus der Zeit bis zum Zweiten Weltkrieg und dreizehn aus unserer Gegenwart, der Zeit seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs.

Wer sich nicht abschrecken lässt von der Gewohnheit der Wirtschaftshistoriker, nicht ein einziges klägliches Bild zu benutzen, – (igitt, wir wollen dem Leser doch nicht etwa die Lektüre ein bisschen leichter machen!) – der wird überrascht sein, wie lebendig Geschichte wird, wenn man Details kennt. So wäre das Bankhaus der Oppenheimer beinahe zusammengebrochen, weil ein judenfeindlich eingestellter Erzbischof einem Oberst glaubte, dass Samuel Oppenheimer einen Mörder gedungen habe, seinen Konkurrenten Samson Wertheimer zu beseitigen. Auf den Rat seines Erzbischofs ließ der Kaiser sofort Samuel Oppenheimer und seinen Sohn ins Gefängnis werfen, was alle Geschäftspartner von Oppenheimer und Söhne um ihre Einlagen zittern ließ. Es spricht für die Finanzkraft des Hauses, dass die Firma nicht nur in der Lage war, ihren Chef für 500.000 Gulden Kredit freizukaufen, sondern auch durch rasche Begleichung der Verbindlichkeiten die Glaubwürdigkeit des Bankhauses wieder herzustellen. So zu lesen in Peter Rauschers Beitrag „Der Fall der Oppenheimer und Gomperz 1697“.

Es sind meist um die 10 Seiten, die ein einzelnes Schlüsselereignis darstellen. Und so kann man das eigentlich ziemlich gehaltvolle Buch wohl proportionieren – und bei der Lektüre unsagbar viel über Geld und Geldgeschichte lernen.

Ach ja, und vielleicht lernen auch die Wirtschaftshistoriker irgendwann, dass sie ihre unglaublich interessanten Publikationen noch etwas attraktiver für den Leser gestalten könnten, wenn sie sich einmal mit einer sinnvollen Bebilderung beschäftigen würden. Aber so lange das Institut für Bankengeschichte die Publikation zahlt, muss man ja nicht um Leser werben …

Das Buch können Sie auf der Seite des Franz Steiner Verlags finden.