Ada Tepe – das älteste Goldbergwerk Europas

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27. April 2017 – Das Kunsthistorische Museum widmet dem ältesten Goldbergwerk Europas und den daraus hervorgegangenen Schätzen der Bronzezeit eine Ausstellung auf der Basis aktuellster Forschung. Die Ausstellung „Das erste Gold. Ada Tepe: Das älteste Goldbergwerk Europas“ zeigt bis 25. Juni 2017 mehr als 300 Gold-, Silber- und Bronzefunde aus 14 bulgarischen Museen, die die BesucherInnen in ein prähistorisches Zeitalter entführen.

Landkarte. © OREA.

Der unscheinbare Name Ada Tepe steht für einen archäologischen Sensationsfund. Im bulgarischen Rhodopengebirge wurde das einzige bekannte prähistorische Goldbergwerk Europas entdeckt.

Ausstellungsansicht. © KHM-Museumsverband.

Von rund 1500 v. Chr. bis zum Ende der Bronzezeit um etwa 1000 v. Chr. wurde hier der Abbau des Edelmetalls betrieben. WissenschaftlerInnen der Österreichischen und der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften erforschen seit 2016 die dort gemachten Funde und sind möglicherweise der Quelle des Goldes für die sagenhaften Reichtümer von Mykene und Troia auf der Spur.

Ausstellungsansicht. © KHM-Museumsverband.

Ausgewählte Objekte aus Bulgarien werden nun erstmals in der Ausstellung „Das erste Gold“ gezeigt. Eine virtuelle Rekonstruktion und Funde vom Goldabbau und der zugehörigen Bergwerkssiedlung beleuchten den kulturellen Hintergrund und das tägliche Leben der Menschen auf dem Ada Tepe vor rund 3500 Jahren.

Der Schatz von Valcitran. Späte Bronzezeit, 2. Hälfte 2. Jt. v. Chr. Sofia, Bulgarische Akademie der Wissenschaften, Nationales Archäologisches Institut mit Museum. © Krassimir Georgiev, NAIM.

Das Zentrum der Schau bildet der Schatzfund von Valcitran. Der größte Schatz der Bronzezeit besteht aus einem Ensemble von 13 Objekten mit insgesamt etwa 12,5 kg Gold. Er zeugt vom Reichtum und von den technischen Fähigkeiten der damaligen Zeit.

Ausstellungsansicht. © KHM-Museumsverband.

Die Kontinuität der Bedeutung des bis zu 3500 Jahre alten bulgarischen Goldes wird in der Ausstellung mit Meisterwerken aus der spätklassischen / hellenistischen und römischen Epoche dargestellt.

Gussform für ein Szepter, zweiteilig. Pobit Kamak, späte Bronzezeit, 2. Hälfte 2. Jt. v. Chr. Sofia, Bulgarische Akademie der Wissenschaften, Nationales Archäologisches Institut mit Museum. Stein; L. 32,4 cm, Gew. 7,327 kg. Inv.-Nrn. 5083a, kyrillisch B. © Krassimir Georgiev, NAIM.

Produktion für Eliten und Gaben an die Götter

Die Entdeckung der Goldmine im Ada Tepe erlaubt einen bisher nicht dagewesenen Einblick in das aufwendige und mühsame Verfahren der Goldgewinnung in prähistorischer Zeit. Erstmals wird ein Fund von Gussformen aus dem Ort Pobit Kamak in vollem Umfang präsentiert. Er eröffnet BesucherInnen einen Blick in die Werkstatt eines Meisterbetriebes für Insignien und Werkzeuge.

Ochsenhautbarren. Cerkovo, späte Bronzezeit, 2. Hälfte 2. Jt. v. Chr. Kupfer; L. 58 cm, Gew. 26 kg. Burgas, Regionales Historisches Museum, Inv.-Nr. 2874. © Krassimir Georgiev, NAIM.

Prämonetäre Geldformen wie beispielsweise Rohstoffe und Barren sowie Meisterwerke aus Gold und Bronze wurden dabei sowohl für die Eliten der damaligen Zeit als auch als Gaben an die Götter produziert.

Ausstellungsansicht. © KHM-Museumsverband.

Die Ausstellung beleuchtet auch die Funktion des Goldes als Statussymbol für die Eliten. Geräte und Schmuckstücke aus Edelmetall dienten bereits damals der Repräsentation und Selbstdefinition in der Gesellschaft und wurden in Gräbern als reiche Beigaben für das Jenseits deponiert.

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Schmelze Ada Tepe, späte Bronzezeit, 2. Hälfte 2. Jt. v. Chr. Kardazali, Regionales Historisches Museum. Gold; Dm. 0,4 x 0,3 cm, Gew. 0,6 g. Inv.-Nr. 13326. © Krassimir Georgiev, NAIM.

