Bericht: 6. Österreichischer Numismatikertag 2014 in Hall in Tirol

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26. Juni 2014 – Am Mittwoch, 14. Mai 2014, abends begann der 6. Österreichische Numismatikertag im Behaimsaal der Burg Hasegg in Hall in Tirol. Meinrad Pizzinini entführte die zahlreichen Zuhörer des Eröffnungsvortrages in die Geschichte und Kulturgeschichte des Tiroler Bergbaus zur Zeit Maximilians I. Nach dem ersten offiziellen, wissenschaftlichen Teil gingen Numismatiker und jene, die es werden wollen, beim gemeinsamen Abendessen im Gasthaus Schwarzer Adler in der Haller Altstadt zum gesellschaftlichen Teil über.

Das Auditorium beim Eröffnungsvortrag.

Pünktlichst um 9 Uhr, unter dem Vorsitz des Präsidenten der Tiroler Numismatischen Gesellschaft Werner Nuding, startete der Vortragsreigen der von Auswertungen flavischer Münzfunde (Martin Ziegert) über Falschmünzer (nicht Fälscher) ins Niemandsland des Lagertals (Helmut Rizzolli) führte. Nach einer Kaffeepause und dem Vorsitzwechsel auf Helmut Rizzolli führten die Redner, zur Verbreitung und Verwendung byzantinischer Münzen in Westfalen-Lippe (Alena Tenchova) und dem Erfolg der Tiroler Taler während der Türkenzeit in Ungarn (János Buza) zum letzten 20minütigen Beitrag, der den über 60 Anwesenden die Aspekte der österreichischen Medaillen des Ersten Weltkrieges (Bernhard Prokisch) näherbrachte.

v.l.: Rizzolli, Ziegert, Tenchova, Buza, Prokisch.

Ausgestattet mit vielen neuen Informationen und Anregungen zum Gedankenaustausch ging es in die Mittagspause, in der der Erbauer der Walzenprägemaschine Werner Nuding und Andreas Ablinger vom Salzraum Hall, durch die Haller Münze führten. Erklärt wurde neben der Geschichte der Münze alle technischen Gerätschaften des Museums.

Frisch gestärkt und mit einer Pünktlichkeit, die wirklich mustergültig war, brachte auch das Nachmittagsprogramm neues Wissen. Mit Bernhard Prokisch als neuem Vorsitzen des ersten Nachmittagsblockes erzählte das Tiroler Notgeld über seine Bedeutung als Kleingeldersatz (Daniela Pfennig) und Geld in Abrechnungen – mit 2 Beispielen aus Tirol und Bayern (Hubert Emmerig) zur Frage Notgeld, Probe oder Fälschung der Gemeinde Garmisch? (Michael Herrmann).

Abwechslungsreich war das Schlagwort für den ersten Tag der Vorträge, und natürlich wurde dieses Konzept auch unter dem Vorsitz von Michael Alram konsequent weitergeführt. Leider musste die Vortragende Hanne Maier ihren Beitrag kurzfristig absagen, aber die Themen Münz- und Geldpolitik der Tetrarchenzeit und Constantins I. (Karl Strobel) und die Analyse protestantischer Arbeitsethik an Hand niederländischer und österreichischer Münzen des Eurozeitalters erzeugten auch genug Stoff für die Diskussionen beim anschließend vom Veranstalter, der Tiroler Numismatischen Gesellschaft, ausgerichteten Umtrunk.

v.l.: Emmerig, Herrmann, Pfennig, Strobel, Mühlbacher.

Alles in allem war der erste der beiden Vortragstage ausgezeichnet besucht, mit sehr ausführlichen, informativen Referaten bestückt und eröffnete auch neue Bereiche der Numismatik, mit denen sich der einzelne vorher nicht beschäftigt hat.
Den Vorsitz über den ersten Vormittagsblock am Freitag übernahm Hubert Emmerig. Es führten die numismatischen Wege zur Wissenschaftlichkeit der modernen Museen (Emanuele Sbardella), über Joseph Eckhel und sein numismatisches Netzwerk (Bernhard Woytek & Daniela Williams) zum Inventar des k. k. Hauptmünzamtes des Jahres 1768 (Anna Fabiankowitsch) zur vormittäglichen Kaffeepause. Durch den zweiten Block begleitete Reinhard Wolters zur Mittagspause. Vorher aber noch die Themen, Schatzfund keltischer Goldmünzen von einem unbekannten mittelböhmischen Fundort (Jiri Militky) und die Katalogisierung der sasanidischen Münzen des Malek-Museums in Teheran (Ehsan Shavarebi).

v.l.: Emmerig, Sbardella, Militky, Fabiankowitsch, Williams, Woytek, Shavarebi, Wolters.

Dank eines Einsehens des Wettergottes konnte die in der Mittagspause durchgeführte Stadtführung ohne Schirm auskommen. Fazit: Hall hat das Salz reich, die Stadtmauer sicher und die Münze einflussreich gemacht – aber leider nur bis zum Ende des 18. Jahrhunderts.

Zeitsprünge wurden an den 2 Tagen immer wieder vollzogen, auch der erste Nachmittagsblock – geleitet von Nikolaus Schindel – machte da keine Ausnahme. Start war im 13. Jahrhundert mit einem Gerichtsurteil über die Brakteaten der Herren von Schlotheim (Jürgen Wild), dann ein Sprung zurück in die Spätantike zu den Nachahmungen römischer Münzen im sogenannten Barbaricum (Klaus Vondrovec), und dann in die frühe Neuzeit zur Datierung der Gepräge der Stadt Straßburg anhand der Prägetechnik (Martin Ulonska).

Weiter im Programm führte nach einer Kaffeepause Bernhard Woytek zur Münzprägung Kaiser Neros (Andrea Casoli), dem Beitrag zur Geldpolitik Leopold I. und seiner Söhne in Mähren (Dagmar Grossmanová) und last but not least zu einer Neubewertung der kushano-sasanidischen Münzprägung.

v.l.: Vondrovec, Casoli, Woytek, Grossmannova, Ulonska, Wild, Schindel.

Das offizielle Vortragsprogramm endete am Freitag, aber zahlreiche Beteiligte blieben noch eine Nacht länger in Hall, um sich am Samstagvormittag gemeinsam und auf Einladung des Kunsthistorischen Museums das Schloss Ambras mit der Wunderkammer und dem Hochschloss anzusehen.

Die Gruppe in Schloss Ambras.

Abschließend sei an dieser Stelle noch allen Teilnehmern für ihr Kommen, den Vortragenden für ihre spannenden Referate und der Institutionen und Sponsoren gedankt, die diesen 6. Österreichischen Numismatikertag ermöglicht und zum Erfolg geführt haben. Besonderer Dank gilt der Hall AG und dem Team der Münze Hall unter Werner Anfang.