Überregionale Kontakte und internationale Beziehungen

Erste archäometrische Untersuchungen des Goldvorkommens im Ada Tepe sowie von bearbeiteten Goldobjekten von verschiedenen anderen Fundstellen erlauben den ExpertInnen erste Schlussfolgerungen, wer die Abnehmer und Verwerter des hier gefundenen Goldes waren.

Lockenring Trojanovo. 2. Viertel 3. Jt. v. Chr. Radnevo, Archäologisches Museum „Maritsa Iztok“. Gold; Dm. 1,45 cm, Gew. 12,9 g. Inv.-Nr. 712. © Krassimir Georgiev, NAIM.

Detaillierte technologische Untersuchungen der präsentierten Goldschätze belegen dabei die Kompetenz und das hochspezialisierte Wissen der bronzezeitlichen Goldschmiede. Der Handel mit Gold und Metallen förderte überregionale Kontakte und internationale Beziehungen.

Ausstellungsansicht. © KHM-Museumsverband.

Funde aus dem Mittelmeerraum, z.B. für die mykenische Kultur charakteristische Schwerter, belegen den intensiven Austausch mit den benachbarten Hochkulturen.

Ausstellungsansicht. © KHM-Museumsverband.

Rohstoffquelle für die sagenhaften Reichtümer von Mykene und Troia?

Die Erforschung des Ada Tepe wird von einem umfassenden Netzwerk internationaler und interdisziplinärer wissenschaftlicher Einrichtungen untersucht. Die WissenschaftlerInnen des Instituts für Orientalische und Europäische Archäologie (OREA) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, des Nationalen Archäologischen Instituts mit Museum, Bulgarische Akademie der Wissenschaften, Sofia (NAIM) und des Curt-Engelhorn-Zentrums für Archäometrie in Mannheim hoffen, mit der Untersuchung der Goldmine und bedeutender Funde aus der Bronzezeit in Bulgarien Antworten auf höchst spannende Fragen zu finden.

Kantharos Valcitran, späte Bronzezeit, 2. Hälfte 2. Jt. v. Chr. Sofia, Bulgarische Akademie der Wissenschaften, Nationales Archäologisches Institut mit Museum. Gold; H. 22,4 cm, Dm. 28,2 cm, Gew. 4,395 Kg. Inv.-Nr. 3192. © Krassimir Georgiev, NAIM.

Die räumliche Nähe der Goldmine zu den bedeutenden Zentren der damaligen Epoche spricht dafür, dass es sich bei dem Gold vom Ada Tepe tatsächlich um jenen Rohstoff handelt, aus dem die sagenhaften Schätze des Goldes von Troia oder der mykenischen Gräber gefertigt worden sind.

Der Schatz von Valcitran. Späte Bronzezeit, 2. Hälfte 2. Jt. v. Chr. Sofia, Bulgarische Akademie der Wissenschaften, Nationales Archäologisches Institut mit Museum. © Krassimir Georgiev, NAIM.

Dass die Distanzen damals sicherlich bewältigt werden konnten, belegen Importe von für den Mittelmeerraum charakteristischen Gegenständen wie den weithin geschätzten mykenischen Schwertern. Bemerkenswert sind auch die reichen Ressourcen des Ada Tepe mit bis zu sieben bis acht Kilo Gold pro Tonne Gestein.

Spiralröllchen (Haarschmuck). Ovcari, Mitte 2. Jt. v. Chr. Radnevo, Archäologisches Museum „Maritsa Iztok“. Gold; L. 1,3 cm, Gew. 2,37 g. Inv.-Nr. 928/3. © Krassimir Georgiev, NAIM.

Nicht zuletzt sollen die Untersuchungen Aufschluss darüber geben, um welche Gesellschaften es sich in der Gebirgsregion im Südosten Bulgariens gehandelt hat, noch lange bevor die Thraker diesen Raum besiedelten.

Ausstellungsansicht. © KHM-Museumsverband.

In der vom NAIM, der ÖAW und dem Kunsthistorischen Museum gemeinsam konzipierten Ausstellung werden die aktuellsten Forschungsergebnisse präsentiert.

Ausstellungsansicht. © KHM-Museumsverband.

Die Ausstellung wird von einem umfassenden Rahmenprogramm mit Vorträgen, Führungen und einem Thementag inkl. Schauwerkstatt der Wiener Gold- und Silberschmiede begleitet.

Ausstellungsansicht. © KHM-Museumsverband.

Kuratiert wurde die Ausstellung von Hristo Popov, Vizedirektor des Bulgarischen Nationalen Archäologischen Instituts mit Museum, Barbara Horejs, Direktorin des Instituts für Orientalische und Europäische Archäologie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Stefan Alexandrov, Bulgarisches Nationales Archäologisches Institut mit Museum und Georg Plattner, Direktor der Antikensammlung des Kunsthistorischen Museums.

Mehr über die Ausstellung und das Museum erfahren Sie auf der Seite des Kunsthistorischen Museums Wien.

Zum Ada-Tepe-Forschungsprojekt können Sie sich auf der Seite des Instituts für Orientalische und Europäische Archäologie informieren.